Historical Weihnachtsband 2010
„Nein, ich will nicht sterben.“
„Gut.“ Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück, wobei er sich mit der Hand durchs Haar fuhr. „Dann werdet Ihr jetzt mit mir nach Hause kommen und versprechen, nicht ohne mich hierher zurückzukehren. Oder überhaupt irgendwohin zu gehen, ohne es mir zu sagen oder für eine angemessene Begleitung zu sorgen.“
Alles in Rosemary sträubte sich. „Ich komme und gehe, wie es mir gefällt.“
„Das habe ich bemerkt. Wenn diese Diebesangelegenheit erledigt ist und ich England verlassen habe, könnt Ihr verdammt noch mal tun, was Euch beliebt. Doch solange diese Männer noch auf freiem Fuß sind, macht Ihr, was ich sage.“
Er würde fortgehen. Aus irgendeinem Grund machte diese Nachricht sie traurig. Du kannst ruhig fortgehen , dachte sie, trotzdem wirst du dem, was dich quält, nicht entrinnen können.
„Einverstanden?“, wollte er wissen.
„Ich bin damit einverstanden, das Haus nicht zu verlassen, ohne jemandem zu sagen, wohin ich gehe“, erwiderte sie und dachte dabei an ihre Konfrontation mit dem Conte. Was, wenn Betty nicht eingegriffen und er sich vorgenommen hätte, sie verschwinden zu lassen? Niemand hätte es erfahren.
„ Mir . Ihr werdet es mir sagen.“
Rosemary sträubte sich noch immer. Sie sah zu dem kalten, strengen Mann auf, der ihre Warenladung und die Zukunft ihrer Familie in Händen hielt. „Ich werde zustimmen, wenn Ihr mir zwei Dinge gebt.“
„Welche?“, knurrte er.
„Die Gewürze, die ich bei George orderte, und einen Ort, wo ich sie verarbeiten kann, um meinen Vorrat wieder aufzufüllen.“
Er lächelte, und wieder verblüffte es sie, wie gut er aussehen konnte. „Kleine Skeptikerin. Ich habe gestern Nacht nicht Euer Leben gerettet, um Euch heute zu betrügen.“ Sein Lächeln verschwand, und er sah sie fest an. „Ich schwöre es bei der Seele eines Mannes, den wir beide unseren Freund nannten. Können wir nicht zusammenarbeiten, um Georges Mörder zu finden?“
„Natürlich“, seufzte Rosemary. „Es tut mir leid, dass ich an Euch zweifelte. Ihr wart so freundlich und verständnisvoll.“ Sie lächelte reumütig. „Besonders, wenn man bedenkt, auf welche Art wir uns kennenlernten.“
William grinste. „Nun gut, sagen wir einmal, dass ich meine Meinung über Euch seit jener Nacht geändert habe.“
„Ich bin froh darüber“, flüsterte Rosemary. Es waren nur Worte, aber mit einem Mal schien die Luft um sie herum voll neuer Möglichkeiten zu sein. Plötzlich nahm sie ihn als Mann wahr. Ihr wurde ganz heiß bei dieser Erkenntnis, und ihr Herz schlug schneller.
Auch er fühlt es, dachte sie. Seine Augen wurden dunkel, bis sie in dem stillen, dämmrigen Raum fast schwarz erschienen. Er hob die Hand, als wollte er sie berühren. Doch dann ließ er sie wieder sinken.
„Was ist?“, flüsterte sie.
Er schüttelte den Kopf wie einer, der sich von seiner Benommenheit befreien wollte. „Nichts.“ Seine Stimme klang heiser. „Ich …“ Wieder schüttelte er den Kopf. Dann drehte er sich um und ging zu der leeren Feuerstelle. „Wir sprachen von den Gewürzen“, murmelte er mit dem Rücken zu ihr. „Wenn Ihr mir sagt, was Ihr bei George bestellt habt, werde ich sie Euch bringen lassen und auch einen Arbeitsraum zur Verfügung stellen.“
„Das würdet Ihr tun?“
„Aye.“ Er wandte sich langsam um, und sein Gesicht war wieder eine undurchdringliche Maske. „Im Gegenzug möchte ich Euch und Euren Onkel um Hilfe bitten, wenn seine Gesundheit es zulässt. Ich muss erfahren, für wen diese Spezereien, die George bei mir bestellte, und auch die Waren der anderen ermordeten Männer von Nutzen sind.“
„Warum?“
„Soweit ich verstanden habe, sind einige Apotheker und Gewürzhändler auf bestimmte Waren spezialisiert.“
Rosemary nickte. „Ich verkaufe viele Sachen, doch hauptsächlich bin ich für Salben und Tinkturen bekannt, welche die Damen interessieren. Der Apotheker im nächsten Viertel ist besonders geschickt in der Herstellung von Heilmitteln für ernsthaft Erkrankte. Ihr hofft also, Eure Suche einschränken zu können, wenn Ihr wisst, wer diese Dinge am meisten für sich begehrt?“
„Aye. Wer immer die anderen Kaufleute ausraubte, er ließ kostbare Gewürze wie Safran und Zimt unberührt und nahm stattdessen einige andere mit, deren Namen ich noch nicht einmal richtig aussprechen kann.“
„Natürlich werde ich Euch helfen. Und auch mein Onkel.“
„Ausgezeichnet. Im Keller unseres Hauses gibt es
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