Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
wiederholte sie daher.
    „Sie sind auch nicht ganz, was ich mir vorgestellt habe", gestand er und ließ den Blick über sie wandern. Es waren nur der
    klobige Mantel und der Blickwinkel gewesen, der sie massig hatten wirken lassen.
    Aus der Nähe entdeckte er nun, daß Melinda zwar klein, ihre Figur aber fest und wohlproportioniert war. Rock und Bluse konnten trotz der langweiligen braunen Farbe den vollen Busen oder die schlanke Taille nicht verbergen. Das Haar hatte Melinda zu einer etwas weicheren Frisur hochgesteckt, und die neue Köchin schien weder so unattraktiv noch so alt, wie er geglaubt hatte. Vor Zorn über seine Fehleinschätzung fuhr Daniel sie schroff an: „Es sind acht Cowboys auf der Ranch, und Abendessen gibt es um halb sechs."
    „Wie bitte?"
    „Ich habe gesagt, um halb sechs gibt es Abendessen", erklärte er noch einmal mit erhobener Stimme. War die Frau schwerhörig oder nur unaufmerksam?
    „Sie meinen ... ich soll heute abend anfangen? Mit dem Abendessen?" brachte Melinda mühsam hervor.
    MacKenzie runzelte die Stirn. Er war bestimmt nicht häßlich, doch die Verbindung aus diesem finsteren Blick, dem dichten schwarzen Bart und den scharfkantigen Zügen gab ihm ein so wildes Aussehen, daß Melinda das Gutaussehende an seinem Gesicht vergaß. „Was, zum Teufel, glauben Sie denn, was ich meine? Dazu hab ich Sie ja schließlich eingestellt, nicht wahr?"
    Melinda richtete sich auf, und ihre Augen glitzerten. „Mr. MacKenzie, darf ich Sie daran erinnern, daß Sie sich in der Gegenwart einer Dame befinden?"
    „Was?" Er blickte so verblüfft drein, wie sie einen Moment zuvor gewesen war.
    „Ihre Sprache", erläuterte Melinda.
    „Welche Sprache?" MacKenzie starrte sie weiter an. Dann hellte sich seine Miene auf, und er stieß ein kurzes bellendes Lachen aus. „Sie meinen ,Teufel'? Gute Frau, wenn das das Schlimmste ist, was Sie hier hören werden, können Sie sich glücklich schätzen."
    „Ich bin es nicht gewöhnt, daß in meiner Gegenwart geflucht wird", erwiderte Melinda.
    „Dann legen Sie sich besser eine dickere Haut zu. Ich habe nicht vor, mir von einer zimperlichen alten Jungfer vorschreiben
    zu lassen, was ich sagen darf, gab MacKenzie grob zurück.
    Zimperliche alte Jungfer! Er schaffte es jedesmal, wenn er den Mund aufmachte, sie zu beleidigen. Melinda wollte schon etwas entgegnen, doch dann schluckte sie eine zornige Antwort herunter. Sie konnte es sich nicht leisten, diesen Mann wütend zu machen. Sie brauchte die Arbeit dringend. Und ihr war klar gewesen, bevor sie anfing, daß mit ihm nicht auszukommen sein würde.
    Melinda holte tief Luft und erwiderte dann ruhig, wenn auch kühl: „Wie Sie sprechen, ist natürlich Ihre Sache. Ich bin nur zum Kochen hier. Vermutlich werden wir wenig miteinander zu reden brauchen."
    Er schaute ein wenig verstimmt drein, als hätte sie ihm den Wind aus den Segeln genommen. Dann räusperte er sich. „Ja. Gut. Also dann, Abendessen um halb sechs."
    Zu gern hätte ihm Melinda ihre Meinung über sein hochmütiges Benehmen gesagt.
    Wie konnte er von ihr erwarten, daß sie einzog und sofort anfing zu kochen, vor allem in einer Küche in diesem Zustand! Es war klar, er war ein Tyrann, die Art von Arbeitgeber, die ihre Leute zu Tode schindeten. Vermutlich stellte MacKenzie deshalb gewöhnlich keine Frauen ein, weil er sie für zu schwach erachtete, so hart zu arbeiten, wie er es erwartete. Nun, sie hatte ihr ganzes Leben auf einer Farm verbracht, und in den vergangenen zwei Jahren hatte sie sich sogar allein um alles gekümmert. Daniel MacKanzie wußte nicht, aus welchem Holz Melinda geschnitzt war, doch beabsichtigte sie, es ihm zu zeigen.
    „Natürlich", stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Daniel zögerte einen Moment. Eigenartigerweise fühlte er sich, als hätte er den Streit verloren, obwohl er doch ganz klar gewonnen hatte. Melinda wirbelte herum und begann, die Schränke zu durchsuchen. Hinter sich hörte sie MacKenzie den Raum verlassen.
    Sobald er fort war, drehte sie sich um und warf ihm einen wutschäumenden Blick hinterher. Wenn ich keine Dame wäre, dachte sie sich, würde ich fluchen wie ein Fuhrmann. Doch so
    mußte sie sich damit begnügen, mit Dosen und Flaschen zu klappern, während sie nach Zutaten für das Abendessen suchte.
    Schließlich fand Melinda eine alte Dose mit Backpulver. Nun konnte sie wenigstens Brötchen backen. In der Vorratskammer war ein Sack voll Limabohnen. Sie sollten natürlich, um ihren

Weitere Kostenlose Bücher