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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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wiedersehen. Das allerdings war ihre eigene Schuld. Aufgewühlt und unfähig, in seiner Gegenwart einen klaren Gedanken zu fassen, hatte sie einen dummen Fehler begangen. Allein diese Erkenntnis war ihr zu spät gekommen. Er hingegen wusste genau, was er wollte. Immerhin hatte er auch zehn Jahre Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Und aus diesem Grund hatte er die Chance ergriffen, als sie sich ihm bot, und war das Risiko eingegangen, ihr sein Herz zu offenbaren. Ihr indes fehlte der Mut, es ihm gleichzutun. Dieses Wissen war wie ein düsterer Schatten, der auf ihrer Seele lag.
    Auf dem Flur zum Kinderzimmer schallten ihr nicht wie sonst fröhliche Stimmen entgegen und einen Augenblick lang fragte sie sich, ob die Kinder vielleicht zum Spielen nach draußen gegangen waren. Dann vernahm sie eine Männerstimme.
    „… und der Tiger fauchte und entblößte seine großen weißen Fangzähne …“
    Viviens Herz tat einen Satz. War das denn möglich? Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür, lugte durch den Spalt und verharrte reglos vor Verblüffung. Max saß auf einem Stuhl vor dem Kamin mit neun Kindern zu seinen Füßen, die ihm gebannt lauschten. Sie waren so vertieft in seine Erzählung, dass niemand außer Miss Dawson Viviens Anwesenheit bemerkte. Die Gouvernante wollte aufstehen, doch Vivien bedeutete ihr rasch, sitzen zu bleiben, schlüpfte leise ins Zimmer und setzte sich auf einen freien Stuhl.
    „… die Jäger kamen immer näher …“
    Der Anblick der kleinen Szene amüsierte und berührte Vivien gleichermaßen. Dass Max überhaupt hier saß, war schon eine unerwartete Freundlichkeit und doch schien er sich ausgesprochen wohlzufühlen. Hugh hatte sich im Umgang mit Kindern nie so unbeschwert gezeigt, nicht einmal bei seinem eigenen Nachwuchs.
    „… und der Tiger sprang auf den erstbesten Jäger zu. Er hatte die Klauen ausgefahren, um zuzuschlagen …“
    Unwillkürlich kam ihr in den Sinn, dass Max einen wunderbaren Vater abgeben würde. Der Gedanke war ergreifend, doch er verstärkte auch das Gefühl des Verlustes. Du hast ihn dieses Mal nicht verloren, korrigierte sie sich, sondern deine Chance ausgeschlagen.
    „… der Jäger wich nicht vom Fleck und schoss. Die mörderische Bestie gab ein furchterregendes Brüllen von sich, als der Schuss ihr Herz durchbohrte. Gleich darauf krachte sie schwer zu Boden, nur wenige Schritte von dem Mann entfernt. Sie lag ganz reglos, mit offenen blicklosen Augen, die Lefzen immer noch zu einem Fauchen zurückgezogen. Der Menschenfresser von Mulgore war tot.“
    Noch eine ganze Weile, nachdem er seine Erzählung beendet hatte, herrschte gebanntes Schweigen. Die Kinder blickten Max stumm mit großen Augen an, ehe sie in spontanen Beifall ausbrachen. Mit überschäumendem Herzen schloss sich Vivien ihnen an. Max schaute auf, entdeckte sie und erhob sich sofort.
    „Lady Hastings. Ich habe Sie gar nicht bemerkt.“
    „Ich wollte nicht stören.“ Ihr gelang ein Lächeln. „Ich habe nur das Ende gehört, aber es scheint eine wundervolle Geschichte zu sein.“
    John gesellte sich zu ihnen. „Oh ja, Mama. Zu schade, dass du den größten Teil versäumt hast.“
    „Mach dir nichts draus, Mama, wir können dir den Rest ja erzählen“, meinte Rachel.
    „Darauf freue ich mich schon.“
    John sah zu Max auf. „Werden Sie uns noch weitere Geschichten über Indien erzählen, Mr Calderwood? Natürlich nur, wenn Sie Zeit haben.“
    Die anderen Kinder unterstützten diese Bitte lauthals. Max betrachtete die hoffnungsvollen Gesichter lächelnd.
    „Gerne.“
    „Werden Sie uns dann morgen wieder eine Geschichte erzählen, Sir?“
    Vivien tauschte einen Blick mit der Gouvernante. Miss Dawson war aufgestanden, um die Kinder mit der Bemerkung, sie sollen nicht zu aufdringlich sein, davonzuscheuchen.
    Als Vivien mit Max das Zimmer verließ, warf sie ihm einen entschuldigenden Blick zu. „Es tut mir leid. Mein Sohn kann zuweilen ein rechter Plagegeist sein.“
    „Er ist kein Plagegeist. Er ist lediglich wissbegierig.“
    „So kann man es auch ausdrücken. Ich fürchte jedoch, er wird dir nicht mehr vom Leib rücken.“
    „Ich habe die Gesellschaft der Kinder genossen“, sagte er. „Wer könnte einem solch treuherzigen, aufmerksamen Publikum schon widerstehen?“
    „Du konntest sie ganz gewiss um den kleinen Finger wickeln. Scheinbar hast du eine regelrechte Begabung dafür.“
    „Ich habe nur erzählt, was ich mit eigenen Augen gesehen habe.“
    „Du hast es für sie zum Leben

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