Historical Weihnachtsband 1990
Blick. Gleichzeitig spreizte er die Beine, legte sie auf beiden Seiten von Melinda auf die Erde und klemmte ihre dazwischen. Er neigte den Kopf, und einen kurzen Augenblick lang glaubte Melinda, er würde sie küssen.
Da erklang auf der Veranda ihres Hauses das Lachen eines Kindes, und Daniel MacKenzie riß den Kopf hoch. Finster schaute er Lee an, der herausgekommen war und sie zweimal zu Boden hatte gehen sehen. Unter dem Blick von Mr. MacKenzie schlug Lee beide Hände vor den Mund, doch auch damit konnte er sein Lachen nicht unterdrücken. MacKenzie schaute zurück zu Melinda, und seine Miene wurde noch grimmiger.
Er rollte von Melinda herunter, und sie versuchte aufzustehen. Auf Hände und Knie schaffte sie es, bevor MacKenzie, der sich ebenfalls aufrichten wollte, erneut ausglitt und Melinda damit gleichzeitig niederstreckte. Gereizt drehte sie sich auf den Rücken, um so auf die Füße zu kommen. Dabei stieß sie MacKenzie ungewollt einen Ellbogen in die Seite. Daniel knurrte und faßte sich an die schmerzende Stelle, während er erneut den Halt verlor.
„Verflixt!" Wütend starrte er sie an. „Wollen Sie mich umbringen? Oder was haben Sie vor?"
„Ich Sie umbringen?" gab Melinda hitzig zurück. „Wer hat mich denn eben umgestoßen?"
„Sie sind in mich hineingeprallt, nicht umgekehrt!"
Sie zankten sich, während sie wild herumfuchtelten, da sie auf dem spiegelglatten Untergrund keinen Ansatzpunkt zum Aufstehen fanden.
Melinda glitt aus, und mit dem Fuß stieß sie MacKenzie in die Kniekehle, wodurch dieser wieder zu Boden ging. Er fiel, und sie landete auf allen vieren. Jeder Fortschritt, den einer von beiden machte, wurde augenblicklich vom hilflosen Gezappel des anderen zunichte gemacht.
Oben auf der Veranda gab Lee die Anstrengungen auf, seine Heiterkeit zu verbergen. Er krümmte sich vor Lachen. Melinda, die sich vergeblich abmühte, auf dem tückischen Eis auf die Füße zu kommen, war sich nicht sicher, ob sie lieber ihn oder MacKenzie geohrfeigt hätte.
Daniel MacKenzie gelang es, sich auf Hände und Knie zu stützen, doch aufstehen konnte er nicht, da er bei jeder weiteren Bewegung sofort wieder ausrutschte. Bei seinem Anblick fühlte sich Melinda an einen Hund erinnert, den sie einmal gehabt hatte. Wenn der auf einen frisch gewachsten Fußboden gelaufen war, hatte er sich immer wie ein Wilder abgeplagt, um auf den Füßen zu bleiben. Melinda begann erst zu kichern, dann zu lachen. Plötzlich lösten sich ihre Gereiztheit und Wut in fröhliche Ausgelassenheit.
MacKenzie warf Melinda einen bösen Blick zu und wollte bereits zu einer Strafpredigt über ihren fehlenden Respekt und allgemeinen Mangel an Vernunft ansetzen. Doch als er eben den Mund aufmachte, glitt er abermals aus; Hände und Füße rutschten in verschiedene Richtungen, ohne daß er etwas dagegen tun konnte.
Sie mußte noch heftiger lachen.
Plötzlich huschte ganz unerwartet ein Lächeln über MacKenzies Züge. Melinda hatte ihn noch nie wirklich lächeln sehen, und sie war völlig erstaunt. Kurz darauflag er flach auf dem Boden und gab sich hemmungslos seinem Gelächter hin.
Melinda dachte, so etwas Schönes habe ich noch nie gehört.
5. KAPITEL
Melinda schob die schweren Vorhänge zur Seite und schaute aus dem Wohnzimmerfenster. Wegen der vereisten Wege hatten die Kinder unmöglich in die Schule gehen können, und sie feierten den unerwarteten freien Tag damit, daß sie den Windmühlenhügel hinunterschlitterten.
Während Melinda dem fröhlichen Lärm lauschte, lächelte sie. Die Kinder sollten nur das Beste aus dem Tag machen, denn die Sonne bemühte sich schon kräftig, das eisige Zauberland zu schmelzen.
Einer von Will Moores Jungen rutschte auf einem Stück Blech den Hügel hinab. Lee kämpfte sich, nachdem er bereits hinabgeschlittert war, wieder die Anhöhe hinauf.
Bei jedem Schritt schien er genausoviel zurückzurutschen, wie er vorwärtskam, und er kam vor allem voran, indem er sich von einem dürren Bäumchen oder Busch zum nächsten zog. Die Füße rutschten unter ihm fort, und Melinda zuckte zusammen.
Doch Lee lachte und rappelte sich wieder auf.
Ihr fiel ein, wie Daniel MacKenzie und sie am Morgen auf dem Eis gekämpft hatten, und bei der Erinnerung mußte sie erneut lachen. Beim Gedanken an ihre Lustigkeit wurde ihr Gesicht ganz weich. Sie konnte sich nicht entsinnen, MacKenzie zuvor einmal lachen gehört zu haben. Oh, manchmal verzog er den Mund zu einem ironischen Grinsen, oder er stieß ein
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