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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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zu bringen.
    Bevor sie sich wieder auf den Weg ins Schlafzimmer machte, wo sie Becky bei Robert zurückgelassen hatte, damit die beiden sich wieder miteinander vertraut machen konnten, blieb sie vor dem Spiegel über der Küchenanrichte stehen und glättete sich das Haar. Sie sah wirklich arg zerzaust aus. Und an ihrem abgetragenen Kleid hingen noch die Kletten, die sich auf dem Weg über das Feld angeheftet hatten.
    Sara biß sich auf die Unterlippe und dachte mit einem kurzen Gebet an ihren Bruder.
    Hoffentlich hatte er wenigstens einen Bissen Maisbrot heute abend. Die Yankees hatten sicher auch den ganzen Proviant mitgenommen oder vernichtet, als sie das Lager zerstörten.
    Irgendwie mußte sie die Nachricht über Roberts Rückkehr und die Blauröcke, die ihn begleitet hatten, zu ihm durchbringen. Wer weiß, wann die Yanks ihren Fehler oder Roberts Finte bemerkten. Sie würden bestimmt zurückkommen und ihn wieder abholen. Er war jedenfalls so lange nicht in Sicherheit, wie die Gegend von blauen Uniformen nur so wimmelte.
    „Hier kommt das Essen", sagte sie fröhlich und trat in den Raum, der durch die niedrige Decke sehr anheimelnd wirkte. Sie stellte das Tablett neben das Bett. „Ich habe dir eine große Schüssel Suppe gebracht und etwas Süßes zum Nachtisch.
    Becky, du machst dich jetzt am besten zum Schlafengehen fertig. Es ist schon weit über die Zeit, und Emma wird auch langsam müde."
    Der Mann im Bett rümpfte über den merkwürdigen Geruch aus der Schüssel die Nase. Dann sah er die Frau an, die ihm das Essen gebracht hatte. Sie wirkte überhaupt nicht müde, sondern strahlte sogar über das ganze Gesicht, und das trotz der blassen, eingefallenen Wangen und der Schatten unter ihren dunkelgrauen Augen.
    „Du meinst, ich soll das Zeug wirklich essen?" Sie blickte erstaunt auf, als sie bemerkte, daß er ihr Gesicht betrachtete. „Was ist denn da drin?" fragte er skeptisch.
    Jetzt machte sie ein enttäuschtes Gesicht. „Zwiebeln, weiße Rüben, ein Stück Schinkenschwarte und etwas Maismehl. Ich weiß, es ist nicht gerade dein Lieblingsessen, Robbie, aber . . ."
    „Und auch nicht das von irgend jemand sonst, schätze ich."
    „Naja, was soll ich machen? Wenn etwas Besseres da wäre, hätte ich es dir doch hingestellt. Aber die Yanks kontrollieren alle Versorgungswege und plündern das Land aus wie die Aasgeier. Wir haben nur noch das, was die Partisanen uns beschaffen. Und jetzt kommen diese verdammten Blauröcke und vertreiben sie. Ja, sie bringen sie sogar reihenweise um."
    Der Mann, der von ihr Robert genannt wurde, fühlte sich von den hellen Punkten in ihren grauen Augen wie verzaubert. Und die Frau, die offenbar Emma hieß, hatte Temperament. Sie sprühte regelrecht Funken, wenn sie wütend war. Eigentlich müßte er sich doch an sie erinnern, so hübsch wie sie war . . .
    Sie legte ihre Hand auf seine, die viel größer war, und sah ihn schuldbewußt an. „Oh, Robert, und schon streite ich wieder mit dir. Du kannst ja gar nicht wissen, was bei uns los ist, wenn du die ganze Zeit in irgendeinem dreckigen Militärgefängnis gesessen hast. Wie bist du denen bloß . . ." Sie schüttelte energisch den Kopf. „Nein, sag nichts. Ich möchte, daß du die Vergangenheit einfach vergißt. Jetzt kümmern wir uns wieder um dich. Du bist nach Hause zurückgekehrt, und nur das zählt."
    Er lächelte gequält. Nach all dem, was er durchgemacht haben mußte, war das auch kein Wunder. Trotzdem sah er gut aus. Etwas an ihm kam ihr allerdings merkwürdig vor. All die Jahre, in denen sie mit ihm verheiratet war, hatte sie sich nie so. . .
    Ja, das war es. Sie hatte sich körperlich noch nie so zu ihm hingezogen gefühlt.
    Verwirrt und mit rotem Gesicht, tauchte sie den Löffel in die dampfende Suppe und begann ihren Patienten zu füttern.
    Er ließ es sich gefallen, auch wenn das Zeug fast ungenießbar war. Vergessen sollte er? Nichts leichter als das. Schwierig war nur das Erinnern. Trotz der hämmernden Kopfschmerzen würde er zu gern alle intimen Einzelheiten über diese Frau erfahren, mit der er verheiratet zu sein schien und die anscheinend die Mutter seiner Tochter war.

4. KAPITEL
    Sie hieß also Sara und nicht Emma. Sara Bell Jones. Und sie beide waren auf benachbarten Farmen aufgewachsen. Die Bell-Farm brannte vor zwei Jahren nieder.
    So viel hatte er inzwischen herausbekommen. Doch das war auch schon fast alles. Er hatte die Unterhaltung immer wieder in eine bestimmte Richtung gelenkt und so das wenige

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