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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ganzen Geschmack zu entfalten, über Nacht eingeweicht werden, bevor sie langsam auf schwacher Flamme weichgekocht wurden. Aber Melinda hatte nicht seit ihrem zehnten Lebensjahr gekocht, ohne ein paar Tricks zu lernen. Sie würde die Bohnen eine Zeitlang brodelnd kochen lassen, bevor sie sie sieden ließ, und wenn sie etwas Salzfleisch und ein paar Kräuter hinzufügte, wären sie eßbar.
    Melinda zog einen riesigen gußeisernen Topf hervor und stellte ihn in die Spüle. An der Spüle befand sich eine Handpumpe. Wasser im Haus war etwas, das sie noch nie zuvor gehabt hatte. Vorsichtig betätigte sie die Pumpe, und Wasser tröpfelte heraus. Melinda lächelte und pumpte kräftiger. Gründlich reinigte sie den Topf, füllte ihn anschließend mit Wasser und schüttete die Bohnen hinein. Sie fand einen Lappen, der vor nicht allzu langer Zeit gewaschen worden schien, feuchtete ihn an und wischte den Herd ab. Eine gründliche Säuberung mußte sie sich für später aufheben, dazu blieb nun keine Zeit.
    Sie stapelte das Holz — wenigstens war die Holzkiste voll — in den Herd, nachdem sie zuerst zerknülltes Zeitungspapier hineingestopft hatte, und zündete es an. Nicht zum erstenmal sehnte sie sich nach den unterschiedlichen Holzarten, die es in Ost-Texas gegeben hatte. Was sie nun bräuchte, wären ein paar Scheite Kiefernholz, damit sie ein schnelles Feuer machen konnte. Doch hatte sie hier nicht die Wahl zwischen Eiche für ein lang anhaltendes oder Kiefer für ein schnelles Feuer. Es gab nur Mesquiteholz und das Holz kleiner, knorriger Stauden oder, gelegentlich, abgebrochene Äste von den Baumwollbäumen und größeren Eichen an den Flüssen.
    Sie hatte gelernt, mit dem auszukommen, was zur Verfügung stand.
    Sobald die Bohnen kochten, machte sich Melinda auf die Suche nach Fleisch. In der Küche fand sie nichts, deshalb schaute sie sich draußen um. An einem der kleinen Schuppen ragte ein Abzugsrohr aus dem Dach. Das mußte eine Räucherkammer sein. Sie ging zu dem Schuppen und öffnete ihn.
    Drinnen duftete es köstlich nach Fleischsaft und Mesquiterauch, der sich förmlich ins Holz gefressen hatte. In lange Streifen geschnittenes Rauchfleisch hing von den schmalen Dachbalken, ebenso wie eine Auswahl an Schinken, Würsten, Rauchfleisch und Rippchen. Melinda schnitt eine dicke Scheibe gepökeltes Schweinefleisch ab und nahm einen der großen Schinken herunter.
    Wieder in der Küche gab sie das Salzfleisch zu den Bohnen in den Topf und machte sich daran, die dicke, salzige Schwarte des Schinkens zu lösen. Dann holte sie zwei große Bratpfannen heraus, reinigte sie und setzte sie mit je einem dicken Klecks Fett darin auf den Ofen. Sobald das Fett heiß war, schnitt Melinda dicke Scheiben vom Schinken ab und legte sie in die Pfannen.
    Während der Schinken brutzelte, fand sie ein großes Backblech und eine Rührschüssel. Nachdem sie beides abgewaschen hatte, mischte sie den Teig für die Brötchen, rollte ihn aus und schnitt mit einem kleinen Glas als Förmchen runde Stückchen aus, da sie keine Ausstechform entdecken konnte. Die flachen Brötchen legte sie auf das eingefettete Kuchenblech und schob sie in den Ofen.
    Ein Tischtuch für den langen Holztisch in der Küche fand sie nicht, und so stellte sie die Teller direkt auf den Tisch. Nach den Flecken, Kratzern und Brandflecken auf der Platte zu schließen, war schon öfter auf ein Tischtuch verzichtet worden. Da sie nicht die Zeit hatte, die Teller gründlich zu spülen, wischte Melinda sie nur kurz ab.
    Vermutlich hatten die Männer schon häufiger aus solchem Geschirr gegessen, einmal mehr würde nichts schaden.
    Sie füllte das Essen in Servierschüsseln und setzte es auf den Tisch, bevor sie Kaffee aufbrühte. Zuletzt machte sie aus dem Fleischfond in den Bratpfannen eine große Schüssel voll Soße, auf der dicke Fettaugen schwammen.
    Kaum hatte Melinda alles auf den Tisch gestellt, als sie draußen auf den Stufen das Knirschen von Stiefeln hörte. Die

    Cowboys waren von den Weiden zurück.
    Der erste, der hereinkam, war Carl. Er lachte und schnupperte anerkennend. „O
    Madam . . ." Er strahlte. „Ich habe vom ersten Augenblick an gewußt, daß ich Sie mögen würde."
    Einer nach dem anderen kam hereinmarschiert. Wie Carl trugen sie alle dicke Flanellhemden, Jeanshosen und -jacken sowie schmutzverkrustete Arbeitsstiefel. An zwei Paar Stiefeln klirrten Sporen. Insgeheim fuhr Melinda zusammen bei dem Gedanken, was die Sporen den Holzfußböden antun mußten.

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