Historical Weihnachtsband 1992
Verliebten, der Kopf und Kragen für die Frau aufs Spiel setzte, der sein Herz gehörte!
Konnte es sein, daß er sie liebte? Vor zwölf Jahren hätte sie es ihm geglaubt, aber heute? Verwirrt schüttelte sie den Kopf und starrte Lord Lindsay wortlos an. Er kam langsam auf sie zu und wich der aufgehäuften Diebesbeute aus. Dann zwinkerte er ihr verschmitzt zu, und legte ihr den Arm um die Schultern und drehte sie zu den neugierig starrenden Herren herum. Ehe sie wußte, wir ihr geschah, hatte er ihr einen zarten Kuß auf die Lippen gedrückt und sagte dann, verlegen grinsend: „Die Wahrheit ist, daß Blair und ich uns heute hier treffen wollten. Du weißt, Harry, daß ich mich seit Jahren um sie bemüht habe. Du hast mir sogar empfohlen, meine Anstrengungen zu verdoppeln. Ich habe den Rat beherzigt, und sie hat sich endlich überreden lassen, mir ein weihnachtliches Stelldichein zu gewähren. Ich habe deine Einladung ausgeschlagen, um Blair nicht ins Gerede zu bringen, falls wir die Gesellschaft gemeinsam verlassen hätten. Ich war ganz sicher, daß ich Blairs Herz gewonnen hatte, bis ich euch hier vorfand. Du hast doch nicht jedem einen Kuß unter dem Mistelzweig versprochen, Blair?"
„Nein, natürlich nicht! Ich kam in der Meinung, nur dich allein anzutreffen." In dieser gefährlichen Situation hatte Cameron ihr einen Rettungsanker zugeworfen, selbst wenn es auf Kosten ihres guten Rufes geschah. „Cameron konnte mich doch so spät nicht mehr zu Haus aufsuchen", erklärte sie leise, als fiele es ihr schwer, ihr Tun laut zu gestehen. „Und man hätte es auch mißverstehen können, wenn ich zu ihm gefahren wäre."
„Deshalb hatte ich ihr die abgelegene Hütte als Treffpunkt vorgeschlagen", erklärte Lord Lindsay, und der Ausdruck seiner braunen Augen warnte jeden, ihn für einen Lügner zu halten. „Meines Wissens ist die Hütte seit Jahren verlassen. Ich habe ein paar Pferdedecken mitgebracht, etwas Brennholz, einige Kerzen und sogar eine Flasche Cognac. Und was muß ich finden? Allem Anschein nach eine Gesellschaft, zu der ich nicht eingeladen wurde! Ich muß schon sagen, das ist kein erfreulicher Auftakt zu der ersten Weihnacht, die Blair und ich miteinander verbringen wollten. Wenn du dahinter steckst, Harry, werde ich dir das nie verzeihen."
„Nein, Cameron, es war ganz anders. Einige von uns stolperten sozusagen über die Hütte und stießen dabei auf manches, was man uns gestohlen hatte. Und wir glaubten, heute abend den verdammten Dieb stellen zu können", erwiderte Lord Haverbrook hastig und sah sorgenvoll voraus, daß Cameron ihm in Zukunft verbieten würde, je auf Duncanschem Boden zur Jagd zu gehen. Er war entschlossen, alles zu tun, um den Zorn des Freundes zu besänftigen. Cameron schien zu allem fähig, wenn es um die schöne Miss Duncan ging. „Wann hätte der Kerl denn kommen sollen, wenn nicht heute? Nein, alter Junge, unsere Anwesenheit hat wirklich nichts mit dir und der Dame deines Herzens zu tun. Kommt, Gentlemen, ziehen wir uns zurück und lassen die beiden allein!"
„Und die Sachen, Sir, die man uns geraubt hat? Ich für meinen Teil denke nicht daran, hier zu weichen, bevor ich nicht die Schafe wiederbekomme und die Satteldecken, die dort drüben liegen!" Mr. Enright war gründlich verärgert.
„Auch ich gehe nicht mit leeren Händen nach Hause", unterstützte ihn Lord Fairfax.
„Unsere Frauen würden toben, daß wir sie sinnloserweise am Heiligen Abend allein gelassen haben!"
„Na gut, nehmt, was euch gehört, und verschwindet!" sagte Lord Lindsay. „Blair und ich wären gern ein Stündchen allein, solange der Mond am Himmel steht. Und noch etwas! Untersteht euch, auch nur ein Wort über dieses Zusammentreffen verlauten zu lassen! Sonst könnte Blair niemandem mehr unter die Augen treten, meine Freunde! Aber ihr könnt jetzt schon wissen, daß sie mir das Jawort gegeben hat. Wir werden die Verlobung bald offiziell bekanntmachen."
„Cameron, wie kannst du . . ?" begann Blair empört, doch rasch verschloß er ihr den Mund mit einem Kuß und verwandelte ihren Zorn in Wohlbehagen.
Mit der freien Hand winkte Cameron den Herren zu, doch endlich zu gehen, während sein Kuß Blair den Atem raubte und leidenschaftliches Verlangen weckte. Camerons Lippen kosteten und forderten, bis es ihr gleich war, ob sie allein waren oder nicht. Sie dachte nur noch an diesen rätselhaften Mann, der ihre Kindheitsträume von einer glücklichen Zukunft zu neuem Leben erweckt hatte.
Als die Tür
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