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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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Dunkelwerden wieder zurück sein will, Becky. Denk schön dran, was Mama dir gesagt hat, und bleib mit Emma brav in diesem Zimmer, bis ich zurück bin. Hörst du?"
    Das Kind nickte und sah seine Mutter mit seinen großen braunen Augen ernst an, die das Auffallendste in dem schmalen Gesicht waren. „Ja, Mama."
    „Und stochere nicht im Feuer herum."
    „Nein, Mama."
    „Ja, und dann paß auf, daß Emma nicht an unseren Weihnachtskuchen geht. Sonst können wir am Ende nicht mal mehr die Spatzen damit füttern."
    Becky kicherte. Ihre Augen blitzten schalkhaft.
    Sara drehte die einzige Lampe herunter, bis das Licht nur noch schwach leuchtete.
    Sie zupfte die ausgeblichenen Vorhänge ein letztes Mal zurecht und beruhigte sich selbst. In den wenigen Minuten, die sie bis zum Fluß hinunter und zurück brauchte, würde schon nichts passieren. Wenn doch nur Robert da wäre . . .
    Dieser schreckliche Krieg wäre besser nie ausgebrochen, seufzte Sara Bell Jones, schlang sich das schwere, oft geflickte Tuch um die Schultern und eilte über den Vorplatz. Sie schlüpfte durch das Tor und nahm die Abkürzung direkt über das Feld.
    Der Geruch von Erde und verdorrtem Unkraut stieg ihr in die Nase, als sie auf die leicht angefrorenen Schollen trat.
    Nur keine Angst, machte sie sich selbst Mut. Die ständige Wiederholung von aufmunternden Worten war ihr schon zur zweiten Natur geworden, auch wenn das nichts an ihren Sorgen änderte. Sie wußte, daß Jimmy eigentlich kein leichtsinniger Junge war, so wie einige andere der Partisanen bei der Home Guard, die es gar nicht abwarten konnten, sich endlich ins Kampfgetümmel zu stürzen. Außerdem war er schon als Elfjähriger regelmäßig zur Jagd mitgegangen und hatte auf der Farm wie ein Erwachsener mitangefaßt, seit Papa gestorben war.
    Du lieber Himmel, Sara, fang jetzt nur nicht an zu heulen, schalt sie sich selbst, während bei jedem ihrer Schritte die dünn gefrorene Erdkruste unter ihr barst und glitschiger Schlamm hervortrat. Jimmy verachtete Tränen, und sie hatte ihm versprochen, niemals zu weinen, um ihn von etwas abzuhalten.
    Wahrscheinlich hätte sie jetzt sowieso keine Träne hervorgebracht. Ihre Gefühle waren seit langem wie erstarrt.
    Manchmal, wenn sie mit Becky vor dem Feuer saß und sie über irgendeinen Blödsinn lachten, schaffte sie es, sich beinahe davon zu überzeugen, daß alles in Wirklichkeit nur ein böser Traum war. Robert könnte jeden Augenblick zur Tür hereinkommen und Becky in seiner rauhen, aber herzlichen Art durch die Luft schwenken, bis das Kind vor Begeisterung jauchzte. Er war manchmal etwas grob gewesen, ihr Robert, aber sonst ein guter Ehemann.
    Sara hörte ein Geräusch und erschrak. Ein Frösteln durchlief sie. Manchmal verließen die Patrouillen auf dem Fluß ihre Boote und kamen an Land. Eine Abteilung Blauröcke auf der Suche nach versteckten Lagern der Freischärler war das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Becky war allein zu Hause, und Jimmy hielt sich irgendwo dort unten bei den Geißblattranken versteckt.
    In diesem Augenblick watschelte ein Opossum vor ihren Füßen her über das Feld, ohne sich im geringsten um sie zu kümmern. Sara hielt sich die Hand vor den Mund, um den lauten Seufzer der Erleichterung zu ersticken. Wenn sie jetzt ein Gewehr gehabt hätte, wäre sie womöglich das Risiko eingegangen, einen Schuß abzugeben, da Fleisch knapp war. Sie fand Opossum zwar eigentlich zu fett, aber immerhin wäre es etwas Eßbares gewesen.
    Der Geruch nach Rauch lag heute abend wieder schwer in der Luft. Die dichte Torfschicht direkt unter dem Sumpfland war schon vor Monaten in Brand geraten, wahrscheinlich durch Funkenflug beim Schießen oder von schlecht gelöschten Lagerfeuern. Der Brand konnte noch Jahre schwelen. Noch eine Gefahr mehr für die tapferen Jungen, die den Sumpf als Zuflucht und Operationsbasis brauchten.
    Irgendwo in der Ferne hörte Sara den klagenden Ruf eines Käuzchen. Sie zog sich mit klammen Fingern den Umhang fester zusammen. Ihre wollenen Handschuhe hatte sie vor kurzem aufgetrennt und umgefärbt. Becky sollte zu Weihnachten ein Paar warme Fäustlinge bekommen.
    „Ich hatte schon fast nicht mehr mit dir gerechnet", klang ein scharfes Flüstern zu ihr herüber. Es kam von einer alten Eiche, deren Stamm vom Blitz zersplittert war.
    „Ich konnte nicht eher weg", sagte Sara atemlos. „Auf dem Fluß waren den ganzen Morgen Patrouillen unterwegs, und dann kam auch noch Annie vorbei."
    James Edwin Bell, ein

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