Historical Saison Band 18
noch etwas sagen, dann überlegte sie es sich anders und schüttelte ernst den Kopf. Einen Moment später fügte sie hinzu: „Er wollte, dass Sie die Möglichkeit haben, einen ehrenhaften jungen Gentleman zu treffen. Es war sein Wunsch, dass Sie Sophia die ganze Saison über begleiten. Auch Sophia wäre tief enttäuscht, wenn Sie dies ablehnten. Wie Sie wissen, empfindet sie für Sie dasselbe wie für eine Schwester.“
„In diesem Fall bin ich natürlich überglücklich, ihr Gesellschaft zu leisten, Madam“, versicherte Georgiana. „Überdies erhalte ich dadurch die einmalige Gelegenheit, mehr über die drei Verdächtigen in Erfahrung zu bringen.“
„Auf keinen Fall!“, widersprach die alte Dame mit unmissverständlicher Entschiedenheit. „Sie haben mehr als genug getan. Ich werde das, was Sie in Erfahrung gebracht haben, an die Ermittler in der Bow Street weiterleiten, deren Aufgabe es ist, sich um solche Verbrecher zu kümmern.“
„Zum jetzigen Zeitpunkt die Konstabler einzuschalten, könnte sich als schwerer Fehler erweisen“, gab Georgiana zu bedenken. Auch in Gegenwart der strengen und äußerst resoluten Countess hatte sie sich nie gescheut, ihre Meinung zu bekunden. „Schließlich wollen wir auf keinen Fall einen der drei Männer darauf aufmerksam machen, dass wir ihn für verdächtig halten. Nein, ich denke, wir sollten abwarten, bis wir mehr herausgefunden haben … und einen eindeutigen Beweis in Händen halten, wer der tatsächliche Drahtzieher des Überfalls ist.“
„Wenn Sie denken, ich würde nach dem, was Sie mir heute offenbart haben, eine weitere Beteiligung Ihrerseits gutheißen, irren Sie sich, mein Kind! Sie haben bereits Ihr Leben aufs Spiel gesetzt, ganz zu schweigen von Ihrem guten Ruf.“
„Ich habe nicht erwogen, in diesem kritischen Augenblick selbst einzugreifen, Madam. Ich dachte eher daran, die Hilfe meines treuen Dieners Digby in Anspruch zu nehmen. Es wäre klüger gewesen, ich hätte ihn schon beim ersten Mal mit nach London genommen und ihn nicht Däumchen drehend in Gloucestershire zurückgelassen.“
„Ihr Diener?“ Die alte Dame wirkte sichtlich irritiert. „Von welchem Nutzen sollte er denn dabei sein?“
„Er wurde in London geboren und ist dort aufgewachsen, Madam“, erläuterte Georgiana. „Die ersten achtzehn Jahre seines Lebens hat er sich in den gesetzlosesten Vierteln der Stadt durchgeschlagen. Nachdem er eines Diebstahls überführt worden war, wurde er zur Armee zwangsverpflichtet. Die Alternative wäre das Newgate-Gefängnis, wenn nicht gar der Galgen gewesen.“
„Gütiger Himmel!“, murmelte die Witwe. „Was um alles in der Welt hat Ihren verstorbenen Großvater dazu getrieben, einen solchen Mann einzustellen?“
„Oh, das lässt sich leicht erklären, Madam“, antwortete Georgiana, belustigt darüber, wie entschieden die Countess, die keinesfalls leicht zu erschüttern war, ihr Missfallen bekundete. „Digby war mit Papa in Amerika. Er nahm es auf sich, die Habseligkeiten meines Vaters persönlich nach England zurückzubringen. Großvater war von diesem selbstlosen Handeln so gerührt, dass er ihm eine Anstellung im Vikariat anbot. Seitdem war Digby nie wieder in Schwierigkeiten verwickelt. Überdies ist er mir unsagbar treu ergeben.“
„Das lässt sich nicht bestreiten“, räumte die Witwe ein. „Aber was soll er Ihrer Ansicht nach tun? Er war doch über zwanzig Jahre nicht mehr in London.“
„Das weiß ich, Madam. Aber ich bin mir sicher, dass er sich rasch wieder mit seinen alten Lieblingsplätzen vertraut machen wird. Möglicherweise hat er sogar das Glück, den einen oder anderen Bekannten aus früheren Tagen zu treffen.“
„Reden Sie nur weiter, mein Kind“, ermunterte die Countess die junge Frau. „Die Sache fängt an, mich zu interessieren.“
„Wer auch immer die Grenville-Diamanten gestohlen hat, musste sie irgendwie verkaufen. Kein ehrbarer Juwelier hätte sie auch nur mit spitzen Fingern angerührt. Der Schmuck ist viel zu bekannt und zu leicht wiederzuerkennen. Daher bleiben nur zwei Möglichkeiten – entweder wurden die Schmuckstücke an einen zwielichtigen Händler weitergegeben, der die Steine neu eingefasst hat, oder sie wurden ins Ausland geschmuggelt.“
Die Witwe dachte einen Moment nach. „Ja“, stimmte sie schließlich zu. „Ich glaube, da sind Sie auf eine richtige Spur gestoßen, meine Liebe. Was sollen wir also Ihrer Meinung nach tun?“
„Wir sollten die Staatsgewalt weiterhin außen
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