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Historical Weihnachtsband 2010

Historical Weihnachtsband 2010

Titel: Historical Weihnachtsband 2010 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay , Terri Brisbin , Merline Lovelace
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bestraft wurde?
    Er hob ihren Mantel von der Bank und hielt ihn ihr hin. „Selbst ich zittere vor Angst, wenn Orrick diese gewisse Miene zur Schau trägt. Und das tat er, als er alle, die entwischt waren, wieder in die Sicherheit des Burghofes und des Bergfrieds zurückbefahl. Eine Missachtung seines Befehls wird Orrick nicht dulden, Mädchen.“
    Mit entmutigtem Gesicht nahm sie den Mantel entgegen und warf ihn sich um die Schultern. Gavin folgte ihrem Blick, als er über die wenigen Möbelstücke schweifte und dann zur Tür glitt. Bis jetzt war ihm nicht aufgefallen, wie leer ihre Behausung war. Brauchte sie etwas? Gab es etwas, das er tun konnte, damit sie es etwas bequemer hatte?
    Woher war ihm jetzt bloß dieser Gedanke gekommen? Kopfschüttelnd entriegelte er die Tür und hielt sie fest, damit sie im Wind nicht zurückschlug. Wortlos folgte Elizabeth ihm aus der Hütte und sah zu, wie er die Tür mit dem äußeren Riegel verschloss. Elizabeths Bleibe sah aus, als würde ein wirklich starker Sturm nicht nur die Tür aufreißen, sondern gleich die ganze Hütte zum Einsturz bringen. Das Mädchen brauchte ein Heim aus festen Steinen, das sie vor solchen Stürmen schützte. Noch so ein lächerlicher Gedanke. Die vielen, langen Tage in der Burg hatten ihn albern werden lassen.
    „Komm, Mädchen, gib mir deine Hand.“
    Er hielt es für einen guten Einfall, sie bei dem starken Wind festzuhalten. So schlank wie sie war, konnte sie leicht davongeblasen werden oder stolpern. Einen Augenblick zögerte sie. Dann streckte sie ihm die Hand hin. Gavin ergriff sie, und sie machten sich auf den Weg zur Burg. Er zog Elizabeth auf dem Pfad zwischen den Bäumen hindurch hinter sich her. Wenn die heftigen Stöße des tückischen Winds ihre Schritte langsamer werden ließen, legte er den Arm um ihre Taille, zog sie fester an sich und drängte sie, schneller zu gehen. Endlich kam das Burgtor in Sicht. Gavin merkte, dass Elizabeth die Fersen in den gefrorenen Matsch des Weges stemmte und stehen blieb.
    „Mylord, bitte geht ohne mich weiter. Ich muss zu Atem kommen.“ Sie entwand sich seinem Griff, und er ließ sie auch sofort los. Aber er spürte, dass noch etwas anderes dahintersteckte.
    „Hast du Angst, dass die anderen tratschen, wenn sie uns hier zusammen sehen?“
    „Angst, Mylord? Nein. Es ist doch bereits bekannt. Auf ganz Silloth wird unter den Leuten über dieses Thema gesprochen.“
    „Sie reden über uns? Warum tun sie das?“ Wieso standen sie im Mittelpunkt des Interesses? Nur, weil er mit ihr sprach oder sie ihm beim Baden half? Schließlich gehörte es zu ihren Pflichten, seinen Befehlen nachzukommen. Aber Gavin war klug genug zu wissen, dass es im engen Miteinander auf einer Burg mitten im tiefsten Winter kaum etwas gab, das unbemerkt oder unerwähnt blieb.
    „War das denn nicht Eure Absicht? Wolltet Ihr nicht Anspruch auf mich erheben während Eures Besuchs bei Lord Orrick? Damit andere Männer sich von mir fernhalten?“
    „Aber nein“, protestierte er, und selbst für seine Ohren klangen seine Worte zu laut und zu heftig. „Das stimmt nicht!“
    „Ich hege den Verdacht, Mylord, dass Ihr der Einzige auf Silloth seid, dem die Absichten seiner eigenen Handlungen entgangen sind. Oder habt Ihr vor, nur mit mir zu spielen, bis ihr meiner müde seid?“ Die Fäuste in die Hüften gestemmt stand sie vor ihm und ließ dem Zorn freien Lauf, der sich offensichtlich in ihr angestaut hatte. „Dann habt Ihr Euren Spaß gehabt und zieht weiter zu der nächsten Frau, die Euch gefällt. Nun sagt mir doch, Mylord, leiste ich für Euren Geschmack zu viel oder zu wenig Widerstand? Sagt es mir, damit ich dieses Spiel verstehe, das Ihr mit mir spielt.“
    Nachdem die Worte aus ihr herausgesprudelt waren, schnappte sie nach Luft, und ein Ausdruck des Entsetzens lag auf ihrem Gesicht. Selbst wenn sie als kühne Frau bekannt gewesen wäre, hätte sie soeben die Grenze zum Hochmut überschritten. Und damit sie sich nicht für besser oder klüger hielt als jene, die wegen ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihrer Rechte über ihr standen, würde die Überschreitung dieser Grenze einen schweren Tadel oder eine strenge Bestrafung nach sich ziehen. Erschrocken wich Elizabeth vor Gavin zurück, als erwartete sie, dass er sie auf der Stelle für ihre Unverschämtheit bestrafte.
    Auch Gavin war entsetzt über ihre Worte. Aber nicht, weil sie seine Stellung beleidigten. Auch nicht, weil Elizabeth, als eine zu diesem Besitz und zu

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