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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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wünschte. Er indes schien keinerlei Interesse daran zu hegen, ihre Bekanntschaft zu erneuern, wie sie schwer schluckend zur Kenntnis nehmen musste, denn er schenkte ihr nicht mehr Aufmerksamkeit, als es die Konventionen vorschrieben. Vermutlich wollte er ihnen beiden auf diese Weise jegliche Peinlichkeiten ersparen, und wenngleich sie diese Tatsache mehr verletzte, als sie sich eingestehen wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als es ihm gleichzutun.
    So verging der Abend, und als sich einige der Damen zu später Stunde zur Nachtruhe zurückzogen, schloss sich Vivien ihnen nur allzu gerne an. Nachdem sie allen eine gute Nacht gewünscht hatte, machte sie sich in Begleitung ihrer Tante Winifred auf den Weg zu ihrem Schlafgemach. Die ältere Frau warf ihr einen besorgten Blick zu.
    „Ich muss zugeben, ich hatte keine Ahnung, dass Mr Calderwood unter den Gästen weilen würde“, sagte sie. „Du etwa?“
    Vivien schüttelte den Kopf. „Ich war ebenso überrascht wie du.“
    „Das bringt dich in eine unangenehme Situation.“
    „Nicht im geringsten.“
    „Aber sicherlich, in Anbetracht dessen, was in der Vergangenheit zwischen dir und ihm vorgefallen ist …“
    „Das ist vorbei, Tante Winifred. Max Calderwood und ich sind lediglich Bekannte, das ist alles.“
    „Dennoch befindest du dich in einer heiklen Situation, meine Liebe. Ich habe mich gefragt, ob es nicht besser wäre, nach Hause zurückzukehren.“
    „Wegen einer romantischen Verstrickung, die zehn Jahre zurückliegt? Ich denke, du übertreibst. Außerdem möchte ich um nichts in der Welt Eleanor kränken und ganz sicher will ich die Kinder nicht enttäuschen. Wochenlang haben sie sich auf diesen Besuch gefreut.“
    „Nun, wenn du es so siehst …“
    Vivien blieb vor ihrer Zimmertür stehen. „Ich bin nicht derart zartbesaitet, dass ich mich nicht in der Lage fühle, höfliche Konversation mit einer ehemaligen Flamme zu betreiben.“
    „Du hast hervorragend die Contenance gewahrt, das denke ich auch. Dennoch hast du mir leidgetan, meine Liebe.“ Tante Winifred zögerte kurz, ehe sie bedächtig fortfuhr: „Du warst ihm einst sehr zugetan, nicht wahr?“
    Das war, dachte Vivien, eine bodenlose Untertreibung. „Ja, wir standen uns einst sehr nahe.“
    „Das war für jeden offensichtlich, der euch zusammen gesehen hat. Ich habe mir oft gedacht, wenn deine Eltern nicht solch großen Wert auf Titel und Vermögen gelegt hätten … Nun, wie du schon sagtest, das ist lange her.“
    „Es ist sehr freundlich von dir, dass du dich um mich sorgst, Tante, aber das musst du nicht, das versichere ich dir.“ Vivien gab ihr lächelnd einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht, Tante Winifred.“
    „Gute Nacht, meine Liebe. Schlaf gut.“
    Vivien betrat ihr Zimmer und schloss aufatmend die Tür hinter sich. Gleich wie gefasst sie äußerlich wirken mochte, fiel es ihr doch ausgesprochen schwer, diese unbeschwerte Haltung in Max’ Nähe aufrechtzuerhalten. Nur wenige Worte hatten sie an diesem Abend gewechselt und dennoch befanden sich ihre Gefühle bereits in Aufruhr. All die Emotionen, die sie längst tot und begraben geglaubt hatte, waren heute mit aller Macht wieder auferstanden, um sie zu verspotten.
    Nachdem die Damen sich zur Nachtruhe begeben hatten, schloss sich Max den anderen Herren im Billardzimmer an. Das Spiel enthob ihn der Verpflichtung, höfliche Konversation zu betreiben, und bot ihm die Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen.
    Bei der Begegnung mit Lady Vivien Hastings hatten sich sämtliche Vorstellungen, die er sich über den Verlauf seines Besuchs ausgemalt hatte, in Luft aufgelöst. Ihr Anblick war mehr als nur ein Schock für ihn gewesen – ja, er hatte sich förmlich wie von einem Blitz getroffen gefühlt.
    Vivien war schon immer hinreißend gewesen, doch im Laufe der Zeit war sie zu einer wahren Schönheit herangereift. Ihre Figur war inzwischen üppiger, femininer und damit noch atemberaubender als je zuvor. Ihr goldblondes Haar, die liebreizenden Züge ihres Gesichts und der zum Küssen einladende Mund entsprachen ganz seiner Erinnerung. Ihre Augen hatten sich aber verändert. Zwar schimmerten sie immer noch in lebhaftem Kornblumenblau, doch das strahlende Funkeln darin war verschwunden. Dies verwunderte jedoch nicht, bedachte man, dass Vivien vor nicht allzu langer Zeit zur Witwe geworden war. Eine Tatsache, die er erst an diesem Abend erfahren hatte. Ihre Trauer berührte ihn zutiefst und ihn überkam unvermittelt ein Anflug

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