Historical Weihnachtsband 1990
sarkastisches Gelächter aus, doch nie war es ein herzhaftes Lachen aus schierer Fröhlichkeit gewesen.
Immer noch lächelnd band Melinda die Vorhänge zurück und begann abzustauben.
Die Kälte und das muntere Geschrei
der Kinder von draußen ließen sie an Weihnachten denken. Es war bereits Dezember, die Zeit rückte also nah. Bald würde sie das Früchtebrot backen, denn es mußte einige Wochen ruhen. Und sie wollte Daniel — das heißt, Mr. MacKenzie —
bitten, den Weihnachtsschmuck hervorzuholen.
Melindas Lächeln wurde noch strahlender. Es würde Spaß machen, wieder ein großes Haus zu schmücken. Außerdem hatte sie genug Platz in Küche und Vorratskammer, um ein richtiges Festmahl zubereiten zu können.
Während der Jahre in der rasenbedeckten Erdwohnung war Weihnachten so eng und schrecklich gewesen. Dieses Jahr hatte sie auch etwas Geld, um Lee ein paar Spielsachen zu kaufen.
Sie hatte ihren Lohn für den ersten Monat erhalten, und dieses eine Mal wollte sie nichts davon sparen, sondern es hemmungslos für Lee ausgeben. Er war in den vergangenen zwei Jahren so brav gewesen und hatte sich nie beklagt, selbst dann nicht, als sie ihm die Zinnsoldaten nicht schenken konnte, die er sich gewünscht hatte.
Nun, in diesem Jahr sollte er sie bekommen. Im Haushaltswarengeschäft hatte Melinda einen Satz reizender britischer Soldaten entdeckt, mit leuchtendroten Röcken und tiefschwarzen Gewehren. Auch ein Schachspiel wollte sie für ihn kaufen, und . . . ach, es gab so vieles. Es würde ihr Vergnügen bereiten, die Geschäfte zu durchstöbern — ohne die Qualen, die sie im vorangegangenen Jahr durchzustehen hatte.
Summend fuhr Melinda mit ihrer Hausarbeit fort. Bis zum Mittag war sie damit fertig, und nachdem die Cowboys gegessen hatten und das Geschirr gespült war, setzte sie sich mit den Zutaten zum Früchtebrot und mehreren großen Metallschüsseln an den Tisch.
Sie schüttete ein Häufchen Pekannüsse auf das Hackbrett und begann sie kleinzuhacken. Säcke voller Pekannüsse waren einer ihrer ersten Einkäufe gewesen, nachdem sie auf die Ranch gekommen war, da sie gewußt hatte, sie würde sie für verschiedene Winter- und Weihnachtsgerichte brauchen.
Fast jeden Abend nach Beendigung der Tagesarbeit hatten sie und Lee Pekannüsse geknackt und die Kerne in Blechdosen
aufbewahrt. Es mußten immer noch eine Menge Nüsse geknackt werden, doch wenigstens hatte sie bereits genug für das Früchtebrot.
Nachdem sie die Nüsse zerhackt hatte, machte sich Melinda an das Zitronat, Orangeat und die Datteln. Diese langwierige und mühselige Arbeit mochte sie beim Backen von Früchtebrot am wenigsten, denn die kandierten Früchte klebten an Messer, Brett und Händen. Außerdem klumpten sie in der Schüssel zusammen.
Während der Arbeit erinnerte sich Melinda an East Texas und die Weihnachtsfeste dort, und sie seufzte sehnsüchtig. Das Geräusch, mit dem die Pekannüsse im November auf das Dach geplumpst waren, fiel ihr ein. Wenn sie als kleines Mädchen von diesem Klopfen wachgeworden war, hatte sie gewußt, daß die Weihnachtszeit nicht mehr fern war. Wenig später erntete man die Nüsse, indem man Bettücher und Decken auf dem Boden ausbreitete und die Bäume schüttelte, die Nüsse dann einsammelte und in Jutesäcke füllte.
Melinda dachte daran, wie die Kälte sie dort nicht so unerwartet überfallen hatte wie im Panhandle. Je kälter es geworden war, desto mehr war die Aufregung gewachsen. Melinda hielt inne und lehnte sich zurück. Dabei dachte sie an die überhitzte Küche zu Hause, deren Fenster von der Kälte draußen beschlagen waren.
Ihre Mutter und Großmutter waren beschäftigt, die Austernfüllung zuzubereiten nach dem Rezept, das von der Großmutter ihrer Großmutter, die an der Küste von Georgia aufgewachsen war, in der Familie weitergereicht wurde.
Ein paar Wochen vor Weihnachten brachte dann ihr Vater, der bereits die schönste Tanne oder Zeder in den ausgedehnten Wäldern zwischen ihrer Farm und der von Uncle Clinton ausfindig gemacht hatte, den Baum eines Tages nach Hause. Von da an konnten die Kinder ihre Aufregung nicht mehr im Zaum halten.
Melinda und ihre älteren Schwestern wanden aus immergrünen Zweigen Girlanden und schmückten damit Kaminsimse und Türen. Aus Popcorn, Kranbeeren und Papier bastelten sie Ketten, die sie zusammen mit dem Weihnachtsschmuck an den Baum hängten, dessen Spitze immer ein Engel mit Haar wie Zuckerwatte und hauchzarten Flügeln zierte. Ihr Vater
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