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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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Konföderierten-Offizier, der neben dem General stand, schien hingegen wie dieser waffenlos. „Ich nehme an, er ist Ihr Gefangener, Major." Mit einer angedeuteten Geste wies der Yankee auf Massey.
    Sein Gegenspieler auf der anderen Seite hörte die Worte, riß den Blick los von dem Bündel in Marias Armen, und ging auf Seth zu. „Wir haben Befehl, Ihnen und dem General zu Hilfe zu kommen." Alle Soldaten richteten die Augen auf den Verwundeten, der mühsam aufzustehen versuchte.
    Seth stand wie angewurzelt vor seinem Patienten. Ganz automatisch machte Rafe einige Schritte vor, um Seth zu decken, als einer der Blauröcke das Gewehr hob.
    Wieder war es totenstill. Jedem der Grauen und der Blauen fiel die Ähnlichkeit in den beiden Männergesichtern schlagartig auf, die funkelnden blaugrünen Augen, das energische Kinn und die ebenmäßigen Gesichtszüge. Zwar war der eine goldblond, der andere dunkelhaarig, doch sie waren zweifellos Brüder. Ein Raunen lief durch beide Abteilungen, und wie auf eine unausgesprochene Vereinbarung hin senkten alle die Waffen, obgleich jeder argwöhnisch lauerte sie notfalls schleunigst wieder in Anschlag zu bringen.
    Die Konföderierten gehörten ganz offensichtlich zu Mosbys Leuten, bekannt dafür, daß sie verwegen und kaum zu fassen waren und zu den gefährlichsten Verteidigern von Virginia gehörten. Sheridans Soldaten waren nicht weniger fähig und keineswegs barmherziger nach den bitteren Kriegsjahren. Jeder mißtraute also dem auf der anderen Seite.
    Benji hielt immer noch Rafes blaubehostes Bein umklammert und schluchzte laut.
    „Sag ihnen, sie sollen gehen, Onkel Rafe!"
    Sein Sümmchen war deutlich zu vernehmen, und einige Männer mußten unwillkürlich lächeln bei diesen unschuldig-vertrauensvollen Worten. Doch schnell wurden die Gesichter wieder hart, man wartete immer noch auf eine Entscheidung der jeweiligen Kommandeure.
    „Ich würde sagen, Sie machen Platz", sagte der Südstaatenoffizier gedehnt.
    Der Yankee zögerte. Dann steckte er betont langsam den Revolver ins Halfter zurück und ging zu Rafe und Seth hinüber, die beide vor Massey standen. Trotz aller Anstrengung, sich aufzurichten, war der General auf seinen Stuhl gesunken. Der Yankee musterte seine Beute, schätzte die Schwere der Verletzung ab und las Furchtlosigkeit, gepaart mit Schmerzen, in Masseys Blick. Dann wandte sich der Blaurock enttäuscht ab angesichts der zahlreichen Südstaatenfreischärler. Er zweifelte keine Sekunde, daß sie alles daransetzen würden, ihren General zu verteidigen. Und der in seinem mehr als angeschlagenen Zustand war eigentiich das Blut nicht wert, das bei dem Versuch einer Gefangennahme fließen würde.
    Wenigstens nicht heute. Er schüttelte den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Dieser General sieht nicht so aus, als könnte er uns viel schaden."
    Ein jüngerer Offizier der Union wandte ein: „Aber er besitzt Informationen ..."
    „Ich könnte mir vorstellen, daß inzwischen alle Unterlagen vernichtet worden sind", sagte der Ausbilder. „Und ich bin ganz sicher, daß er uns freiwillig nichts verraten wird." Er sah, wie Massey nickte, schaute sich müde um und murrte: "Außerdem denk ich nicht daran, eine Schießerei anzufangen, wenn kleine Kinder und eine Frau zwischen uns eingeschlossen sind. Verdammt, es ist schließlich Weihnachten." Dann musterte er den Konföderiertenoffizier, der immer noch seinen langläufigen Revolver auf die Brust des Gegners gerichtet hielt. „Mein Name ist Buckley.
    Waffenstillstand?"
    „Was wird aus dem General?"
    „Sie können ihn mitnehmen." In Buckleys Stimme schwang Niedergeschlagenheit.
    Der Graue steckte langsam die Waffe ins Halfter zurück und streckte Buckley die Hand hin. „Captain Forester. Waffenstillstand, einverstanden."
    „Bis Mitternacht?"
    „Bis Mitternacht", bekräftigte der Südstaatler. „Bis dahin sind wir über alle Berge."
    Er beugte sich zu Benji hinunter und hielt ihm einladend die Arme hin.
    Erstaunlicherweise ließ sich der Kleine von dem Fremden aufheben.
    „Die Kinder sind aber arg dünn", war jetzt einer aus den hinteren Reihen der Unionsabteilung zu vernehmen.
    „Die Leute hier in der Gegend haben kaum was zu essen", sagte ein anderer, und einer auf der Gegenseite mit der schleppenden Sprechweise des Südstaatiers mischte sich ein.
    „Ich möchte eigentlich gern sehen, daß die Kinder mit ihrem Krippenspiel weitermachen."
    Colonel Buckley bemerkte die Gesichter der Männer, in denen

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