Historical Weihnachtsband 1990
„Nun, ich hoffte, du würdest das sagen. Denn ich habe nichts, was sich in Geschenkpapier einwickeln ließe. Ich war so dickköpfig, so schrecklich starrsinnig."
„Isabelle ..."
„Travis, liebst du mich wirklich?"
„Mehr als alles in der Welt, Isabelle."
„Darf ich dann dein Weihnachtsgeschenk sein?"
„Was meinst du denn damit?" Er setzte zu einem Lächeln an, aber in seinen Augen stand Mißtrauen.
„Ich meine . . . Also, eigentlich wäre es auch ein Geschenk für mich. Du . . Sie hielt inne, holte tief Luft und sprudelte drauflos: „Du sagtest, du wolltest mich heiraten.
Unser Pfarrer ist mit den Truppen nach Süden gezogen, aber dein Yankee-Kaplan ist hier, und die Kirche ist gleich am Ende der Straße. Travis, ich versuche dir zu erklären, daß ich dich heiraten will, zu Weihnachten. Das heißt, wenn du willst."
Eine lange Weile blieb er reglos sitzen. Dann ließ er einen Schrei los, der es mit dem herzhaftesten Schlachtgebrüll der Rebellen aufnehmen konnte, das Isabelle je zu Ohren gekommen war. Er sprang auf und wirbelte sie im Kreis herum, schließlich hielt er inne, um sie zu küssen, dann lachte er und küßte sie wieder.
Als sein Blick dem ihren wieder begegnete, glänzten seine Augen vom Feuer der Liebe, und sie spürte, daß seine Hände zitterten, wenn er sie berührte.
„Isabelle, nie hat es ein größeres Weihnachtsgeschenk gegeben — nie. Weiß Gott, es gibt wahrlich kein süßeres, kein schöneres Geschenk als das der Liebe."
Sie lächelte, drückte ihn noch fester an sich. „Und das Geschenk des Friedens, Travis.
Du hast mir beides gegeben."
★
Es war nicht schwer zu arrangieren. Die Männer stolperten übereinander in dem Bemühen, die Kirche auszuschmücken, und obwohl in so kurzer Zeit kaum viel mehr zu bewerkstelligen war, brachte man es immerhin fertig, die alte Katie Holloway zur Trauung herbeizuholen.
Katie stand mit Isabelle hinten in der Kirche und versuchte sie zu überreden, den Perlenring ihrer Mutter anzunehmen. „Etwas Geborgtes, meine Liebe. Du mußt den Ring tragen."
Isabelle lächelte. Ihr Kleid war aus hellblauer Seide, ihre Unterwäsche war sehr alt, und ihre Liebe . . . Ihre Liebe war neu. Alles war bereit, daß sie in den Brautstand treten konnte.
„Was machen die denn so lange?" fragte sie und sah hinaus. Travis stand mit seiner halben Mannschaft im Schnee. Plötzlich
drehte er sich herum, sah Isabelle und kam in die Kirche gerannt. Zu ihrem Erstaunen zog er sie mit sich in den Schnee hinaus. „Isabelle! Glaubst du an Weihnachten?"
„Wovon redest du denn?" wollte sie verwirrt wissen. „Travis, du führst dich ja auf wie ein Verrückter."
Er lachte laut auf, dann schwang er sie zu sich herum. „Isabelle, alles, was uns noch gefehlt hat, war ein geeigneter Brautführer, nicht wahr? Nun, den haben wir jetzt auch gefunden."
Einen Moment sah sie mit großen Augen auf den Mann in der grauen Uniform, der vor ihr stand. Dann jauchzte sie, riß sich von ihrem Bräutigam los und warf sich in die Arme des Neuankömmlings. Travis, unbekümmert um diese Liebesbeziehung, die sie einem anderen Mann entgegenbrachte, weidete sich an der strahlenden Glückseligkeit, mit der sie ihren Bruder begrüßte.
„Isabelle!" James drückte sie an sich, dann richtete er den Blick auf die blauen Uniformen, die sie umringten.
„Also, Yanks, so laßt uns denn Waffenruhe für eine Hochzeit halten."
Hüte wurden von den Köpfen gerissen und flogen in die Luft. Ein Hoch wurde ausgebracht.
Augenblicke später hatte sich alles im Innern der Kirche versammelt. James führte seine Schwester den Mittelweg entlang und übergab sie Travis. Der Kaplan begann die Zeremonie, dann legten Isabelle und Travis ihr Eheversprechen ab. Und als sie einander feierlich verlobt waren, erklärte der Kaplan:
„An diesem Weihnachtstag im Jahre des Herrn 1864 erkläre ich euch, Travis und Isabelle, kraft des mir von Gott und dem Staat Virginia verliehenen Amtes zu Mann und Frau. Captain, küssen Sie Ihre Braut."
Er küßte sie und küßte sie. Und küßte sie.
Sikes hatte Reis aufgetrieben, mit dem er sie nun bewarf, und auch James war schnell dabei. Lachend retteten sich die Frischvermählten vor dem Reisschauer in den einspännigen Materialwagen, der sie auch hergebracht hatte, und fuhren zum Haus.
Peter hatte das köstlichste Weihnachts- und Hochzeitsmahl zubereitet, das man sich bei dem Zustand der Vorratskammer
nur vorstellen kann. Und James schien, wenn sich seine Gefühle im
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