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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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gewisse Zurückhaltung, eine nervliche Anspannung, denn zu viel stand zwischen ihnen.
    Es war Seth, der schließlich langsam zurücktrat. Seine lebhaften Augen leuchteten trotz der Erschöpfung im Dunkel. Manche Frage sprach aus ihnen.
    „Ich schlage einen Waffenstillstand vor, Seth."
    „Für wie lange?"
    „Die Kinder möchten Blythe ein Weihnachtsgeschenk machen, ein Krippenspiel.
    Wenigstens bis danach."
    „Du erwähntest, daß deine Leute wiederkommen könnten."
    „Das dauert noch eine ganze Zeit, immerhin haben sie etliche Farmen zu durchsuchen, bevor sie erst einmal ins Camp zurückkehren. Und dann werden sie todmüde sein."
    „Wo ist dieses Camp?"
    „Nicht doch, Seth, das weißt du recht gut."
    Seth lachte leise. „Es war immerhin einen Versuch wert."
    „Wie geht es deinem Patienten?"
    „Er hat große Schmerzen. Ich habe ihm noch einmal Opium gegeben. Aber ich kann ihn immer noch nicht von hier wegbringen, wenigstens nicht in den nächsten Stunden."
    Eine Weile schwiegen sie beide. Dann sprach Rafe. „Du sagtest, einige Konföderierte würden dich vielleicht suchen."
    „So ist es", antwortete Seth schnell. „Einige unserer Begleiter sind wahrscheinlich hinter unsere Linien gelangt und haben wohl Bericht erstattet. Sobald ich längere Zeit nicht dort auftauche, ist anzunehmen, daß sie Suchtrupps aussenden werden.
    Es ist allgemein bekannt, daß ich häufig hierher komme."
    „Dann sollten wir immerhin versuchen, Blythe und den Kindern erst noch ein bißchen Weihnachten zu ermöglichen. Einverstanden?"
    „Und danach?"
    „Verdammt, ich weiß es doch auch nicht..."
    Wieder lachte Seth, aber es klang nicht gerade heiter. „Es wird dir schon etwas einfallen, du bist schließlich Anwalt!"
    „Waffenstillstand, Seth? Du hast mir noch keine Antwort gegeben."
    „Herr im Himmel, Rafe, schließlich hast du die Waffen."
    „Aber ich möchte sie nicht den ganzen Tag auf dich und deinen Schützling richten müssen und dich auch nicht fesseln", sagte Rafe grübelnd. „Ich will nichts als dein Wort, daß du bis, nun, bis zwei Uhr nichts unternimmst. Danach können wir ja dort weitermachen, wo wir aufgehört haben."
    Seth schaute den Bruder sinnend an und nickte dann zögernd. Das wenigstens waren sie beide Blythe schuldig. „Eigendich sitzen wir alle zwei in der Falle ", sagte er schließlich. „Und es ist für keinen von uns einfach, heil herauszukommen. Aber ein Waffenstillstand bis zum Nachmittag, gut.
    Wir können nur beten, daß weder deine noch meine Leute uns schon früher suchen."
    Rafe bemerkte, daß Seth in seiner abgetragenen Uniform fror, und nahm seinen dicken Offiziersmantel ab. Stumm reichte er ihn dem Bruder, ohne ein Wort über dessen schäbige Kleidung zu verlieren. Die ärmlichen Verhältnisse bei den Konföderierten waren längst allen bekannt. Seth mochte froh sein, überhaupt noch einen Überrock zu haben.
    „Erzähl mir von Francis", bat Rafe nach einiger Zeit.
    Seth nahm den Mantel, legte ihn um und setzte sich müde auf den Boden. „Im Frühling war hier im Tale bereits die Hölle los, aber Mutter und Francis wollten nicht aufgeben. Sie versuchten immer wieder zu pflanzen, und die Yankees brannten stets von neuem alles nieder."
    „Nur die Yankees?"
    Seth zuckte in der schwachen Dämmerung die Schultern. „Mosbys Leute konnte ich zuerst noch abhalten. Aber dann überfielen einige desertierte Marodeure die Farm.
    Francis stellte sich ihnen mit dem Gewehr entgegen und wurde erschossen. Mutter tötete seinen Mörder, und die anderen ergriffen die Flucht. Dann gelang es mir endlich, Mutter davon zu überzeugen, daß sie bei Samantha in South Carolina besser aufgehoben sei. Es kam mir zustatten, daß unsere Schwester zu der Zeit gerade ein Baby erwartete und Mutter wirklich brauchte. Kaum war sie weg, wurde die Farm niedergebrannt. Frag mich nicht, von wem, ich weiß es nicht."
    Eine Weile schwieg Rafe. „Ich bin dort gewesen. Sie haben verdammt wenig übriggelassen."
    „Wir werden alles wieder aufbauen", sagte Seth.
    „Gemeinsam", setzte Rafe hinzu.
    „Gemeinsam", pflichtete ihm Seth bei.
    Erst allerdings hieß es, diesen Tag zu überstehen, und das war beiden klar.
    „Geh zu Blythe!" begann Seth wieder.
    „Und was ist mit dir? Es ist verdammt kalt hier unten. Warum bringst du ihn nicht ins Haus?"
    „Sprichst du aus Nächstenliebe oder aus Berufsinteresse?"
    „Verflixt, Seth, was soll das?"
    „Ich fragte bloß aus Neugierde."
    Rafe konnte ein leises Auflachen nicht ganz

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