Historical Weihnachtsband 1990
wieder zusammen."
Sie küßte Dr. Hardy nochmals, dann rannte sie hinaus, den Brief an ihr Herz gedrückt.
Wie Dr. Hardy versprochen hatte, wurde Isabelle von zwei Kavalleriesoldaten bis zur Frontlinie eskortiert. Dort wurden ihre Papiere übergeben, und sie bekam eine neue Eskorte bis zu ihrer Haustür. Während des ganzen Ritts ging ihr Travis nicht aus dem Kopf. Er mußte sehr geschwächt gewesen sein — zu schwach, um in den Kampf zurückzukehren. Sie wünschte sich sehnlichst, daß er zu Hause war, wenn sie zurückkam.
Und so war es.
Travis erwartete sie auf der Veranda. Der Yankee-Sergeant, der ihre Papiere bei sich trug, salutierte zackig und respektvoll vor ihm und sagte, er habe Miss Hinton auf Befehl der Union nach Hause gebracht, und er bitte um Erlaubnis, zu seiner Einheit zurückkehren zu dürfen. Dieses wurde ihm umgehend von Travis gewährt, der seinerseits salutierte. Hoch aufgerichtet stand er da, während er zusah, wie Isabelle abstieg und dann einem der Männer befahl, sich ihres Pferdes anzunehmen.
Als sie die Stufen heraufkam, sah sie, daß in seinen Augen ein Freudenfeuer sprühte, das in lebhaftem Widerspruch zu seiner gemessenen Haltung stand.
Isabelle ging an ihm vorbei in den Salon, wo sie ihren abgetragenen Reisemantel und
-hut abnahm und über einen Stuhl warf. Sekunden später stand Travis hinter ihr, zog sie an sich, preßte seine Lippen auf ihren Hals, flüsterte zusammenhanglose Worte.
Sie drehte sich um, wollte protestieren, ihm Vorhaltungen machen, doch kein Wort kam ihr über die Lippen. Es war ihr plötzlich egal, wer im Haus war, wer was sah oder was sich wer dabei dachte. Nicht in diesem Augenblick. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken, und er nahm sie hoch und trug sie in das riesige Schlafzimmer hinauf, das er für sich mit Beschlag belegt hatte.
Im Kamin knisterte ein Feuer. Es wurde dunkel draußen, und der Widerschein der Flammen füllte den Raum mit einem zauberhaften Glühen und Flackern. Travis legte Isabelle aufs Bett. Seine Finger zitterten, als er Isabelle auszukleiden begann. Dann warf auch er seine Kleider ab und kniete sich über Isabelle. Das Liebesspiel begann.
Das Feuer warf seinen Schein auf sie, während die Nacht ihren Fortgang nahm. In dem flackernden Licht kam er ihr wie eine geschmeidige, kupferrote Raubkatze vor, und sie konnte nicht davon genug kriegen, mit ihren Lippen über seine Haut zu streichen, ihre Finger über seine schwellenden Muskeln tanzen zu lassen. Noch mehr Narben hatten sich in seine Haut gegraben. Isabelle berührte sie sanft, küßte sie mit aller Zartheit. Sie hatte sich so nach ihm gesehnt, und nun gehörte er ihr.
Ob recht oder unrecht, sie war in den Feind verliebt.
Als der Morgen graute, legte Isabelle nun keine falsche Scham mehr an den Tag. Bei hellem Tageslicht küßte sie Travis begierig, begegnete offen und ehrlich seinem Blick und lächelte über seinen heiseren Schrei, als sie sich auch schon von dem heißen Rhythmus seines erneuten Liebesspiels mitreißen ließ.
Am Abend speisten sie gemeinsam. Er erzählte ihr von den Schlachten, die er geschlagen, von Wilderness und Cold Harbor und Chancellorsville im Jahr zuvor.
Traurigkeit klang aus seinen Berichten. Isabelle mußte sich sehr zusammenreißen, als sie Travis berichtete, daß James bei Petersburg gefangengenommen worden war, daß er jedoch in Washington sei und nicht in Camp Douglas, Chicago, wovor die Rebellen einen Höllenrespekt hatten.
★
Zwei Nächte später begannen die Männer, Weihnachtslieder zu singen. Sie kamen herein und spielten auf dem Piano und auf ihren alten Harmonikas. Isabelle empfand Mitgefühl mit ihnen und ihrer Sehnsucht nach Hause.
Sie rannte nicht davon, wenn sie sangen, und als Sergeant Sikes sie dazu ermunterte, stand sie sogar auf und sang. Zur Melodie von „Greensleeves" sang sie von der Geburt des Christuskindes, und als sie geendet hatte, entstand eine andächtige Stille im Raum, und die Augen eines jeden Anwesenden ruhten auf ihr.
Schließlich räusperte sich Sikes, und Private Trent lachte und sagte, er hätte einen Adventskranz geflochten, und er stand auf und brachte ihn herein. Isabelle erklärte, wo sie den Weihnachtsschmuck finden konnten, und sie rannten zum Boden hinauf, ihn zu holen. Bald erstrahlte das ganze Haus in weihnachtlichem Glanz.
Travis, der vom Kamin aus zugesehen hatte, wandte sich ab und verließ den Raum.
Isabelle hörte seine Schritte auf der Treppe. Sie erhob sich und folgte ihm in ihr
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