Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
Vom Netzwerk:
Der Gedanke ließ sich nicht abweisen. Wie sonderbar, daß Cameron soviel daran gelegen gewesen war, Blair von der verfallenen Jagdhütte fernzuhalten! Noch eigenartiger war es freilich, daß sich Lord Haverbrooks Uhr auf seinem Schreibtisch fand.
    Es gab nur eine Möglichkeit, den Dingen auf den Grund zu gehen. Blair mußte das alte Blockhaus aufsuchen und sich ein wenig umsehen. Sollte es sich dabei wirklich um den Schlupfwinkel des Räubers handeln, mußte sie sich überlegen, was weiter geschehen sollte.
    Als sie dann vor der Teestunde ein zweites Mal nach Duncan House zurückkehrte, war sie höchst verwundert über die Fülle der Beute in der längst verlassenen Hütte.
    Ohne jeden Zweifel hatte sie das Versteck des Diebes entdeckt. Selbst die gestohlenen Schafe waren unter den Bäumen angebunden. Trotzdem zögerte sie, den Earl of Lindsay mit dem geheimnisvollen Wohltäter in Zusammenhang zu bringen.
    Zugegeben, er hatte alles daran gesetzt, sie am Betreten des verfallenen Holzhauses zu hindern. Aber das konnte auch aus Sorge um ihre Sicherheit geschehen sein.
    Inzwischen neigte sie auch zu der Annahme, daß Lord Haverbrook entgegen seiner Behauptung, die Uhr in Lindsay Hall vergessen hatte. Das war einleuchtender als der Gedanke, Lord Lindsay könne soviel Herz für die Armen in Glenmuir haben, daß er seine Landsleute bestahl.
    Aber er hatte behauptet, er habe versucht, die von seinem Vater verlorenen Ländereien zurückzukaufen. Vielleicht stimmte das sogar. Möglicherweise war auch wahr, daß ihn die Briefe erst am vergangenen Tag erreicht hatten, mehr als zehn Jahre, nachdem sie geschrieben worden waren. Tatsächlich hatte er seit dem ersten Besuch in Glenmuir immer wieder versucht, mit Blair in Verbindung zu treten, und nicht begreifen können, warum sie ablehnte, ihn zu empfangen. Sicher hatte er nicht geahnt, wie sehr sie ihn brauchte. Und nun noch diese dreißig Goldstücke!
    Welch großzügiges Geschenk aus der Hand eines Mannes, dem die Highlands nichts bedeuteten!
    Konnte Blair ihm genug Vertrauen entgegenbringen und glauben, er würde den guten Ruf, in diesem Jahr vielleicht sogar das Leben, aufs Spiel setzen für Menschen, die mit ihm nichts zu tun haben wollten? Ihr schwirrte der Kopf von Fragen, auf die es keine Antwort gab. Das Herz drängte zur Verzeihung, der Verstand verweigerte sie. Nun, fürs erste mußte eine Entscheidung warten. Morgen war der Heilige Abend, und Blair wollte noch das Geld in die Körbe legen. Sie wog die funkelnden Münzen in der Hand, und eine vage Hoffnung stieg in ihr auf, daß sie Cameron vielleicht doch falsch eingeschätzt hatte.

7. KAPITEL
    Überschwenglich bedankte sich Ian Ferguson für den übervollen Weihnachtskorb, den Miss Duncan auf der Schwelle seines ärmlichen Hauses abgestellt hatte. Die Stimme des Bauern hallte in der frostigen Luft des Abends wider. „Sie sind eine richtige Wohltäterin, Miss", sagte er begeistert und ließ den Blick über die Köstlichkeiten wandern. Die Orangenmarmelade würde den Weihnachtsmorgen im wahrsten Sinne des Wortes versüßen. Äpfel, Nüsse und eine Wurst machten aus diesen Tagen wirklich ein Fest.
    Blair Duncan ließ sich von Robbie in die Kutsche helfen, die auch schon bessere Tage gesehen hatte, lächelte Ian Ferguson freundlich zu und gab Robbie das Zeichen zum Abfahren. Dann stieß sie einen leisen Seufzer der Erleichterung aus. Endlich war die letzte Gabe ausgeteilt. Sie konnte zufrieden sein. All die Arbeit, der Zeitaufwand, die Jagd nach Geschenken hatte sich zuletzt doch noch gelohnt, wenn sie an die herzliche Freude dachte, die sie den Pächtern und den Bedürftigen der Umgebung gemacht hatte. Nun war es an der Zeit, an die eigenen Vorbereitungen für das Fest zu denken.
    Langsam und schaukelnd rollte das Gefährt dahin. Blair lehnte sich in die Lederkissen zurück und stellte sich vor, wie es morgen in der großen Küche hergehen würde, wenn Mrs. Brown und sie eifrig dabei waren, letzte Hand an den Weihnachtsschmuck und das Festessen zu legen, das am nächsten Tag aufgetragen wurde. Die Zeit zwischen Weihnachten und der Jahreswende war für sie immer die schönste. In den letzten Jahren freilich empfand sie noch mehr dabei. In dieser einen Woche konnte sie alle Sorgen vergessen und sich der beglückenden Erinnerung an längst vergangene Christfeste überlassen. Damals lebte eine fröhliche Familie auf Duncan House; die Freunde wohnten noch in Glenmuir, und Geld gab es genug. In stillen Stunden schloß Blair

Weitere Kostenlose Bücher