Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
Vom Netzwerk:
es auch wirklich tun?
    Massey las die Besorgnis, den Zwiespalt im Gesichte des Arztes und verstand ihn nur zu gut. Er streckte die Hand aus. „Es tut mir leid, Captain", sagte er.
    „Fröhliche Weihnachten, General", gab Seth zurück, und zum ersten Male seit zwölf Stunden klang seine Stimme dabei wirklich bitter.
    Erst wußte Blythe nicht, was sie geweckt hatte. Einen Augenblick hatte sie den Eindruck, eingeengt zu sein. Dann erinnerte sie sich, wo sie war, und lächelte. Sie lag in Rafes Armen, spürte seinen Atem im Nacken und genoß das Gefühl der Nähe seines schlanken und doch kräftigen Körpers. Die regelmäßigen, leisen Atemzüge verrieten, daß er noch schlief, und sie wollte ihn nicht stören, noch nicht.
    Er war so müde gewesen. Sie fragte sich, wie spät es wohl sein mochte.
    Das Licht des klaren Morgens erhellte den Raum, der nach Osten lag, als wäre es schon Vormittag. Erstaunlicherweise war von den Kindern noch kein Laut zu hören.
    Allerdings waren sie ohnehin meist ziemlich ruhig. Noch hatten sie sich nicht daran gewöhnt, Lärm zu machen, so wie sie immer noch nicht imstande waren, ohne Angst zu leben. Wahrscheinlich würden sie es auch nie mehr lernen, wenigstens nicht, solange der Krieg tobte und Männer in grauen oder blauen Uniformen die Somers'sche Farm heimsuchten.
    Schlaftrunken überlegte Blythe, daß Jaime und Margaret an diesem Morgen wahrscheinlich schon Butterbrote gestrichen und den Honig auf den Tisch gestellt hatten, den Seth vor einigen Tagen gebracht hatte. Dennoch war es besser, aufzustehen und nach Maria zu sehen. Aber es fiel Blythe allzu schwer, die liebevolle Geborgenheit in Rafes Armen zu verlassen. Und außerdem, sobald er erwachte, würde sich das Problem mit Seth und dem General erneut stellen. Welch aussichtslose Lage! Nur noch einige kurze Augenblicke des Glückes! Blythe kuschelte sich, so behutsam sie konnte, fester an Rafe und wünschte sich, den Kopf zu drehen, um das geliebte Gesicht im Schlafe zu betrachten. Nie bisher hatte sie Rafe schlummern sehen und fragte sich, wie er wohl aussehen möge, so friedlich dem Schlaf hingegeben. Jetzt mußte sie sich mit dem Anblick der starken, ausdrucksvollen Hände begnügen, von denen eine auf dem Morgenmantel ruhte, da wo er ihre rechte Brust bedeckte.
    In Blythe stieg ein Gefühl auf wie schon einige Male, ein schmerzliches Sehnen nach etwas, das sie sich nicht erklären konnte. Freilich hatte zwischen Rafe und ihr von Anfang an eine besondere Spannung bestanden, ein glimmender Funke, der in den letzten Stunden zu einer rasenden Flamme geworden, die den ganzen Körper erfaßte. Rafe. Sie durfte es nicht laut sagen, nicht jetzt, und dennoch schrie es gerade in ihr: Rafe, ich liebe dich, ich liebe dich so sehr! Zugleich empfand Blythe große Angst. Wenn er sich nicht zu einem Kompromiß überwinden konnte und Seth deshalb etwas zustieß, würde sich Rafe das niemals selber verzeihen können? Sie war nicht einmal sicher, ob er mit diesem Bewußtsein weiterzuleben vermochte. Er war so stark und dabei so zärtlich, bereit, sich
    hinzugeben, und doch eigensinnig. Blythe fiel es schwer zu glauben, daß er wirklich alle diese ihre Kinder aufnehmen würde. Mehr als sie hatte er gescherzt, und aus dem Tonfall war deutlich geworden, daß Rafe damit auch eigene Kinder gemeint hatte.
    Jetzt bewegte und streckte er sich.
    „Hm", hörte sie ihn murmeln, während er die Hand fester auf Blythes Busen drückte.
    Ihr klang das Ohr, und alles, was sie in den vergangenen Nachtstunden empfunden hatte, war nichts, verglichen zu den Gefühlen, die sie dabei durchfuhren. Sie drehte sich herum und schaute ihm in die schlaftrunkenen Augen.
    „Ich fürchtete zu träumen", sagte er, „und wollte nicht erwachen."
    Auf Wangen und Kinn zeigte sich der Schatten seines dunklen Bartes, und eine Haarlocke fiel Rafe in die Stirn. So glich er eher einem Gauner, einem gutaussehenden Bösewicht, als einem zum Äußersten entschlossenen Offizier, der eine schwierige Aufgabe auszuführen hatte.
    Blythe kam sich vor wie eine Katze, als sie instinktiv mit der Zunge über Rafes feste, tiefgebräunte Haut fuhr. Das schmeckte wunderbar, ein wenig salzig und verlockend, so daß Blythe das Spiel auf seinen Hals ausdehnte. Rafe lachte leise.
    „Mach nur weiter", flüsterte er, „und wir werden Weihnachten hier im Bett verbringen."
    Diese Aussicht beflügelte Blythe, auch wenn sie sich eigentlich ziemlich frivol fand.
    Eine anständige Frau tat dergleichen

Weitere Kostenlose Bücher