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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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der wichtigsten Entscheidung des Lebens umzugehen", gab Mary zu bedenken.
    Eveline lächelte allerdings nur und dachte, wieviel Mary doch nicht weiß, wovon sie zweifellos auch höchstens die Hälfte je lernen würde. Sie fragte sich, was Gates dazu veranlaßt hatte, ihre Schwester einzuladen. War es Ritterlichkeit oder Mitleid oder eine Mischung aus beidem? Eveline zuckte mit den Schultern und hoffte, daß Mary die Sache gut durchstehen würde.
    Mary las ihrer Schwester die Gedanken förmlich von der Stirn ab. Ihre Laune änderte sich von himmelhoch jauchzend in zu Tode betrübt. Den ganzen Tag über, seit sie aufgewacht war, ging ihr das schon so. Am Vormittag war sie benommen gewesen und hatte gar nicht recht glauben mögen, daß Jack Gates sie mitnehmen wollte.
    Ruhig war sie schlafen gegangen, doch mit der Morgendämmerung war die Betäubung verflogen, und ihre
    Stimmungen hatten zu schwanken begonnen. Auch in diesem Moment prickelte bei der bloßen Erwähnung seines Namens ihre Haut, während Mary gleichzeitig über das Ausmaß ihrer Unzulänglichkeit verzweifelt war.
    Sie stand auf und trat ans Fenster, um sich zu beruhigen. Am Morgen hatte es wieder zu schneien begonnen. Den ganzen Tag über war der Schnee gleichmäßig gefallen und hatte den Hof und die Dächer mit einer frischen weißen Decke überzogen.
    Ob es immer noch schneien würde, wenn sie losfuhren? Im Geist sah Mary sich durch einen weißen Schleier fahren, die Mähne der Pferde und die Schlittendecken mit Neuschnee überzuckert. Und Jack würde neben ihr sitzen. Sie würde seine Nähe spüren. Vielleicht legte er sogar einen Arm um sie, um sie vor der Kälte zu schützen.
    Dann konnte sie sich enger an ihn schmiegen. Das wäre der Himmel auf Erden Das Bild verblaßte. „Es wird nicht gutgehen", sagte sie. „Was wird geschehen, wenn Grandfather nach mir ruft, und man sagt ihm, ich sei ausgegangen? Ich muß ihn informieren, ich darf mich nicht einfach davonschleichen. Er wird einen Tobsuchtsanfall bekommen, und was machen sie dann?"
    „Ihm einen Teelöffel voll aus der braunen Flasche geben, wie du ihnen schon so oft erklärt hast. Und falls er die Medizin von Betty nicht nehmen will, ist immer noch Emily da. Eine von beiden kann ihn festhalten, während ihm die andere die Medizin einflößt. Wenn du es ihm vor der Schlittenfahrt sagst, wird er dich nicht gehen lassen, und du wirst nicht den Mut haben, dich ihm zu widersetzen." Eveline hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah aus wie eine strenge Gouvernante. Mary war jedoch zu angespannt, um den Humor der Situation zu erkennen.
    „Ich weiß nicht." Sie biß sich auf die Lippen und schaute sich hilfesuchend um. Dabei fiel ihr Blick auf ihr Ebenbild im Spiegel, und sie trat näher und musterte sich, als hätte es in ihrer Erscheinung eine wundersame Verwandlung geben können. Aber sie sah sich nur so, wie sie immer ausgesehen hatte, weder hübsch noch häßlich.
    Selbst ein Kleid aus gesponnenem Gold
    hätte daran nichts ändern können. Mary rang die Hände. „Bestimmt bereut er, daß er mich überhaupt eingeladen hat. Wahrscheinlich wäre er erleichtert, wenn ich sagen würde, daß ich meine Meinung geändert hätte."
    „Unsinn!" Eveline winkte ab. Dabei verbarg sie hinter der Lebhaftigkeit ihr Bewußtsein, daß Mary die Wahrheit gesagt hatte. Nun, er hatte sie aufgefordert mitzukommen, und nun mußte er es auch zu Ende führen. Wenigstens war er zu sehr Gentleman, um sich etwas davon anmerken zu lassen. „Komm jetzt." Eveline tätschelte die Stuhllehne. „Es ist Zeit, die Wickler herauszunehmen und dein Haar zu frisieren."
    Damit war sie fast fertig, als Betty hereinkam.
    „Ihre Schuhe, Miss", begann sie. „Ich habe sie . . ." Dann brach sie ab und starrte verwundert auf die Locken, die sich hoch auf Marys Kopf türmten und ihr in glänzenden Kaskaden bis auf die Schultern fielen und ihren schlanken Hals betonten.
    „O Miss!" Voll Bewunderung sog Betty die Luft ein. „Ich hätte Sie fast nicht erkannt.
    Wirklich, die Frisur macht einen ganz anderen Menschen aus Ihnen."

    Beim Anblick der aufgerissenen Augen des Mädchens wußte Mary nicht, ob sie über das Kompliment lachen oder weinen sollte. Sie war nun vollends verwirrt.
    „Sind Sie sicher, daß Sie an seine Medizin denken werden? Es ist die größte braune Flasche. Sie steht auf dem Regal neben dem Bett. Möglicherweise wird Grandfather die Medizin nicht nehmen wollen, aber Sie müssen darauf bestehen. Sie

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