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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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draußen im Freien arbeitete. Das honigblonde Haar, der ganze Stolz ihres Vaters, der als Perückenmacher besonderen Wert auf eine kunstvolle Frisur gelegt hatte, war widerspenstig und ließ sich kaum bändigen.
    Sogar jetzt quoll es in dicken Strähnen unter dem Band hervor. Beth löste es und ließ es frei auf die Schultern fallen. Wer würde wohl jetzt noch annehmen, daß sie als Tochter des wohlhabenden Perückenmachers in Berwyn eine sorgfältige Erziehung genossen und von klein auf eine eigene Zofe gehabt hatte?
    In Strümpfen, Pantoffeln und Schlafrock legte sie sich auf das Notlager neben dem Herd und rollte sich in den Kissen zusammen. Trotzdem blieb ihr der Schlaf fern.
    Nachdem sie sich eine Weile unruhig hin und her gedreht hatte, stand sie wieder auf, hob den Deckel von dem großen Kessel und rührte den Frühstücksporridge durch.
    Mit den Vorräten im Keller, etlichen Speckseiten und Räucherschinken auf dem Dachboden sollte es gelingen, halbwegs gut
    durch den Winter zu kommen. Dazu kamen getrocknete und geschwefelte Äpfel, zwei Faß Pökelfleisch und eines voll. . .
    ★
    Beth McGowan erstarrte, als draußen plötzlich ein Geräusch laut wurde. Sie fröstelte. Hatte da nicht in der Nähe ein Pferd gewiehert? Ach nein, gewiß war es bloß der Wind, ein Knacken des alten Holzes in der Kälte der Nacht. Beth nahm die Flinte, die am Herd lehnte. Der Schwiegervater würde sich gewundert haben, hätte er Beth sehen können, wie sie nun schon blitzschnell laden konnte. Die Armee hatte ihr das Gewehr des Gefallenen nicht zurückgegeben, und so hatte sie sich daran gewöhnt, die altmodische Waffe des verstorbenen Schwiegervaters zu reinigen, instand zu halten und zu laden. Trotz des starken Rückstoßes und des Pulverdampfes gewährte die Waffe ein Gefühl der Sicherheit, als sie nun schwer und kalt in Beths Arm lag.
    Beth schob den Vorhang beiseite und spähte hinaus zur Scheune hinüber. Die Stille hüllte alles in den gewohnten winterlichen Schleier. Natürlich würden die Engländer nicht ausgerechnet in dieser Nacht wiederkommen.
    Plötzlich aber zuckte Beth zusammen. Im Mondlicht war deutlich zu erkennen, daß eines der beiden Scheunentore einen Spalt offenstand. Jetzt wurde es behutsam von innen zugezogen. Jemand war eingedrungen. Hatte das Pferd, das sie zu hören glaubte, diesen Mann hergebracht?
    Wie ein Hammer schlug das Herz in der verengten Brust. Natürlich wäre es am klügsten, den Morgen abzuwarten und den Eindringling mit der Flinte in Schach zu halten. Vielleicht war er auch gar nicht gefahrlich? Manchmal kamen einfach desertierte Soldaten der eigenen Armee durch oder harmlose Reisende. Was freilich, wenn der Fremde die beiden letzten Pferde stahl, die ihr geblieben waren, oder Tim geliebtes Schaf Sheba? Wenn sie nur eine Weile verstreichen ließ, bevor sie hinausging, konnte sie den Mann vielleicht überraschen und fortschicken.
    Ein matter Lichtstrahl flackerte in dem einzigen Fenster oben auf der Höhe des Heubodens. Und wenn der Marodeur die Scheune in Brand steckte? Beth hatte einmal erleben müssen, was Feuer auslösen konnte, die Zerstörung, die Verheerung der Vergangenheit und der Zukunft. Zornig schob sie den Riegel zurück und riß die Hintertür auf, entsicherte die Flinte. Trotz des leichten Morgenrockes spürte Beth die Kälte nicht, trat in den niedrigen Schnee hinaus.
    Wenn dieser Mensch gekommen war, hier Feuer zu legen, sollte ihm das teuer zu stehen kommen. Sie würde sich von hinten in die Scheune schleichen und abdrücken, bevor sie fragte.
    Die gräßliche Erinnerung des großen Brandes in Beths Mädchenjahren beflügelte die Schritte. Im Geist hörte sie wieder das Knistern und Krachen, als die Flammen wie ein wütendes Ungeheuer die Nacht erhellt, Möbel, Wände und Dächer gefressen hatten. Gleich einem tausendäugigen Dämon hatte das Feuer gewütet und alles verschlungen, bis das Haus unter den entsetzten Schreien der Umstehenden in sich zusammengestürzt war. Und keiner hatte helfen können. Jetzt dagegen würde Beth McGowan nicht tatenlos und schreckgelähmt daneben stehen, wenn ein feindlicher Soldat dabei war, sie auszurauben und ihre Farm in Brand zu stecken.
    Vorsichtig schlich sie sich zum hinteren Eingang der Scheune, achtete nicht des Windes, der ihr ins gelöste Haar griff und eisig durch Ärmel und wehende Röcke pfiff. Zorn und Entschlossenheit ließen die Wangen glühen wie im Fieber. Schon hob sie den schweren Riegel, schob ihn zurück und

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