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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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stürmisch, als sie begriff, daß er es gewesen war, der mitgeholfen hatte, das Krippenspiel einzustudieren. Die Kinder hatten ihrerseits die langgewohnte Zurückhaltung und Scheu überwunden, um ihr, Blythe, heute etwas schenken zu können, das sie selbst zuwegegebracht haben. Nach Rafes Liebe war dies für Blythe das allerschönste Weihnachtsgeschenk auf der ganze Welt. Sie sah zu ihm auf, außerstande, in Worten auszudrücken, was sie empfand. Er beugte sich zu ihr nieder und küßte sie sanft. Mit einem Male war die Welt im Lot, voll von Freude, von Wundern und Hoffnung.
    „Yankees! Sie kommen die Straße herunter!" Grell und durchdringend schallte Jaimes Stimme in die kalte Winterluft. Mit einem Schlage zerbrach der jahrhundertealte Zauber des Weihnachtsgeschehens, waren Raum und Zeit verändert. „Yankees" brüllte Jaime wieder und kam die Auffahrt hergerannt.
    Seth fuhr herum und schaute auf General Massey, Rafe erstarrte, griff ganz mechanisch nach seinem Revolver, und die Kinder, verwirrt und verstört, blickten sich in jähem Entsetzen um.
    „Dort auch", schrie Abraham, und Blythe drehte sich ruckartig um. In der entgegengesetzten Richtung tauchten aus dem Wald, der sich den Fluß entlangzog, Dutzende von Gestalten lautlos auf. Nicht umsonst wurden Mosbys Leute oft „graue Gespenster" genannt. Auch jetzt waren die Südstaatler beinahe nicht wahrzunehmen, als sie einzeln unter den Bäumen hervortraten, sich auf ein Knie niederließen, Gewehre an die Schultern hoben und auf die zahlreichen Blauröcke zielten, die zu Pferd die hartgefrorene Auffahrt herunterdonnerten.
    Mitten dazwischen aber, gefangen zwischen den Grauen und den Blauen, gab es neun schreckgelähmte Kinder in ihren absonderlichen Kostümen, gab es ein Neugeborenes, einen feindselig dreinschauenden Zwölfjährigen mit einer alten Muskete in der Hand, aber auch zwei auf feindlichen Seiten stehende Brüder, dazu eine sehr erschrockene Blythe Somers und einen schwerverwundeten General der Konföderierten.

8. KAPITEL
    Ein paar Augenblicke lang verhielten sich die Menschen zwischen den Soldaten so still, daß man sie für gemalte Figuren eines Bildes hätte ansehen können. Um Blythe drehte sich alles im Kreise, sie konnte sich nur mühsam auf den Beinen halten. Sie fühlte, wie Rafe sie mit einem Arm stützte und beobachtete hilflos die Blauröcke die sich von den Pferden schwangen, während Mosbys Freischärler Gewehre und Revolver im Anschlag hatten. Eine plötzliche Stille trat ein. Kein Laut war zu hören.
    Nur zwei feindliche Abteilungen maßen einander über eine Szene hinweg, die etwas völlig Unwirkliches an sich hatte.
    Rafe zog Blythe fester an sich, die mit trotzigem Blick mitten zwischen den feindlichen Abteilungen stand, und stellte fest, daß Seth sich vor den General geworfen hatte, um ihn mit dem eigenen Körper vor den Unionssoldaten zu schützen.
    Da zerriß ein lauter, fordernder Schrei das Schweigen, Jaime hob die Muskete, wußte aber offensichtlich nicht, auf wen er sie richten sollte. Vorsichtig ging er Schritt für Schritt auf Maria zu, die ihr weinendes Kind in den Armen hielt. Es hatte den Anschein, als sei der Junge entschlossen, die Mutter und das Kleine mit dem eigenen Leben zu verteidigen. Die anderen Kinder standen wie versteinert da, Angst in den Gesichtern, nachdem das Weihnachtslied in einem Mißton erstorben war.
    „Großer Gott", sagte ein Offizier in blauer Uniform, der ganz in der Nähe hielt, und die Waffe in seiner Hand bebte leicht.
    „Herr im Himmel", stammelte einer in Grau und bewegte sich zögernd, doch Schritt für Schritt auf Seth und den General zu, seinen Revolver unschlüssig in der Rechten.
    Beide Abteilungen starrten einander an, dann auf die Kinder, auf die beiden Männer, die zu suchen die einen wie die anderen Soldaten unterwegs waren, und wieder aufeinander, ohne zu wissen, was nun zu tun sei. Jede Seite wartete, daß die andere etwas unternehme.
    Nur Blythe bemerkte den Ausdruck nackten Entsetzens in Marias Gesicht, schüttelte Rafes stützenden Arm ab und eilte schnell zu der jungen Mutter. Das Kind schrie ununterbrochen, denn es hatte Hunger.

    Kaum machte Blythe eine Bewegung, als auch schon Benji zu Rafe hinrannte, sich an sein Bein in den blauen Hosen klammerte und den Kopf daran verbarg.
    Der Unionsoffizier, den Rafe nur flüchtig als Ausbilder kannte, trat zu ihm. „Major, wir hatten Befehl, Sie zu finden." Erst jetzt bemerkte er, daß Rafe Hampton bewaffnet war, der

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