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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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schon bringen?" Die anderen Männer nickten. „Und was ist mit Ihnen, Mr. Simpson?"
    Es dauerte einen Augenblick, bis Amelia merkte, daß sie gemeint war. „Nein, danke, ich trinke nie, wenn ich spiele."
    Nun noch nervöser als vorher, nahm Amelia den der Tür am nächsten stehenden leeren Stuhl ein. Falls die Sache schiefging, wollte sie sich den schnellstmöglichen Rückzug offenhalten.
    Einer nach dem anderen lehnten sich die Männer herüber, schüttelten ihr die Hand und stellten sich vor. Einer war schlank, der zweite von recht stattlichem Aussehen.
    „Sind Sie ein guter Pokerspieler, junger Mann?" fragte der dritte. Er war fortgeschrittenen Alters, besaß graue Haare und ein wettergegerbtes Gesicht.
    Amelia sah ihn mit einem schiefen Lächeln an. „Ich stehe meinen Mann." Sie hatte die Namen bereits wieder vergessen. „Wieviel kommt in den Pott?" wollte sie wissen, als sie sah, daß die Spielchips schon ausgegeben waren. Sie segnete die Tage, an denen sie den Männern in Lil's Saloon in Calico beim Pokern über die Schulter gesehen hatte. Damals hatte sie sich Kleider von einem Nachbarjungen ausgeliehen, und nie war jemand auf die Idee gekommen, daß sie in Wirklichkeit ein Mädchen war. Seltsamerweise war ihr das im Laufe der Jahre völlig entfallen.
    Vielleicht war die Idee zu ihrer heutigen Scharade ja daher gekommen.
    „Hundert Dollar", entgegnete der schlanke Mann, der ein Pack Spielkarten mischte,
    „und wir spielen nur Draw Poker (* Spielvariante mit fünf Karten auf der Hand, von denen bis zu drei ausgetauscht werden können.). Ich schwöre, ich wußte bisher nicht, daß Carlton einen Bruder hat.
    Habt ihr das gewußt?" wandte er sich an die übrigen.
    Sie schüttelten einmütig die Köpfe.
    „Ich war in Europa. Kam erst vor einigen Tagen zurück." Ihr falscher Schnurrbart kitzelte sie an der Oberlippe, aber sie traute sich nicht zu kratzen, aus Angst, er könnte abfallen.
    „Yancy! Du kommst gerade zur rechten Zeit", rief in diesem Augenblick der stattliche Mann.
    Endlich! dachte Amelia, die wegen der gezielten Fragen der Männer schon fast mit den Nerven am Ende war. Jetzt wird das Spiel vielleicht beginnen, so daß sie sich weniger mit meiner Person beschäftigen werden.
    Als der fünfte Spieler ihr gegenüber Platz nahm, konnte Amelia nur mit Mühe verhindern, daß ihr der Mund sperrangelweit offenblieb. Es war leicht zu verstehen, warum alle Frauen ins Schwärmen gerieten, wenn die Rede auf Yancy Medford kam.
    Alles an ihm strahlte Männlichkeit und Gefahr aus. Nie war ihr ein attraktiverer Mann begegnet. Sein Haar war rabenschwarz, seine Augen wasserblau, die Schultern breit.
    „Ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen."
    Seine Stimme war tief und klang höchst angenehm. Amelia versagten die Worte.
    „Das ist Carltons jüngerer Bruder", stellte der grauhaarige Mann vor. „Ihren Vornamen haben Sie uns allerdings verschwiegen, mein Junge."
    Dieser Einwurf hatte Amelia eine kleine Atempause verschafft, die ihr genügte, sich wieder zu sammeln. Gerade noch rechtzeitig, bevor sie sprach, dachte sie daran, den Ton ihrer Stimme zu senken. „Adam. Adam Simpson." Sie sah, wie sich Yancy Medfords Lippen zu einem Grinsen spreizten und eine Reihe ebenmäßiger weißer Zähne entblößten.
    „Nennen Sie mich Yancy. Wir machen hier ein Spielchen unter Freunden und mühen uns nicht mit Formalitäten ab."
    „Ein Spiel unter Freunden, von wegen!" sagte der stattliche Mann mit Brille. „Sie werden sich ganz schön auf die Zehenspitzen stellen müssen, Adam. Yancy nimmt uns fast jedesmal aus, und wie die Lemminge kommen wir doch jedesmal wieder, in der
    Hoffnung, etwas zurückzugewinnen."
    „Ihre Drinks, Gentlemen."
    Amelia zuckte zusammen, als der Mann sprach.
    „Ich nahm mir die Freiheit, Ihnen Ihren Lieblingswhiskey zu bringen, Mr. Medford."
    „Danke, Bristol. Trinken Sie nicht, Adam?"
    „Sagt, er trinkt nicht beim Kartenspielen", entgegnete der grauhaarige Mann.
    „Verstehe. Daran könnte sich so mancher ein Beispiel nehmen. Sagen Sie, Adam, daß Sie ihren Hut aufbehalten — ist das eine Art Aberglaube?"
    „Ja." Mit zitternden Händen zog Amelia die fünfhundert Dollar hervor, auf die sie und Carlton sich geeinigt hatten, und legte sie auf den Tisch. „Hier sind meine hundert", sagte sie dann, nahm einen Hundertdollarschein und warf ihn in die Mitte des Tisches. „Nun, Gentlemen, sind wir hier zum Spielen oder zum Schwatzen?"
    Der schlanke Mann breitete die Karten verdeckt auf

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