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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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nicht leisten.
    Mrs. Grissom warnte Melinda, daß sie die Stelle nicht unbedingt angenehm finden würde. MacKenzie hatte den Ruf, daß schwer mit ihm auszukommen war. Es hieß auch, daß er Frauen nicht mochte und gewöhnlich nur Männer nahm als Köche.
    Davon ließ sich Melinda jedoch nicht abschrecken. Was machte es, wenn der alte Mann mürrisch und übellaunig war? Ihr eigener Vater war jähzornig gewesen, und sie hatte sich immer gegen ihn behauptet und mit ihm gestritten, bis sie beide aufgaben ... oft genug mit einem Lachen. Tatsächlich hatte es sogar Zeiten gegeben während ihrer Ehe mit Robert, in denen sie diese hitzigen Wortwechsel mit ihrem Vater fast vermißt hatte. Sie und Robert waren miteinander aufgewachsen und waren Freunde
    gewesen, lang bevor sie sich verliebt und geheiratet hatten. Selten hatten sie sich gestritten.
    Mrs. Grissom hatte Melinda den Weg zu MacKenzies Ranch erklärt, die mehrere Meilen westlich von der Stadt lag, und ihr sogar den Buggy der Grissoms geliehen, damit sie hinausfahren konnte.
    Am Morgen zog Melinda eine einfache, strapazierfähige dunkelbraune Bluse und einen passenden Rock an. Das Haar flocht sie zu einem festen Zopf und steckte diesen hoch.
    Bei einem Blick in den Spiegel fuhr sie entsetzt zurück. Sie wußte, daß ihr die Frisur nicht stand, aber ihr war nicht bewußt gewesen, wieviel ihr dunkelbraunes Haar im Verlauf des letzten Jahres an Glanz verloren hatte. Früher hatte es einen goldenen Schimmer gehabt, doch nun wirkte es matt und stumpf.
    Obendrein hob die strenge Frisur hervor, wie hager ihr Gesicht geworden war.
    Schon eine Zeitlang hatten sie und Lee nicht mehr genug zum Essen gehabt, und nun sah Melinda elend und verhärmt aus. Ihre ausdrucksvollen grauen Augen wirkten traurig und zu groß in dem schmalen Gesicht. Auf der Stirn sowie um Augen und Mund herum hatten sich Sorgenfalten eingegraben. Melinda war neunundzwanzig, sah aber erheblich älter aus.
    Sie erinnerte sich daran, daß sie so aussehen wollte. Eine nüchterne, praktische Erscheinung war das beste, wenn man sich um eine solche Stelle bewarb. Wirkte sie hübsch oder jung, würde der Rancheigentümer sie nur für unerfahren oder unfähig halten oder gar glauben, daß sie seiner Annäherung zugänglich wäre. Das mußte sie vermeiden. Sollte er sie ruhig alt und unattraktiv finden. Trotzdem war es schmerzlich zu erkennen, wie sehr ihr Aussehen gelitten hatte. Früher hatte sie als ausnehmend hübsch gegolten.
    Melinda hatte diese Stimmung abgeschüttelt und war voller Hoffnung darauf, daß ihre Geldprobleme gelöst wurden und sie und Lee besser leben könnten, zu MacKenzies Ranch gefahren.
    Doch nun, als Melinda das Haus betrachtete, verlor sie den Mut. Es sah so trostlos, so kalt aus. Vermutlich spiegelte sein freudloses Äußeres das Wesen seines Besitzers wider. Sie war dem Mann zwar noch nie begegnet, hatte im Laufe der Jahre jedoch einiges über ihn gehört, und das kam ihr nun in den Sinn: Er haßte die Menschen, und Frauen ganz besonders; er galt als gemein, zornig und hart; er besaß eine scharfe Zunge und zögerte nicht, sie gegen jeden zu benutzen, der ihm mißfiel.
    Er war weder verheiratet, noch hatte er Kinder. Den Gerüchten zufolge hielt es keine Frau mit ihm aus. Manche Leute behaupteten, er hasse die Menschen so sehr, daß er nicht einmal eine Familie wollte.
    Möglicherweise war es schrecklich, für ihn zu arbeiten, schlimmer als alles, was sie bisher erlebt hatte. Melinda zögerte und umklammerte die Zügel. Dann seufzte sie und schnalzte mit der Zunge, während sie dem Pferd gleichzeitig leicht die Zügel auf den Rücken schlug. Warum machte sie sich Gedanken darüber, ob sie mit MacKenzie auskam? Sie hatte keine Wahl. Sie brauchte die Arbeit dringender als MacKenzie einen Koch. Wenn sie kein Geld verdienen konnte, mußte sie Lees Land verkaufen, um den Winter überleben zu können. Und sie war fest entschlossen, das Land ihres Sohnes nicht herzugeben. Schließlich war die halbe Quadratmeile Boden Lees einziges Erbe.
    Melinda fuhr den leichten Einspänner vor das MacKenzie-Haus und sprang vom Sitz.
    Dann band sie das Pferd an dem Geländer vor der Veranda fest, stieg die drei niedrigen Stufen hinauf und klopfte an die Tür. Niemand antwortete. Nachdem sie eine Weile gewartet hatte, klopfte Melinda erneut.
    Sie zitterte. In dem Buggy war es kalt gewesen, doch nun fuhr der eisige Nordwind um die Hausecke und drang ihr bis auf die Haut. Über Rock und Bluse trug sie Roberts

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