Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
Travis war darauf nicht vorbereitet, und er fiel mit dem Mann ins grüne Gras.
    Isabelle biß sich in den Handrücken und unterdrückte ein Schluchzen. Dann sah sie Travis wieder, sah, wie er Steven erreichte, ihn aufhob und zum Haus zurückwankte.

    Mehrere Männer kamen ihm entgegengelaufen, und Steven wurde hineingetragen und im Salon zu Boden gelegt. Isabelle ging neben ihm in die Knie, riß sein Hamd auf und stellte fest, daß die Kugel in seiner Brust saß, in gefährlicher Nähe des Herzens.
    Sie stoppte den Blutstrom und verband die Wunde, während ihr ohne Unterlaß die Tränen über die Wangen rannen.
    Plötzlich merkte sie, daß der Schlachtenlärm nachgelassen hatte, die Kanonen schwiegen, das Kampfgebrüll der Rebellen verstummt war. Sie wandte sich zur Tür.
    Dort stand Travis an den Türrahmen gelehnt und beobachtete sie.
    Isabelle befeuchtete ihre Lippen. Zwar hatten die Yanks ihre Stellung behauptet, doch immerhin hatte er ihr Steven zurückgebracht. Dafür schuldete sie ihm etwas.
    „Danke", sagte sie steif.
    Travis setzte sein verschmitztes Lächeln auf, tippte an seine Hutkrempe. „Nicht der Rede wert, Madam, überhaupt nicht der Rede wert."
    Aber dann schwankte er plötzlich und brach zusammen. Hart schlug er auf dem Boden auf. Isabelle hörte sich aufschreien, als sie das Blut aus seiner Brust hervorquellen sah.
    ★
    Travis würde durchkommen. Der Yankee-Doktor hatte es ihr versprochen, obwohl Travis eine Menge Blut verloren hatte, würde er es schaffen. Er war ja ein zäher Bursche. Stevens Verletzung war bei weitem schlimmer, und der Arzt brachte ihr schonend bei, daß er vielleicht nicht überleben würde.
    Der Yankee gab sich große Mühe mit ihrem Bruder. Und er schien ein aufgeklärter Mann zu sein, denn er benutzte für jeden seiner Patienten einen sauberen Schwamm und wusch sich regelmäßig die blutverschmierten Hände. Eine bessere Pflege für ihren Bruder hätte sie nicht verlangen können. Die Yankees hatten Morphin und ersparten ihm damit Schmerzen. Sie gaben ihm ihr Bestes.
    Dennoch starb Steven in derselben Nacht. Sie hielt ihn in den Armen, als er seinen letzten Atemzug tat, und schluchzend blieb sie an seiner Seite, bis der Morgen graute. Niemand konnte sie von ihm trennen.
    Nur schwach war sie sich bewußt, als es Tag wurde, daß Travis bei ihr war. In Breeches und barfuß, die Brust dick bandagiert und etwas wacklig auf den Beinen, kam er zu ihr. Er legte eine Hand um ihre, und langsam löste Isabelle den Griff, mit dem sie den geliebten Bruder gehalten hatte. Er tröstete sie flüsternd, und sie legte den Kopf an seine Schulter und ließ ihren Tränen freien Lauf, so daß sie seinen Verband durchtränkten. Dann merkte sie plötzlich, wer sie hielt, und versuchte sich zurückzuziehen, indem sie mit den Fäusten auf ihn loshämmerte. Sie sah ihn unter dem Schmerz keine Miene verziehen, und in der Tat, er bedeutete ihm nichts.
    Obwohl er im Krieg immer wieder Männer hatte sterben sehen, so hatte er doch wenig Gelegenheit
    gehabt zu erleben, was so ein Tod für die Hinterbliebenen bedeutete.
    „Laß mich los, Yankee!" befahl sie ihm, doch er gehorchte ihr nicht. Und allmählich versiegte ihr Schluchzen.

    Später hob er sie auf, trug sie hinauf in ihr Zimmer, legte sie auf ihr Bett.
    Stunden später erwachte Isabelle. Und Travis war immer noch bei ihr. Nur mit seinen Bandagen und den Breeches angetan, stand er am Fenster und sah hinaus auf die Septemberfelder, wo der Krieg gewütet hatte, wo das Blut ihres Bruders immer noch das Gras befleckte.
    „Travis?" flüsterte sie, und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie konnte immer noch nicht recht glauben, daß alles nicht nur ein Traum, ein entsetzlicher Alptraum, gewesen war. Er trat an ihr Bett, still und ernst. Er blickte ihr in die Augen, nahm ihre Hand und drückte sie. „Es tut mir leid, so furchtbar leid, Isabelle. Ich weiß, es wäre dir lieber gewesen, es hätte mich getroffen, aber ich schwöre dir, wir haben alles versucht. . ."
    „O Gott, Travis, sag so etwas nicht, bitte." Ich . . ." Sie schüttelte den Kopf, war den Tränen wieder sehr nahe. Seit ihr Bruder seinen letzten Atemzug getan hatte, fühlte Isabelle sich, als wäre in ihr etwas zerbrochen. „Ich habe Ihnen zu danken", sagte sie dann förmlich. „Ich weiß, wie sehr Sie sich bemüht haben, ihn zu retten. Und Sie —
    Sie sollten nicht auf sein, Sie sind ja selbst verwundet." Tatsächlich machte er einen müden, abgespannten Eindruck, und seit seinem

Weitere Kostenlose Bücher