Historical Weihnachtsband 1991
traurig: „Ich möchte dich so gern heiraten, Matthew, aber ich weiß nicht, ob es möglich sein wird."
Er erstarrte fühlbar. „Wie bitte? Was hast du da eben gesagt?"
Sie richtete sich auf und wies auf die erleuchteten Fenster. „Ich habe immer noch Verpflichtungen. Es gibt Menschen, die mich brauchen, sogar von mir abhängig sind.
Du hast ein neues Haus gekauft, doch ich kann das alte nicht einfach verlassen, wenigstens nicht, solange die Schwestern Neville keine Miete bezahlen können und Ida Lunt mit Quinton Keyes nicht regelrecht verlobt ist. Und ich darf Peggy nicht vergessen, für die ich mich verantwortlich fühle. Niemals würde ich sie in dieses gräßliche Arbeitshaus zurückschicken können."
Matthew nahm ihre beiden Hände in die seinen und drückte sie an seine Brust.
„Möchtest du mein Haus sehen?"
„O ja, nur zu gern, doch . . ."
Er drehte sie mit sich herum, so daß sie auf das große Gebäude schauen mußte, das in der Dunkelheit vor ihnen stand.
„Ich verstehe nicht", sagte Angelica, und eine scheue Hoffnung keimte auf.
„Das ist mein Haus. Ich habe es bar bezahlt und den Schlüssel bereits in der Tasche."
„Du hast das Nachbarhaus gekauft? Aber warum? Ich meine, wenn ich deinen Antrag abgelehnt hätte, wenn ..."
„Angelica, ich liebe dich, und ich weiß, daß wir zusammengehören. Wenn du mich zurückgewiesen hättest, wäre ich trotzdem hier eingezogen und hätte so lange um dich geworben, bis du deinen Widerstand aufgegeben hättest."
„Das war recht gewagt", rief sie aus. „Ich hätte dir doch auch bis in alle Ewigkeit grollen können."
„Und wenn schon, ich wäre dir ganz nahe gewesen, hätte dich sehen und mit dir sprechen können. Und meine Liebe hätte dich zu guter Letzt ganz gewiß deine Meinung ändern lassen."
Angelica warf sich so ungestüm in seine Arme, daß sie beide beinahe in einer Schneewehe gelandet wären.
„Halt mich fest, Matthew, ganz fest. Laß mich nie wieder los!"
„Ich lasse dich nie wieder los", sagte er, und sein Atem strich warm über ihre Wange. „Niemals, niemals wieder."
Als Angelica sich auf die Zehenspitzen stellte und Matthew Thornton küßte, begannen die Kirchenglocken zu läuten, und das klang dann doch ein wenig durch die stille Nacht, als ob Engel sängen, auch wenn es die beiden Menschen vielleicht nur mit dem Herzen hören konnten.
- ENDE -
CARYN CAMERON
ES GESCHAH IN DER WEIHNACHTSNACHT
Fast kommt der mutige Offizier Jerrod zu spät, um die tapfere Farmersfrau Beth zu retten, als sie am Weihnachtsabend 1777 von Soldaten überfallen wird. Erst in dieser Stunde der Not erkennt Jerrod, wie sehr er Beth liebt...
1. KAPITEL
16. Dezember im Jahre 1777
In diesem Jahre sah Elizabeth McGowan dem Weihnachtsfest mit besonderem Bangen entgegen, Zwar war es keineswegs das erste Jahr ihrer Witwenschaft, in dem sie ihrem kleinen Sohn den Vater hatte ersetzen müssen. Es war auch nicht das erste Mal, daß sie das Fest ohne ihre eigene Familie verbringen würde, mit der sie vorher so viele glückliche Feiertage verlebt hatte. Allerdings war es ein Jahr gewesen, in dem Elizabeth verzweifelte Bemühungen angestellt hatte, den Jungen Tim und die McGowan-Farm zu erhalten, so daß das Erbe ihres Sohnes nicht allzusehr wegen der Gefahren zu Schaden käme, von denen sie umgeben waren.
„Die britischen Soldaten werden nicht wiederkommen, Mutter", sagte Tim jetzt, als Elizabeth ihn zu Bett gebracht hatte. „Und wenn sie doch kommen sollten, werde ich gegen sie kämpfen wie einer von Washingtons Leuten."
Sie legte ihre Hand auf seine, die er zur Faust geballt hatte. „Ich werde schon gut aufpassen und hoffe sehr, daß sie niemals wieder hier vorbeireiten. Und du bist gottlob noch viel zu jung, um in den Krieg ziehen zu müssen. Außerdem haben sie im Dunkeln bestimmt Angst."
Der Junge lachte über den nicht sehr überzeugenden Scherz, und doch wurde er schnell wieder ernst. „Und wie ist das mit Lieutenant-Colonel Ross? Der ist doch einer von uns und ganz gewiß ein guter Soldat. Er ist auch so nett. Wird er wiederkommen und die amerikanische Armee mitbringen, wie er es versprochen hat?"
Elizabeth strich über das seidige blonde Haar des Achtjährigen, bevor sie zurückgab:
„Das kann ich dir nicht sagen. In Kriegszeiten ist es auch für einen Offizier sehr schwierig, sein Wort zu halten."
„So wie bei Vater. Er hatte auch versprochen, zu uns heimzukehren, und doch haben sie ihn erschossen", folgerte der Kleine.
Sie mußte sich
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