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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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keineswegs als ironisch bezeichnen kann, sondern vielmehr als töricht.
    „Rodgersons Wegbeschreibung war im Grunde genommen unmissverständlich“, fuhr er laut fort, während er das Tal in der Hoffnung, irgendwo einen Lichtschein zu entdecken, mit den Augen absuchte. Allmählich fing er an zu frieren und wurde schläfrig. Beides war unangenehm, aber auch kein Wunder, da er bereits seit Tagesanbruch unterwegs war. Trotz seines warm gefütterten Ölmantels, der ihn einst sogar bei der Überquerung der Pyrenäen gegen die bittere Winterkälte geschützt hatte, war er bis auf die Haut nass. „Diese Abkürzung hätte uns den Weg über Aylesbury erspart und wir hätten Stunden früher die Straße nach Northampton erreicht.“
    Indes war eine Brücke geschlossen gewesen und eine Straße überflutet, weshalb er sich, nachdem er seinen Taschenkompass und eine durchnässte, zerfledderte Straßenkarte zurate gezogen hatte, in der einsetzenden Dämmerung Richtung Norden gewandt hatte. Wie es schien, hatte ihn die eingeschlagene Querfeldein-Route genau zwischen Berkhamsted und Hemel Hempstead hindurchgeführt. Beide Dörfer verfügten über einen gemütlichen Gasthof, in dem er über Nacht hätte logieren können. Sein Instinkt sagte ihm, dass er nun in Richtung Nordwesten ritt, was richtig sein sollte. Überprüfen konnte er es allerdings nicht, denn inzwischen herrschte pechschwarze Dunkelheit, seine Zündholzschachtel war feucht und die dichte Wolkendecke verbarg die Sterne. So weit das Auge reichte, war niemand zu sehen. Sämtliche Bauern im Umkreis hatten sich in ihre Unterkünfte verkrochen – wo immer diese auch versteckt lagen. Er konnte es ihnen nicht verdenken: Jeder noch so flohverseuchte Unterschlupf wäre ihm jetzt willkommen gewesen.
    „Unter dem ersten Dach, das sich uns bietet, suchen wir Schutz.“ Ajax konnte sich dieses Mal nicht einmal mehr zu einem Ohrenwackeln aufraffen. Das Pferd war groß und zäh, aber wie sein Reiter war es eine solche Kälte und Nässe nicht mehr gewohnt.
    „Das soll mich lehren, ein Gelände niemals zu unterschätzen“, murmelte Hugo. Und es lehrte ihn auch, wozu es führen konnte, wenn man sich ungesellig gab und Einladungen ausschlug. In dieser Minute könnte er mit aufgesetzt heiterer Miene inmitten einer fröhlichen Familie sitzen, die sich auf das bevorstehende Weihnachtsfest freute.
    Er zog die Schultern hoch, wodurch erneut ein Rinnsal eiskalten Wassers von seiner Hutkrempe seinen Nacken hinunterrann, und spähte mit zusammengekniffenen Augen durch den dichten Regenschleier. Scharen von Kindern, reizbare Großtanten, kichernde junge Damen, zu viel fettes Essen, Scharadespiele … möglicherweise war der Tod durch Erfrieren doch vorzuziehen.
    Das Tal, das Hugo nun durchquerte, war von sanft abfallenden Hügeln eingerahmt. Zu seiner Rechten entdeckte er einen Fluss, den vermutlich auch Auen umgaben, wenn sie sich nicht gerade, so wie jetzt, in einen See verwandelt hatten. Zu seiner Linken zog sich raues Weideland zwischen einigen vereinzelten Bäumen und Sträuchern die Hügel hinauf. Irgendwer musste doch hier leben! Oder würden sich die Bäume zu einem Wald verdichten, der ihm mehr Schutz bot?
    Da! Endlich.
    Zu seiner Linken flackerte etwas Helles auf, so strahlend wie ein Stern. Andererseits war das Flackern zu tief und zu gelblich, um tatsächlich einer sein zu können. Also konnte es sich nur um ein von Menschenhand gemachtes Licht handeln. Zielstrebig lenkte er Ajax in die Richtung, aus der es erstrahlte. Fast unmittelbar danach verwandelte sich das schmatzende Geräusch, das die Hufe des Pferdes auf schlammiger Erde verursachten, in das laute Klappern, das entstand, wenn sie auf das Pflaster eines holperigen Weges trafen.
    Kurze Zeit später konnte er die Umrisse von Hütten erkennen, die sich dicht aneinander drängten. Weiter oben schmiegten sich kleine Cottages an den Hügel. Sie schienen im Dunkeln zu liegen, doch aus einem größeren Haus nahe der Straße drang Licht, das ihn, einem Leuchtturm gleich, leitete. Vor dem dunklen Himmel konnte er undeutlich eine Stange über der Tür erkennen, an deren Ende ein ramponiertes Holzschild im Wind hin und her peitschte. „Eine Bierschenke, Ajax. Zumindest kann ich hier meinen Durst stillen.“
    Er glitt aus dem Sattel und kam dabei mit solcher Wucht auf dem Boden auf, dass er mit seinen müden, schmerzenden Beinen einknickte. Rasch suchte er mit einer Hand am Sattelknauf Halt, während er die andere zur Faust ballte

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