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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Gentleman hätte dich nicht bekommen können, und ich mußte dich einfach haben.
    Geh nicht fort. Es ist Weihnachten. Du solltest Weihnachten zu Hause sein."
    „Nein!" Sie schüttelte wieder den Kopf, machte auf dem Absatz kehrt, verließ eilig den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
    „Isabelle!" Travis wollte ihr folgen, aber er hörte, wie sie sich draußen gegen die Tür lehnte, und blieb stehen, die Hände abwechselnd zu Fäusten ballend und wieder streckend.
    Es gab nichts mehr zu sagen.
    „Du solltest Weihnachten zu Hause sein", wiederholte er sanft.
    Er hörte ihr leises Schluchzen und wie sie sich schließlich von der Tür abstieß.
    Bald darauf verhallten ihre Schritte.
    Wie betäubt wandte sich Travis wieder in den Raum und ließ sich vor dem Kaminfeuer nieder. Die Flammen schlugen hoch, und in der rotgoldenen Lohe vermeinte er Isabeiles Gesicht zu sehen. Komm heim! dachte er. Komm heim, und bleib heute nacht bei mir!
    Er lehnte sich zurück und dachte daran, daß es ebenfalls kurz vor Weihnachten gewesen war, als sie sich zum erstenmal begegnet waren.
    In der Ferne hörte er wiederum das Piano und die Stimmen der Soldaten, die „Stille Nacht, heilige Nacht" sangen. Das Feuer brannte knisternd, und draußen rieselten nach wie vor die feinen Schneeflocken vom Himmel.
    Ich könnte ihr nachreiten, dachte er, und vielleicht sollte ich das tatsächlich tun.
    Kurz vor Weihnachten war es gewesen, und ein Abend wie dieser, als sie sich das erste Mal begegnet waren.
    Er schloß die Augen und konnte Isabelle wieder vor sich sehen. Konnte sehen, wie sie auf der Eingangstreppe stand, eine ganz auf sich gestellte Frau und dennoch bereit, es mit der gesamten Unionsarmee aufzunehmen.

1. KAPITEL
Dezember 1862
    Es hatte aufgehört zu schneien, doch das Haus lag da wie ein Eispalast aus dem Märchen. Über den weißen Neuschnee hatte sich eine Glasur gefrorenen Regens gelegt, und als die Sonne herauskam, erstrahlten Haus und Grund in blendendem Glanz, als hätte jemand hundertausend Diamantsplitter darübergestreut. Die Landschaft schien öde und verlassen, ein Bild wie aus einem Kinderbuch. An einem solchen Ort hätte vielleicht die Königin des Winters leben können, zum wirklichen Leben schien er keinerlei Bezug zu haben.
    Doch das wirkliche Leben war es, das sie hierhergeführt hatte. Seit bei Fort Sumter der erste Schuß abgefeuert wurde, war jedem klar gewesen, daß Nordvirginia heiß umkämpft werden würde und die Yankees gewisse Gebiete halten mußten, um Washington, D.C., beschützen zu können.
    Je länger der Krieg tobte, desto wichtiger wurde es, die Präsenz der Union in Nordvirginia zu festigen. Das Haus der Hintons war nur einer der Punkte, die genommen werden mußten. Die Männer strömten bereits in die kleine Ortschaft, und als Aylwin die Umgebung anhand seiner Karten nach strategisch wichtigen Punkten absuchte, war er bald davon überzeugt, daß das Hinton-Haus den idealen Standort für sein Hauptquartier darstellte. Wenn er dort Quartier nahm, würde das die Rebellen fernhalten, andererseits konnte er leicht den nahen Ort erreichen, um, falls es erforderlich wurde, den Rückzug anzutreten. Zusätzlich befand er sich dort in einer
    günstigen Position, um zur Hauptarmee zu stoßen, wenn diese ihn rufen sollte.
    Der Tag erschien still und kalt. Nur das Knarren der Geschirre und das Schnauben der Pferde war zu hören, als sich sein kleiner Zwanzig-Mann-Trupp dem Haus näherte. Der Atem der Männer mischte sich mit dem der Tiere zu Nebelschwaden in der kristallklaren Luft, während sie sich ihren Weg durch den Schnee bahnten.
    Plötzlich zog der Captain die Zügel an, ganz instinktiv, und sein Blick sog sich an dem Haus fest.
    Elegant, fast hoheitsvoll lag es da im kristallenen Schnee. Griechische Säulen ragten stolz und mächtig von der breiten Veranda auf. Das Gebäude selbst war weiß gestrichen, und weiß und glitzernd wie Diamanten klammerten sich die Schneeflocken an Dach und Fenster. Auch die Nebengebäude erglänzten unter einer kristallweißen Kappe. Durch eines der Fenster konnte Aylwin einen rotgoldenen Schimmer wahrnehmen, und er erkannte, daß dort ein gemütliches Kaminfeuer brannte, bei dem man Schnee und Kälte vergessen konnte.
    „Captain? Es ist mächtig kalt hier draußen", rief ihn Sergeant Will Sikes in die Wirklichkeit zurück.
    „Ja. In der Tat, es ist mächtig kalt", erwiderte Travis und trieb Judgment, seinen großen schwarzen Vollblüter, vorwärts. Seine

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