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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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solche Erfüllung gefunden hatte. Das gelang ihm freilich beim besten Willen nicht.
    Schließlich stiegen sie aus und schlenderten zu dem Musikpavillon, wo das abendliche Konzert stattfinden sollte. Trotz der aufgestellten Kohlenbecken froren die Zuhörer, und der Atem stand in kleinen Dampfwölkchen in der frostigen Luft, wenn sie redeten oder lachten. Vereinzelte Kinder spielten Fangen, aber die Erwachsenen standen dicht beieinander, um sich etwas zu wärmen.
    „Wenn es Ihnen zu kalt ist, müssen Sie es mir sagen. Ich möchte nicht, daß Sie sich eine Erkältung holen", bat Matthew Thornton.
    Angelica mußte lachen. „Meine gute Peggy hat mich mit heißer Suppe davor bewahrt. Der Pfeffer war überreichlich darin. Ich werde so schnell nicht frieren." Sie beobachtete die Musiker, die ihre Instrumente stimmten, und fuhr dann betont beiläufig fort: „Und Sie? Lassen Sie sich bei einer Dame hier in London öfter sehen?"
    Dann schüttelte sie unwillig den Kopf. „Unsinn, was frage ich denn da? Das geht mich keineswegs etwas an. Wie komme ich nur dazu, so neugierig zu sein?"
    Matthew Thornton stand etwas hinter Angelica und musterte unauffällig ihr Profil.
    Es war ganz und gar nicht Angelicas Art, sich ohne Grund in jemandes Privatangelegenheiten zu mischen. Könnte es bedeuten, daß sie nach allem doch noch ein Interesse für ihn hegte? Matthew hatte sie nie durchschauen können, und fünf Jahre ohne sie hatten es ihm auch nicht gerade leichter gemacht, tiefere Einsicht zu gewinnen.
    Die Kapelle begann zu spielen. Ein Liebeslied erregte gleich am Anfang die Begeisterung des Publikums. Die Buben lieferten

    sich eine Schneeballschlacht und zogen dabei mißbilligende Blicke einiger älterer Zuhörer ebenso auf sich wie diejenigen, die gelegentlich mitsummten.
    Angelicas Augen blitzten, eine sanfte Röte belebte die sonst so blassen Wangen.
    Matthew vermochte den Blick nicht abzuwenden. Sie bemühte sich zwar um eine würdevolle Haltung, konnte aber nicht verhindern, daß der Rhythmus einer schottischen Hochlandweise auch sie anrührte.
    „Ich freue mich, daß Sie diesen Vorschlag gemacht haben", sagte sie unvermittelt.
    „Ich erinnerte mich, daß Sie immer schon Musik gern hatten."
    „So, taten Sie das?" Der Blick der braunen Augen suchte den seinen. Ihm war es plötzlich, als hätte es den verhängnisvollen Streit und die Jahre der Trennung überhaupt nicht gegeben.
    „Ich erinnere mich noch an vieles."
    Hastig schaute sie zur Seite. „Dieser späte Nachmittag ist so schön, die Musik, der Schnee, einfach alles." Sie sah lächelnd auf die spielenden Kinder. „Ich finde es wunderbar, wenn die Menschen froh sind, wenn diese jungen Leute da drüben mitsingen, auch wenn ein paar grämliche Matronen bitterböse dreinschauen. Mir gefallen die Bäume, wenn ihre kahlen weißgrauen Äste in den Himmel ragen, und die Vögel, die sich zu Federbällchen aufplustern, bis nur noch die Schnabelspitzen und die Schwänze hervorgucken." Sie lachte leise. „Ich lebe so gern."
    „Ja", räumte er mit einem Ausdruck von Zustimmung ein. „Auch daran erinnere ich mich bei Ihnen."
    Angelica bemühte sich sichtlich, ihre Gelassenheit und Ruhe beizubehalten. Es erheiterte Matthew, sie dabei zu beobachten.
    Die Kapelle war gut und schöpfte aus einem reichhaltigen Repertoire. Immer größer wurde die Menge der Zuhörer. Ein verirrter Schneeball aus dem Gebüsch hinter Angelica und Matthew flog einem Gentleman an die Bibermütze, und die Buben suchten sich eilig einen anderen Platz zum Spielen, Bis Sonnenuntergang spielten die Musiker und ernteten wohlverdienten Beifall.
    Allmählich fielen lange Schatten über den Schnee, eine blaßgoldene Abendröte färbte den Himmel. Nach und nach verteilte sich die Menge.
    Angelica und Matthew gingen zu dem wartenden Wagen zurück. Dabei summte sie eine weihnachtliche Melodie vor sich hin und meinte dann leise zu ihrem Begleiter:
    „Manchmal, vor allem in der Zeit vor dem Fest, kommt es mir vor, als läge ein magischer Zauber in der Luft. Ergeht es Ihnen auch so?"
    „Manchmal."
    „Vielleicht liegt es bloß in der Natur dieser Tage, die neue Hoffnung verheißen, einen neuen Anfang. Die Menschen sind freundlicher als sonst und eher geneigt, einem etwas nachzusehen. Ich sehe gern die dicken Truthähne in den Schaufenstern, die kandierten Früchte und das Reisig und die Stechpalmenzweige.
    Dieses Jahr wird Geoffrey sogar einen Weihnachtsbaum schmücken, obwohl meine Eltern nichts von dieser

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