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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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setzen?"
    Fast mußte er lächeln. Sie mußte den Gedanken verabscheuen, einen Haufen Yankees auf ihrem Grund und Boden zu wissen, doch das wichtigste für sie war, daß ihr Besitz weiter existierte.
    Travis schüttelte den Kopf. „Ich mache das Haus zu meinem Hauptquartier. Diese Burschen werden hier kampieren. Wir werden unser Bestes tun, Sie für das, was wir in Anspruch nehmen, zu entschädigen."
    Immer noch sah sie ihn unverwandt an, nun ohne zu blinzeln. Ihr Samtkleid war naß vom Schnee, ihr goldblondes Haar lag wie seltsame Strahlen einer goldenen Sonne darübergebreitet, und ihre graugrünen Augen wirkten erschreckend klar und tief in der Blässse ihres Gesichts. Wieder fühlte Travis sie zittern, und er sah, daß der Schnee ihre nackten Schultern und ihre Brüste berührte, soweit diese von dem Mieder bloß gelassen wurden. Kleine Flocken fielen tief in das schattige Tal zwischen ihnen hinein. Glückliche Schneeflocken, dachte Travis, dann wurde ihm klar, daß sie elendig fror, so daß sie nicht einmal mehr ein Wort herausbrachte. Mit plötzlicher, blinder Wut dachte er, daß sie aus dem gleichen Holz wie alle Südstaatler geschnitzt war, daß sie schweigend jeden Schmerz erdulden würde, daß ihr Stolz ihr über alles ging. Und weil alle Südstaatler so waren wie sie, würde dieser Krieg bis in alle Ewigkeit weitergehen. Sie besaßen etwas, dessen die Yankees trotz ihrer waffen-und zahlenmäßigen Überlegenheit nicht Herr werden konnten: diesen Stolz, dieses Ehrgefühl.
    „Stehen Sie auf!" herrschte er sie an.
    „Dazu bin ich kaum in der Lage, Sir, solange Sie auf mir liegen", gab sie zurück, doch er hatte sich bereits vom Boden abgestoßen und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. Sie wollte seine Hand nicht annehmen, aber Travis gestattete ihr keine Sperenzchen mehr und langte zu. Er zog sie auf die Füße, dann nahm er seinen Umhang ab und legte ihn ihr über die Schultern. „Ich brauche keine Wärme von einem Yankee", protestierte sie.
    „Ob Sie brauchen oder nicht, Sie nehmen sie einfach, und fertig", brummte er und schubste sie in Richtung Treppe. „Wer befindet sich sonst noch da drinnen?"
    „General Lee und die gesamte Armee von Nord Virginia", säuselte sie.
    „Sergeant! Nehmen Sie sich fünf Mann, gehen Sie ins Haus und erschießen Sie alles, was da kreucht und fleucht!"
    „Nein!" kreischte sie und wirbelte herum, in seinen Armen gefangen, ihm dennoch in die Augen blickend. „Ich sage Ihnen, wer drinnen ist", beteuerte sie schnell.
    „Peter, der Buttler; Mary Louise, mein Hausmädchen; Jeanette, Etta und Johny Hopkins, alle drei Hausdiener. In der Scheune finden Sie Jeremiah, den Schmied, und fünf weitere Männer. Landarbeiter. Das ist alles. Alles nur Dienstboten."
    „Alles Sklaven?"

    Sie hob das Kinn und setzte ein so unendlich überlegenes Lächeln auf, daß er ihr am liebsten eine runtergehauen hätte. „Meine Eltern sind tot, und meine Brüder sind im Krieg. Die Dienstboten sind alles freie Männer und Frauen, Captain. Meine Brüder sorgten dafür, bevor sie in den Kampf zogen, frei, um sich im Ernstfall aus dem Staub machen zu können, bevor sie von Leuten wie Ihnen erschossen werden."
    Sehr viel wahrscheinlicher war es, daß ihre Schwarzen von abtrünnigen Konföderierten erschossen wurden, doch wollte der Captain deswegen keinen Streit mit ihr vom Zaun brechen. Er wandte sich ab.
    „Sergeant, bringen Sie die Männer hinein. Es wird verdammt kalt hier draußen. —
    Oh, Verzeihung, Miss Hinton." Travis vollführte eine schwungvolle Verbeugung vor ihr, hob seinen Hut von der Schneewehe auf und begann, die Stufen zur Veranda hinaufzusteigen. Doch er hielt inne, als er ihren haßerfüllten Blick bemerkte. „Nach Ihnen, Miss Hinton."
    „Wieso das, Captain? Ich habe Sie schließlich nicht eingeladen."
    Travis kam noch einmal herunter und packte, ein Knurren in der Kehle, ihren Arm.
    Mit der Möglichkeit, daß die südliche
    Schönheit, der er das Haus entreißen mußte, beim Anblick einer Abteilung Yankee-Soldaten von Schwermut gepackt werden oder in Ohnmacht fallen könnte, hatte er ja gerechnet, aber daß sie mit dem Gewehr auf ihn losgehen und ein so herausforderndes Verhalten an den Tag legen würde, das hatte er nicht erwartet.
    „Na schön. Ich kann Sie ja auch anderswohin verfrachten."
    „Was?"
    „Ich kann dafür sorgen, daß Sie anderswo hingeschickt werden, Miss Hinton. Wohin soll's denn gehen? Richmond? New Orleans? Savannah? Carleston?"
    „Sie wollen mich

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