Historical Weihnachtsband 1991
modischen Neuheit halten."
„Ich mag Weihnachtsbäume. Es ist ein deutscher Brauch, der mir gefallt." Matthew half Angelica in den Wagen, nachdem der Kutscher die Tür geöffnet hatte.
„Phoebe und ich haben schon einigen Schmuck dafür vorbereitet, Leuchter zum Aufstecken der vielen kleinen Kerzen und Papiermanschetten, damit das heiße Wachs nicht auf die Zweige tropft. Ich habe Schneeflocken und Sterne aus Silberpapier ausgeschnitten, die wir ins Geäst hängen wollen. Und wir winden Girlanden aus Stechpalme und Kronsbeeren."
„Die Kinder werden begeistert sein von einem Baum im Haus, von den Lichtern darauf."
„Und ob. Es wird eine hübsche Überraschung für alle drei sein. Vielleicht werden wir es von nun an jedes Jahr so halten, da sich Geoffrey erst einmal über den Widerstand meiner Eltern hinweggesetzt hat."
„Und Sie? Werden Sie auch einen Baum in Ihrem Haus aufstellen?"
Angelica schüttelte den Kopf.
„Wir haben keine Kinder, auch wenn Peggy kaum mehr als ein solches ist. Nein, ich werde mit Phoebe feiern."
„Genügt Ihnen das, teilzuhaben am Familienglück Ihrer Schwester?"
Sie schenkte ihm einen unwilligen Blick. „Ich finde, das ist sehr viel. Phoebe und ich haben einander immer sehr nahegestanden, und Geoffrey ist wie ein Bruder fürmich. Auch liebe ich die Kinder."
„Sie verdienen mehr." Er hatte ihr gegenüber Platz genommen und las deutlich den Ausdruck von Unmut in ihren Augen. „Sie verdienen ein eigenes Glück."
„Ich bin glücklich, und ich fände es ziemlich ungezogen, wenn Sie etwas anderes behaupten wollten."
„Ich wollte Sie nicht kränken. Nur dachte ich . . ."
„Ich weiß, was Sie dachten. Machen Sie es nicht schlimmer, indem Sie es auch noch wiederholen."
Matthew lehnte sich zurück. Sein Gesicht lag im Schatten. Angelica mühte sich umsonst, ihn glauben zu machen, daß sie glücklich sei, und diese Erkenntnis schmerzte ihn. Denn ihr Glück lag ihm sehr am Herzen.
„Ich habe mich oft gefragt, wie weit Ihre Eltern hinter Ihrer Entscheidung gestanden haben mochten, unsere Verlobung aufzuheben."
Angelica zögerte so lange mit einer Antwort, daß Matthew schon keine mehr erwartete, als sie endlich sagte: „Sie hatten nichts mit dem Ende zu tun. Das kam einzig und allein von jenem Streit. Erinnern Sie sich noch daran?"
„An jede noch so unerquickliche Einzelheit."
Mit einem leisen Seufzer nickte Angelica. „Wir waren damals beide so jung.
Manchmal fällt es mir heute schwer, zu glauben, wie jung und naiv ich damals gewesen sein muß. Meine Mutter war nie ganz einverstanden damit, daß Papa Ihnen gestattete, um mich zu werben."
„Was hatte sie bloß gegen mich?"
„Persönlich vermutlich überhaupt nichts. Aber Ihre Heimat ist York, und das schien ihr wohl recht weit weg von London entfernt. Natürlich hat die Eisenbahn die Entfernungen geringer
werden lassen. Trotzdem wollte Mutter Phoebe und mich immer in ihrer Nähe haben."
Matthew schluckte die Bemerkung, daß er sich kaum vorstellen könne, eine Mutter sei selbstsüchtig genug, das Glück ihrer Kinder von den eigenen Wünschen bestimmen zu lassen.
„Als ich meinen Eltern damals sagte, ich hätte Ihnen den Ring zurückgegeben, überzeugte mich Mutter, daß wir nie zueinander gepaßt hätten. Die Hamiltons gehörten zu ihrem Freundeskreis, und als Philip anfing, um mich zu werben, unterstützte sie das sehr."
„Ich möchte nur wissen, warum ich nie eine Antwort auf meinen Brief bekommen habe."
„Brief?" Angelica beugte sich vor. „Welchen Brief?"
Matthew runzelte die Stirn. „Nach meiner Rückkehr habe ich Ihnen aus York geschrieben. Haben Sie ihn nicht erhalten?"
„Wahrscheinlich ist er verlorengegangen. Ich habe nie eine Zeile von Ihnen bekommen." Angelica dämpfte die Stimme, als würde sie über etwas nachsinnen.
„Da Sie nicht antworteten, mußte ich annehmen, Sie wollten nichts mehr mit mir zu tun haben."
„Und Sie haben nur dieses eine Mal geschrieben?"
„Als wir auseinandergingen, sagten Sie mir, daß Sie mich nie wiedersehen wollten.
So hätten Sie es mir mitteilen können, wenn Sie Ihre Meinung geändert hätten."
„Das wäre nicht sehr schicklich gewesen. Meine Mutter wäre wohl in Ohnmacht gefallen, hätte sie auch nur geahnt, daß ich an dergleichen auch nur hätte denken können."
„Haben Sie vielleicht daran gedacht?"
Sie wich seinem Blick aus. „Darüber möchte ich nicht sprechen."
Matthew war nachdenklich geworden. Er hatte nie daran gedacht, daß sein Brief
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