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Historical Weihnachtsband 2010

Historical Weihnachtsband 2010

Titel: Historical Weihnachtsband 2010 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay , Terri Brisbin , Merline Lovelace
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Rosemary spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich.
    „Mylord“, mischte Betty sich ein. „Lady Chandre sagte, ich soll Euch in ihre Kemenate geleiten.“
    „Du wagst es, mich zu unterbrechen!“ Baldassare drehte sich zu dem Mädchen um. In seinen Augen lag ein stechendes, rücksichtsloses Funkeln.
    „Nein.“ Betty hob die Hand, als wollte sie einen Schlag abwehren. „Es ist nur so, dass sie wartet, und meine Herrin hasst es zu warten.“
    „Baldassare beeilt sich für keine Frau, aber …“, er zuckte die samtbekleidete Schulter, „… Lady Chandre zahlt beträchtliche Summen.“ Er wirbelte wieder zu Rosemary herum. „Sie versprach mir ein Vermögen, wenn ich ihre Haut glätte.“ Wieder berührte er Rosemarys Wange. Sein Finger strich auf und ab und ließ sie vor Ekel erbeben. „Es war im Rathaus, wo ich dich sah. Arbeitest du für einen dieser schwachköpfigen Gewürzhändler? Probiert dein Herr seine Wässerchen an dir aus? Besitzt du deshalb solche Anmut, oder bist du so geboren? Ich muss es wissen. Komm, arbeite für mich. Ich würde dich so schätzen, wie du es verdienst.“
    „Nein!“ Sie riss sich los und lief in die Küche, die voller Menschen war.
    „Ich werde dich kriegen“, rief der Conte hinter ihr her.
    Nein, das wirst du nicht. Während sie die Milchmädchen und Aufträgerinnen zur Seite schob, stürzte Rosemary aus der Hintertür in den Garten. Einen kurzen Augenblick blieb sie stehen und warf einen erregten Blick auf die in ordentlichen Reihen gepflanzten Bäume und Büsche. Zwischen ihnen verlief ein Pfad. Sie schlug seine Richtung ein. Der Kies knirschte unter ihren Füßen, als sie an eleganten Statuen, versteckten Steinbänken und einem kleinen Teich vorbei zu einem Holztor lief. Es war verschlossen. Verzweifelt raffte sie die Röcke, stellte den Fuß auf die Klinke, zog sich hoch und dann darüber hinweg.
    Ein Paar, das gerade vorbeiging, warf ihr seltsame Blicke zu, aber Rosemary blieb nicht stehen, um irgendwelche Erklärungen abzugeben. Wie ein verwundetes Tier, das Schutz sucht, strebte sie ihrer Apotheke zu. Der Anblick der schief in den Angeln hängenden Hintertür vertrieb alle Gedanken an Baldassare aus ihrem Kopf. Sie suchte sich ihren Weg durch den Schutt und trat zögernd ins Innere des Hauses.
    Als sie sich umblickte, sank ihr das Herz noch tiefer. Im hellen Tageslicht sah alles noch viel schlimmer aus. So viel hoffnungsloser. Selbst mit Malcolms Hilfe konnte sie sich nicht vorstellen, die Türen zu reparieren. Die Fensterläden mochte man wieder befestigen können, aber sie würden neue Tische und Regale benötigen. Wo sollte sie das Geld dazu herbekommen?
    Plötzlich packten starke Arme sie von hinten und zogen sie gegen Muskeln, die hart wie eine Mauer waren.
    „Nein!“ Keuchend trat sie mit den Füßen um sich.
    „Rosemary! Ich bin es, William.“
    „Lord William.“ Sie hörte auf zu kämpfen und sah über die Schulter, direkt in sein finster aussehendes Gesicht. Kein Anblick war ihr je lieber gewesen. Sie ließ sich in seine Umarmung sinken und flüsterte: „Ich bin so froh, Euch zu sehen. Aber was tut Ihr hier?“
    „Nach Euch suchen.“ Er stellte sich vor sie, fasste sie an den Schultern und schüttelte sie leicht. „Wieso seid Ihr fortgelaufen?“
    „Ich bin nicht fortgelaufen. Ich hatte Geschäfte zu erledigen.“
    „Geschäfte? Eure Apotheke ist zerstört, Eure Vorräte sind überall verstreut. Wie …“
    „Es gelang mir, einen Topf der Creme zu retten, die ich am Abend vor dem Überfall herstellte. Ich hatte eine Aufwartung zu machen, um die Creme …“
    „Zur Hölle! Ihr hättet nirgendwo allein hingehen sollen. Es ist zu gefährlich.“ Er zog sie wieder an die Brust. Doch dieses Mal hielt er sie, wie er sie in der Nacht zuvor gehalten hatte – zärtlich.
    „Wieso seid Ihr so besorgt um mich? Ich bedeute Euch doch nichts.“
    Die Hand immer noch auf ihrem Rücken drehte er sich so, dass er sie ansehen konnte. „Ich fühle mich für Euch verantwortlich.“
    „Das sagtet Ihr bereits.“ Sie hätte gerne gewusst, was hinter seinem verschlossenen Gesicht vorging. „Ich erteile Euch für alles die Absolution, was auch immer …“
    „Dummes Mädchen. Ich versuche Euch davor zu bewahren, so zu enden wie George. Tot. Wieso wollt Ihr mir nicht dabei helfen? Glaubt Ihr, ich möchte den Tod von noch einer Frau auf mein Gewissen laden?“
    Noch einer Frau? Eine, die er zu retten versäumte? War das der Grund für seine Bitterkeit?

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