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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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Erstaunen.
    Ein längeres Schweigen hing zwischen ihnen. Dann streckte Jerrod die Hand aus und strich der Kuh über den Kopf. „Hier liebt man wohl die Tiere. In der Stadt ist das anders."
    „Nicht immer. Zu Hause waren wir alle tierlieb, meine Schwester, mein Vater und ich."
    Die Erwähnung des Vaters rief Beth den schmerzlichen Verlust ganz deutlich in Erinnerung, jene entsetzliche Nacht, in der Beths Kindheit gleichsam in Rauch und Flammen aufgegangen war. Dieses Leben hier hatte sie sich nach dem Tode William McGowans selbst für Tim und sich aufgebaut. Und niemand und nichts sollte ihr das nehmen. Tim sollte so lange ein Kind bleiben können, wie es nur ging. Jerrod Ross hatte leicht reden, daß der Junge nicht verhätschelt werden solle.
    „Ich wundere mich, wie sicher du dich hier in dieser ländlichen Umgebung bewegst.
    Du bist doch allem Anschein nach auch in
    der Stadt aufgewachsen."
    „Das stimmt. Aber als ich hierher zog, begann ich zu lernen."
    „Du hattest doch immerhin Hausmädchen und Knechte und mußtest dich nicht selbst mit Landarbeit beschäftigen."
    „Nach dem Tode meines Mannes und der Einberufung der Knechte blieb mir nichts übrig. Ich mußte selbst das Nötige tun. Heute kann ich alles — die Farm bewirtschaften, mich um die Obstgärten kümmern, um die Ernte, die wenigen Tiere, die uns zwei marodierende Armeen gelassen haben. Tim und ich kommen ganz gut allein zurecht, wenn uns keiner mit unvernünftigen Befehlen in die Quere kommt."
    Beth hörte, daß ihre Stimme schrill klang, und bedauerte es, daß die kurze Spanne wohltuender Vertrautheit vorbei war. Trotzdem sprudelten die Worte weiter aus ihr heraus. „Nun muß ich sagen, daß ich mir alles selbst beigebracht habe, sogar, wie man schießt. Natürlich hatte mein Mann nie gewollt, daß ich auf der Farm Hand anlegen sollte. Bei der Hochzeit hatte er mir versprochen, daß ich genau den Lebensstil beibehalten werde, in dem ich erzogen und aufgewachsen sei. Ich ritt viel aus, hielt die Zügel des Haushalts und kümmerte mich um die Köchin und die Bediensteten. Dabei hatte ich immer das Gefühl, nicht richtig hier zu leben. Dann kam der Krieg, und die Männer wurden eingezogen, die Frauen und Mädchen mußten zu ihren Familien zurück, wo nun auch Väter und Brüder fehlten."
    Beth holte einmal tief Atem und fuhr dann fort: „Erst nachdem mein Mann gefallen war, lernte ich alles andere. Selbst Tim konnte anfangs mehr als ich. Er lehrte mich melken und die Tiere versorgen und das Obst ernten. Wir waren ja ganz und gar aufeinander angewiesen, er und ich."
    Die aufgestauten Gefühle lösten sich erst in den hastig hervorgestoßenen Worten, wenig später in Tränen. Irgendwann nahm Jerrod ihr den Melkschemel aus der Hand und legte beide Arme um sie. Beth schluchzte an seiner Schulter, wie sie es nicht mehr getan hatte seit der Stunde, da die Nachricht vom Tod William McGowans gekommen war. Die alte Angst, die sie seit damals nie ganz überwunden hatte, peinigte sie von neuem. Wie sollte sie das Erbe ihres Sohnes in diesen harten Zeiten bloß unversehrt bewahren? Würden sie nicht doch noch alles verlieren?
    „Du bist eine sehr tapfere Frau", sagte Jerrod Ross ganz dicht an ihrem Mund. „Das habe ich immer schon gewußt. Ich glaube nicht, daß ich das alles so geschafft hätte, wie du es hier getan hast. Ich kann nicht einmal eine Kuh melken. Vielleicht. . .
    vielleicht könntet du und Tim es mir irgendwann einmal beibringen?" Sein Atem strich warm über ihr Gesicht.
    ★
    „Lieutenant-Colonel Ross?" Von draußen kam der laute Ruf einer Männerstimme.
    Dann quietschte das Scheunentor in den Angeln. Beth und Jerrod fuhren wie ertappt auseinander, und sie beugte sich hastig über den Eimer mit Milch, um die Tränen abzuwischen, bevor jemand sie bemerken würde.
    „Wir, wir haben marodierende Feinde im Osten ausgemacht."
    „Wie weit sind sie weg?" Jerrod schritt zu dem Corporal zurück.
    „Der Junge, der die Nachricht brachte, hat sie aus zweiter Hand. Er wußte nichts Genaues zu sagen."
    „Dann wollen wir hinausreiten und selbst nachsehen." Er zog den Zweispitz vor Beth. „Ich lasse Ihnen einen Mann zur Bewachung hier, Mrs. McGowan."
    Ein Schwall kalter Luft wehte herein, als die beiden Männer rasch die Scheune verließen. Draußen wurden Rufe hörbar, dann donnernder Hufschlag, der sich auf dem gefrorenen Boden rasch entfernte.
    Beth lehnte sich gegen die Abgrenzung des Kuhstalles. Nicht nur die Engländer und deren erneutes

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