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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ersten Besuch schien er um Jahre gealtert.
    „Es geht mir gut", sagte er.
    Isabelle nickte langsam. „Mir ebenfalls", flüsterte sie.
    „Ich bin immer da, wenn du mich brauchst."
    „Ich darf dich nicht brauchen."
    Travis holte tief Luft, aber dann ließ er ihre Hand los, drehte sich um und ging hinaus.
    Am Nachmittag wurde Steven beigesetzt. Sie standen an seinem Grab, und der Militärkaplan sagte, er sei ein tapferer Soldat gewesen und habe für das gekämpft, woran er geglaubt habe. Dann befahl Travis der Kapelle, „Dixie", die Südstaatenhymne, zu spielen.
    Isabelle hatte nicht weinen wollen, aber dann kamen ihr doch die Tränen.
    Schließlich rannte sie davon und zog sich auf ihr Zimmer zurück. Tagelang sprach sie mit niemandem. Peter brachte ihr das Essen auf einem Tablett, aber sie rührte es kaum an.
    ★
    Steven war seit fast zwei Wochen tot, als Isabelle erst durch ein lautes Klopfen, dann durch ein Hämmern an ihrer Tür aus ihrer Lethargie gerissen wurde. Wütend über diesen Einbruch in ihre Privatsphäre, machte sie die Tür auf, doch ihr Protest wurde im Keim erstickt, als sie sich Dr. Allen Whaley gegenübersah, dem Wundarzt, der sich so große Mühe gegeben hatte, Stevens Leben zu retten. Ernst und besorgt sah er sie an.
    „Der Captain liegt im Sterben, Miss Hinton. Ich dache, Sie sollten das wissen."

    „Was?" Isabelle sah ihn ungläubig an. „Aber es ging ihm doch gut. Ich habe ihn gesehen, es ging ihm gut."
    „Er hätte nicht auf sein sollen. Dadurch hat er noch mehr Blut verloren und eine Infektion geradezu herausgefordert. Jetzt frißt ihn das Fieber."
    Isabelle eilte zur Tür, die ihr Zimmer mit Travis' Zimmer verband, riß sie auf und stürmte an sein Bett.
    Travis brannte förmlich. Der Brustverband bedeckte nur noch den unmittelbaren Bereich der Wunde, und die Haut darum war vom Fieber heiß und geschwollen.
    Sergeant Sikes saß auf der Bettkante und betupfte die Haut nutzlos mit einem feuchten Tuch.
    „Weg da, Sergeant!" befahl Isabelle und übernahm die Aufgabe, Travis' Stirn und Gesicht zu kühlen. Sie nahm sein Handgelenk, um den Puls zu fühlen, und zuckte vor seiner brennenden Haut zurück, doch ein Blick auf Doc Whaley ermutigte sie, nur ruhig alles zu versuchen. Von der Taille bis zum Hals wusch sie Travis mit dem kalten Wasser. Sie sprach ihn immer wieder an, sie redete, bis sie heiser wurde.
    Später kam der Arzt und nahm den Verband ab. Er schnitt die Wunde auf, dann drainierten sie sie und legten einen frischen Verband an. Aber das Fieber tobte weiter in seinem Körper.
    „Heute Nacht wird es sich entscheiden", sagte Dr. Whaley. „Wenn Sie für einen Yankee beten können, Miss Hinton, dann beten Sie heute abend für diesen hier."
    Sie versuchte zu beten, aber sie blieb dabei nicht untätig. Immer wieder wusch sie Travis mit kaltem Wasser ab, um das Fieber zu senken. Sie wischte ihm Stirn und Wangen ab und sah die Linien, die der Krieg um seine Augen eingegraben hatte. Und sie dachte daran, wie sehr sie dieses faszinierende, markante Gesicht liebte. Wenn er starb, dann starb er ihretwegen, ging es ihr durch den Sinn. Sie hatte Steven gewollt, und er hatte ihn ihr gebracht.
    „Stirb nicht! Stirb nicht, verdammt noch mal! Ich — ich brauche dich!" flehte sie ihn flüsternd an.
    Es konnte nicht ihr Flüstern gewesen sein. Nein, das konnte es nicht gewesen sein.
    Aber plötzlich holte er Luft, tief und abgehackt, und danach war er so still, daß Isabelle schon dachte, er wäre tot. Sie legte ein Ohr an seine Brust und hörte seine gleichmäßigen Atemzüge, dann berührte sie seine Haut, die sich merklich kühler anfühlte. Isabelle war auf einmal zum Lachen zumute, als sie sich in den Sessel neben seinem Bett sinken ließ. Gott sei Dank, es geht ihm besser! dachte sie.
    Und dann war Dr. Whaley an ihrer Seite und zog sie hoch. „Ja, es geht ihm besser.
    Und nun, Miss Hinton, gönnen Sie sich endlich etwas Ruhe, damit Sie uns nicht vom Fleisch fallen."
    Er führte sie in ihr Zimmer hinüber, und in dieser Nacht schlief sie zum erstenmal seit Stevens Tod tief und fest und mit einem Lächeln auf den Lippen.
    Es gab doch einen Gott im Himmel, denn Travis war am Leben geblieben.

    Es dauerte eine Woche, bis Travis genügend Kräfte gesammelt hatte, um sich von seinem Krankenlager zu erheben. Isabelle
    hielt nun wieder Distanz zu ihm, weil sie sich selbst nicht mehr trauen zu können glaubte.
    Sie hörte ihn jedoch an dem Tag, da er zum erstenmal aufstand. Von Zeit zu Zeit

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