Historical Weihnachtsband 1993
gebetet."
Er grinste und empfand mächtigen Stolz. „Mach es trotzdem auf! Ich bin sicher, daß du es magst."
Mit der Begeisterung eines kleinen Kindes riß sie das Papier auf und schaute mit großen Augen auf das duftige rosenfarbene Kleid mit dem weißen Spitzenkragen.
Jede Frau im Städtchen hatte es in Neds Krämerladen bewundert. Laura sah strahlend zu Matthew auf. „O Matthew, wie konntest du nur wissen, daß ..."
Er warf sich in die Brust, höchst zufrieden mit sich selbst. Wenn er es mit harter Arbeit zuwege bringen konnte, daß Laura so glücklich war, wollte er gern schuften, bis er umfiel. „Ich habe bemerkt, daß du es im Laden bewundert hast."
„Aber es war ganz schrecklich teuer."
„Was kümmert mich der Preis? Ich will, daß dich alle in Bitter Creek in diesem Kleid sehen sollen!"
Die streng klingende Stimme Vater Conners' zerbrach die Stimmung. „Ich kann es mir leisten, meiner Tochter alles zu kaufen, was sie braucht."
Laura schaute erschrocken auf den Vater, dann wieder auf Matt.
„Natürlich, Mr. Conners. Aber ich wollte mein erstes selbstverdientes Geld für etwas Besonderes ausgeben, das ich Laura schenken könnte."
"Außerdem schickt es sich nicht für einen anständigen Mann, ein solches Geschenk einer Frau zu machen, mit der er nicht verheiratet ist."
Bei diesen Worten konnte sich Matt eines Lächelns nicht enthalten, das um seinen Mund huschte. „Genau darüber wollte ich auch mit Ihnen reden, Mr. Conners."
Freudig überrascht, riß Laura die Augen weit auf.
Aber der Vater schnitt dem jungen Mann sehr schnell das Wort ab, bevor der weitersprechen konnte. „Darüber haben wir uns bereits unterhalten, Braden, und meine Antwort ist noch immer die
gleiche. Nun aber zu diesem Kleid: die ganze Stadt weiß, daß meine Tochter nicht ihre Frau ist. Und ich erlaube ihr nicht, dieses Geschenk von Ihnen anzunehmen."
Laura wandte sich dem Vater zu. Seine Lippen waren schmal und hart zusammengepreßt vor Zorn. Eine Weile sah ihn Laura stumm an, dann hob sie den Blick zu Matthew und sagte mit dem Ausdruck der Verzweiflung: „Es ist mir unmöglich, Matthew, mir das Kleid von dir schenken zu lassen."
„Aber natürlich ist es möglich! Ich weiß doch, daß es dir gefällt. Du hast dir im Krämerladen die Augen danach ausgeschaut."
„Oh, es ist auch zu schön." Sie seufzte leise. „Viel schöner als jedes Kleid, das ich bisher gesehen habe."
„Was hindert dich dann, es zu tragen? Willst du nicht, daß dich jede Frau in Bitter Creek beneiden soll?"
Laura lachte leise, bevor sie ihm die Hand auf den Arm legte.
„Es geht mir nicht darum, die Frauen im Städtchen vor Neid erblassen zu machen, Matthew. Ich weiß nur, daß Vater recht hat. Jeder in der Gegend würde genau wissen, daß du mir das Kleid gekauft hast. Und weil du nicht mein Ehemann bist, würde sich das eben nicht schicken."
„Zum Teufel mit dem, was sich schickt oder nicht!"
Laura schien von seiner derben Sprache unangenehm berührt. Und der Vater, so sah sie mit einem Seitenblick, war wütend aufgesprungen.
Matt runzelte die Stirn. „Es tut mir leid, Laura. Aber was ist denn unschicklich daran, wenn ich dich in dem hübschesten Kleid der Welt sehen möchte?"
„Nichts." Sie warf einen letzten langen Blick auf das Kleid, dann hüllte sie es wieder in das Packpapier und gab Matthew das Paket zurück. „Trotzdem kann ich es nicht annehmen, Matthew. Vater würde das nie billigen."
Zornig warf Matt das Paket auf den rohgezimmerten Holztisch. „Ich frage nicht nach der Billigung deines Vaters. Ich habe es gekauft, weil ich weiß, wie viel Weihnachten für dich bedeutet. Es sollte etwas ganz Besonderes für dich sein. Und ich bin sicher, daß du wunderschön darin aussehen würdest. Du hast ein Recht darauf, daß man dir schöne Dinge schenkt!" Seine Stimme klang plötzlich sehr leise und drohend, wie Laura ihn nie zuvor hatte sprechen hören. „Du hast die Wahl, Laura. Entweder trägst du das Kleid, das
ich für dich gekauft habe, oder du läßt es im Schrank verstauben. So oder so bleibt es mein Weihnachtsgeschenk für dich." Verbittert und niedergeschlagen wandte er sich ab. Auf dem ganzen Ritt zur Farm hatte er sich ausgemalt, wie ihm Laura dankerfüllt in die Arme fallen und ihre Lippen auf die seinen pressen würde, die nach diesem Kuß hungerten. Statt dessen ging Matt, ohne Laura auch nur berührt zu haben, und selbst die wenigen Worte, die sie gewechselt hatten, waren nichts weniger als zärtlich
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