Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
„Nicht, um sich vor Indianern zu verbergen. Aber später, nach der Revolution, haben sie es gut gebrauchen können. Während mein Urgroßvater und seine Nachbarn gegen den König gekämpft haben, lagen ihre Felder brach, und Schulden türmten sich auf. Nach Kriegsende verabschiedete die Regierung ein Gesetz, das die Gläubiger begünstigte, statt die Kämpfenden für ihr Opfer zu belohnen. Das haben die Bauern als Ungerechtigkeit aufgefaßt, und als die Polizei kam, um einen von ihnen zu holen, hat man sie mit Gewehren empfangen.
    Das hat die Polizei zwar zurückgetrieben, aber auch Anklagen nach sich gezogen. Als sie dann erfuhren, daß die Polizei erneut kam, um sie zu verhaften, haben sich Urgroßvater und die anderen in das Geheimzimmer zurückgezogen."

    „Ausgezeichnet haben sie das gemacht", stellte Jack Gates fest und füllte die Lungen mit der kalten, frischen Luft. Marys Geschichte erinnerte ihn nur zu deutlich an jenen Morgen zwölf Jahre zuvor, als der Sheriff mit der Benachrichtigung über die Zwangsversteigerung auf die Farm seiner Eltern gekommen war. Von Zorn und Verzweiflung überwältigt, hatte er nach dem
    Gewehr seines Vaters gegriffen, doch seine Mutter hatte das vorhergesehen und es ihm entrissen. „Ausgezeichnet", wiederholte er. „Und da sich das Haus immer noch in Familienbesitz befindet, nehme ich an, daß die Hillyers schließlich gewonnen haben."
    „Ja, am Ende haben wir gewonnen." Aufgeschreckt von Gates' heftiger Erwiderung hatte sich Mary ihm zugewandt, was er jedoch nicht bemerkte. Seine Aufmerksamkeit war auf das Old House gerichtet, als hätte er alles vor sich gesehen, sowohl die Polizei mit den Haftbefehlen, als auch die Bauern mit ihren Gewehren.
    Auch Mary wandte sich wieder dem Haus zu und fuhr fort zu erzählen. „Sie haben einige Zeit als Gesetzlose in Vermont verbracht, doch schließlich wurden die Gesetze geändert. Der Gouverneur hat meine Familie begnadigt. Das ist die liebste Familiengeschichte, die vom Vater auf den Sohn weitergegeben wird und zweifellos mit jeder Generation an Dramatik gewinnt", fügte sie lächelnd hinzu. Ihr Lächeln verschwand allerdings, als sie die absackende Veranda und die anderen Zeichen des Verfalls näher betrachtete.
    Unwillkürlich seufzte sie. „Cousin Amos sollte das Haus streichen und reparieren, statt Miete zu zahlen. Das hat alles im Mietvertrag gestanden", sagte Mary leise. Sie wünschte, Amos wäre nicht gerade zu dem Zeitpunkt verschwunden, da sie sowieso schon so viel zu tun hatte.
    „Verträge sind dazu da, nicht eingehalten zu werden." Jack Gates schob seine Erinnerungen beiseite und drehte sich mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen zu Mary um. „Das war eine der ersten Lektionen, die ich über das Recht gelernt habe. Man bezahlt einen Anwalt, um den Vertrag aufzusetzen. Dann bezahlt man ihn erneut, um sein Recht einzuklagen, obwohl ich nach dem, was ich über Ihren Cousin gehört habe, bezweifle, daß sich ein Verfahren lohnen würde."
    „Kaum." Wieder seufzte Mary. „Amos ist es noch nie gelungen, irgend etwas zu bewahren, außer Tante Alices Zuneigung, und das war nicht schwer. Sie hatte ein sehr sanftes Herz."
    Wie du, dachte Gates, und seine Miene wurde weich beim wohltönendem Klang von Marys Stimme, in der dieselbe Sehnsucht mitschwang, die er in ihren Augen gelesen hatte. Die Menschen halten sich an dir fest, nicht wahr?
    dachte er, wobei er sie anschaute. Sie halten fest, solange es ihnen gefällt, und dann lassen sie dich fallen. Genau wie ich vergangene Nacht, fügte er hinzu, da sich sein schlechtes Gewissen wieder regte.
    Als wäre sie seinen Gedanken gefolgt, schaute Mary mit einem Lächeln zu ihm auf.
    „Ich beklage mich nicht. Sicher ist es schade, daß Amos fortgegangen ist. Aber so habe ich wenigstens einen Grund, dieses liebe alte Haus zu besuchen. Es ist schon so lange her, seit ich hiergewesen bin, seit Tante Alices Tod. Kommen Sie", forderte sie Gates auf und raffte ihre Röcke. „Ich werde Sie führen."
    Er sprang noch vor Mary aus dem Buggy und half ihr dann heraus. Dabei spürte er durch die beiden Lagen der Handschuhe die Wärme ihrer Finger, und wie am Abend zuvor begann sein Herz plötzlich heftig zu pochen. Daran, wie Mary ihn anschaute, bemerkte er, daß sie dasselbe empfand, und einen Augenblick standen sie Hand in Hand neben dem Wagenrad. Jack Gates hatte das Gefühl, in Marys sanfte braune Augen einzutauchen.
    Eine Frau wie Mary war ihm noch nie begegnet. Sie war ruhig,

Weitere Kostenlose Bücher