Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
Vom Netzwerk:
mehr erstaunte es ihn, daß ihm keineswegs Mißbilligung entgegenschlug, eher stummes Einverständnis. Die Menschen schienen zu spüren, daß jemand, der am Heiligen Abend dem Gottesdienst beiwohnte, nicht ganz schlecht sein konnte, selbst wenn er Engländer war. Tatsächlich zeigten manche Dorfbewohner sogar Freundlichkeit, und Mrs. MacNabs Blick sah er an, daß sie überlegte, welch hübsche Kinder er Miss Duncan schenken könne. Die für gewöhnlich griesgrämigen Fergusons machten ein beinahe strahlendes Gesicht.
    Cameron hätte schwören mögen, daß der alte Ian ihm zunickte. Ob Blair etwas über das Geldgeschenk hatte verlauten lassen, das er beigesteuert hatte?
    Er fühlte sich ausgesprochen ungemütlich bei dem Waffenstillstand, in den die Bewohner von Glenmuir offensichtlich eingewilligt hatten. War das nur eine neue Taktik, ihn so zu verunsichern, daß er von nun an dem Dorf und Blair Duncan aus dem Wege ging? Er schüttelte die Zweifel ab und sah Miss Duncan an. Das scheue, zaghafte Lächeln, das sie ihm schenkte, ließ ihn die Leute auf der Stelle vergessen.
    Sein Herz pochte heftig, und er hoffte, daß sie zutraulicher wurde. Immerhin hatte sie seinen Beitrag für die Weihnachtskörbe angenommen. Obgleich sie neulich in der Morgendämmerung zu ihm gekommen war und sich ziemlich unpersönlich gegeben hatte, war sie nicht übermäßig feindselig gewesen.
    Jetzt sah er nur ihre schönen Augen und dachte flüchtig daran, was die unverhoffte Freundlichkeit verursacht haben mochte. Doch als sich gar ein Grübchen an ihrem Mundwinkel zeigte und Blair ihm die Hand auf den Arm legte, war ihm die Ursache für den plötzlichen Sinneswandel vollkommen gleichgültig. Die bloße Tatsache, endlich wieder akzeptiert zu werden, gab ihm das Gefühl, als habe es nie die langen Jahre gegeben, in denen er von Blair getrennt gewesen war. „Frohe Weihnachten, Blair", sagte er, neigte sich zu ihr und drückte ihr impulsiv einen sanften Kuß auf die Wange.
    „Frohe Weihnachten", antwortete sie leise und errötete ein wenig unter den neugierigen Blicken der Kirchgänger. Dann kam ihr ein boshafter Gedanke. Vielleicht war dies die beste Gelegenheit herauszufinden, warum Cameron kostspielige Damenkleider bei einer Londoner Schneiderin arbeiten ließ? Kein anständiger Mensch würde lügen, wenn er vom Gottesdienst kam. „Gehen Sie heute abend zu Lord Haverbrook?" fragte sie beiläufig.
    „Nein. Solange der Dieb alles mitnimmt, was nicht angenagelt ist, verbringe ich den Heiligen Abend lieber daheim. Aber ich nehme an, daß Sie Harrys Gesellschaft besuchen werden", sagte Lord Lindsay mürrisch und runzelte die Stirn. Die finstere Miene sollte eigentlich den Eindruck des besorgten englischen Aristokraten unterstreichen, aber Cameron merkte schnell, daß sein Unwille echt war. Hatte Blair seine Einladung, mit ihm am Weihnachtsabend zu dinieren, nicht mit dem Vorwand abgelehnt, sie habe keine Zeit? Und heute war sie bereit, zu Harry zu gehen.
    Natürlich wußte Cameron recht gut, daß sie richtig handelte, wenn sie sich zum Nutzen der Dorfbewohner mit Harry und den übrigen Engländern gut stellte. Und wenn er ehrlich war, konnte er sie für diese Haltung nicht tadeln. Wann aber würde sie endlich einsehen, daß auch er sie brauchte? Viel wichtiger jedoch war ihm, wann sie begreifen würde, daß sie selbst seiner bedurfte?
    „Ja, ich werde auf der Heimfahrt bei Lord Haverbrook vorbeischauen", erwiderte Blair und verzog leicht belustigt den Mund. Cameron würde vermutlich an diesem Abend noch sehr beschäftigt sein. Sie hatte ihre milden Gaben ausgeteilt, aber er würde wohl noch einige Male auf dem Weg nach Lindsay Hall anhalten.
    „Darf ich Sie dann in meiner Kutsche mitnehmen?" fragte er.
    „Nein, Robbie bringt mich nach Haus, bevor er mit Mrs. Brown und den MacNabs ein wenig feiert. Aber sagen Sie mir, Mylord, werden Sie sich nicht einsam fühlen, wenn Sie Weihnachten in den Highlands verbringen müssen?" fragte Blair, fest entschlossen, endlich herauszufinden, was es mit der verwünschten Schneiderrechnung auf sich hatte.
    „Nein", antwortete er und freute sich, daß sie sich um ihn Gedanken machte. „Die Highlands sind zu jeder Zeit des Jahres schön."
    „Das sind sie wirklich. Vermissen Sie denn nicht Ihre Verwandten? Wartet nirgends ein Weihnachtsdinner auf Sie, bei dem Ihnen eine hübsche Tante, Cousine oder ein Mündel Gesellschaft leistet?"
    So also ist das, dachte Cameron erfreut. Die kleine Hexe war darauf aus,

Weitere Kostenlose Bücher