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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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Fichtenreiser, der verlockende Geruch des Bratens, das Aroma der Süßigkeiten und des Glühweines.
    Sie aßen und tranken und lachten. Überall herrschte ungetrübte Freude.
    Mitjubelndem Herzen planten er und Blythe ihre gemeinsame Zukunft. Sie würden ein Haus haben in Fredericksburg, wo er, Rafe Hampton, sich als Anwalt niederlassen wollte. Dennoch wollten sie oft in dieses Tal zurückkehren, in seine und Blythes Heimat.
    Ein rotes Samtkleid hatte Blythe damals getragen, mit weitfließenden langen Ärmeln. Das schlichte Oberteil hatte die sanfte Rundung der Brüste ahnen lassen, der Rock bauschte sich elegant über der weiten Krinoline. Ihr Haar hatte Funken gesprüht wie Edelsteine, und Rafe war auch jetzt noch davon überzeugt, daß er niemals ein schöneres Mädchen gesehen hatte.
    Selbst heute in einem abgetragenen, einfachen Kleid, das Haar zu einem lässigen Knoten geschlungen, hatte Blythe Somers nichts von ihrem Zauber verloren, war eigentlich noch schöner. Denn sie strahlte Sinnlichkeit und Leben aus, Güte wie Zärtlichkeit. Und Blythe hatte Mut. Das war ganz deutlich geworden, als sie ihn mit der Pistole im Schach gehalten hatte. Und genau diese ungewöhnliche Mischung liebte er an Blythe: Süße und Würze. Es hatte gewiß viel Kraft und Erfindungsgabe gebracht, die Farm bisher über Weisser zu halten, die zahlreichen hungrigen Mäuler zu stopfen. Ja, dazu waren Entschlossenheit und Kampfgeist nötig gewesen. Alles in allem machte dies Blythe so unglaublich liebenswert, und deshalb bedeutete sie ihm so viel. Nun verschwammen die beiden Bilder in Rafes Sinn ineinander: das unbekümmerte junge Mädchen im roten Samtkleid und die Frau, erschöpft und mit blutigen Händen, die mit solcher Freude auf Maria und das Neugeborene geblickt hatte, ohne sich darüber Sorgen zu machen, daß dieses Kind bald schon einen zusätzlichen Esser bedeutete.
    Rafe sehnte sich danach, Blythe wieder in den Armen zu halten, ihr etwas von der Last abzunehmen und damit, auch das gestand er sich ein, seine eigene Welt wieder ins rechte Lot zu bringen. Er war einsam gewesen, obwohl er sich gezwungen hatte, nicht daran zu denken, weil derlei Tagträume ihn bloß schwach machten. Deshalb hatte er sein Herz verschlossen, so daß nichts und niemand an sein Innerstes rühren sollte. Aber das hatte ihn viel Kraft gekostet, vielleicht zu viel, um je wieder normal empfinden zu können.
    Rafe lehnte sich oben auf dem Treppenabsatz gegen die Wand und mußte daran denken, ob er je wieder richtig würde lieben können. Aber in seinem Innersten ahnte er bereits, daß seine Gefühle zu neuem Leben erwacht waren. Er hatte Seth getroffen, ein Kind auf dem Arm gehalten und Blythe geküßt. Ein Kloß saß ihm in der Kehle, und das Herz hämmerte fast schmerzhaft, während er ein unbeschreibliches Gefühl von nie gefühlter Trauer und zugleich unvorstellbarem Glück empfand. Wie sollten sich beide vereinen können, ohne daß sie wußten, wie es mit ihnen weitergehen sollte?
    Er fuhr sich mit der Hand über die Augen und öffnete leise die Tür zu Blythes Zimmer.
    Blythe schlief nicht, hatte aber das schäbige Kleid mit einem weich fließenden Morgenmantel vertauscht. Das gelöste Haar, sorgfältig gebürstet, schimmerte in lebendigem Glanz. Sie stand am Fenster und drehte sich um, als sie die Tür gehen hörte. Nun streckte Blythe Rafe die Hände entgegen, die er sehnsuchtsvoll umschloß. Blythe lehnte sich an ihn. „Ein herrlicher Morgen", sagte sie leise.
    In der Tat, die Sonne war am Himmel aufgestiegen, und feurige Strahlen ergossen sich über das Tal, das an manchen Stellen noch schneefrei dalag. Es schien undenkbar, daß ganz in der Nähe zwei feindliche Armeen lagerten, so friedlich war der Anblick. Rafe schluckte. Bald schon würde der Krieg hier die Erde mit zahllosen Leichen übersäen. Rafe drückte Blythe fester an sich, als könnte er so diesen Augenblick für immer festhalten, und legte das Kinn auf ihren Scheitel. „Du bist so schön, Blythe."
    Sie hob den Kopf. „Was habe ich nicht alles geplant, wenn du erst heimgekehrt wärest! In meinem besten Kleid wollte ich dich empfangen, mit Blumen im Haar und
    ..."
    „Statt mit mehlbestäubter Nase ..."
    „... und in dem schäbigsten Aufzug."
    „Ich war der Meinung, ich hätte in meinem ganzen Leben noch nichts Schöneres gesehen", unterbrach er sie zärtlich.
    „Du schienst mir so abweisend und zornig."
    „Dabei war ich außer mir vor Angst, Liebste, Angst, du könntest mit Seth

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