Historical Weihnachtsband 2010
Falten.“
„Wenn Lady Chandre die Creme gefällt, habt Ihr Euer Glück gemacht. Aber ich hörte, dass sie unangenehm werden kann, wenn man sie verstimmt. Sie ist eine Verfechterin der Perfektion und duldet keine Fehler.“
„Und auch keine Konkurrenz. Ihre Kleider, ihre Juwelen und ihr Haus sind schön. Doch ihre Dienstmädchen sind kümmerliche, arme Dinger.“
William lächelte und empfand eine abstruse Freude darüber, dass Rosemary ihm, was ihre Jugendcreme betraf, vertraute. Auch wenn sie es leugnete, so spürte er doch, dass sie ihm etwas verschwieg. Etwas, das den Besuch bei Lady Chandre betraf.
Doch er bedrängte sie nicht. Er war seltsam zufrieden damit, einfach nur bei ihr zu sitzen, während sie die getrockneten Blüten der Parietaria officinalis zu einem scharfen Pulver zerrieb, das sie mit Gänsefett vermischte.
„Onkels Schriftrollen verlangen Schweinefett, aber der Gedanke, das auf das Gesicht zu reiben …“ Sie kicherte und schüttelte sich leicht.
Er hätte sie gerne in die Arme genommen und auf den lächelnden Mund geküsst. Aber William beherrschte sein Verlangen. Eigentlich hätte er sie allein lassen und sich um seine Arbeit im Warenlager kümmern müssen. Aber aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht dazu durchringen. So fand er sich jetzt hier an ihrer Seite wieder und half dabei, rotbraune Myrrheklumpen auszusuchen. Außen rau und puderig waren die walnussgroßen Stücke des Pflanzenharzes sehr spröde und setzten Rosemarys Stößel und Mörser keinen Widerstand entgegen. Den so entstandenen Puder hatte sie mit süßen Ölen und Schafwollfett zu einer cremigen Mischung verrührt.
Sie stellte sie beiseite, um sie etwas ruhen zu lassen, und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Listen, in die sie sich jeden Abend vertieften.
Ich sollte nicht bei ihr sein, dachte William schon wieder.
Rosemarys Haut schimmerte im Kerzenlicht. Sie war so glatt wie feinste Seide. Lag es an der Wirkung ihrer eigenen Mittel? Oder hatte Gott sie mit solcher Schönheit gesegnet, um ihrem Geist, ihrem Humor und ihrer Tapferkeit zu schmeicheln? Eine berauschende Verbindung, die ihn sehr an seine Mutter und zwei seiner Tanten erinnerte. Je länger er mit ihr zusammen war, desto mehr begehrte er sie.
„Das Problem ist“, sagte Rosemary und sah stirnrunzelnd zu ihm auf, „dass diese Kräuter und Spezereien auf unterschiedliche Weise verwendet werden können.“
Nein, das Problem war, dass er kaum auf ihren Mund blicken konnte, ohne ausprobieren zu wollen, ob er so süß schmeckte, wie er aussah. „Ich verstehe.“ Seine Stimme klang gepresst.
„Ihr seid enttäuscht deswegen.“
William lächelte schuldbewusst. „Ihr habt keine Vorstellung, wie enttäuscht.“
„Oh doch, die habe ich. Es ist eine langweilige Arbeit. Und nach all den Stunden hier unten haben wir nichts vorzuweisen. Außer steifen Muskeln.“ Seufzend drückte sie den Rücken durch. Die unschuldige Bewegung presste ihre kleinen, hohen Brüste gegen das Mieder eines grünen Wollkleides, das einmal seiner Schwester gehört hatte. An Alys hatte es ihm nicht halb so gut gefallen.
„Steife Muskeln“, stimmte er ihr zu. Einige waren steifer als andere. Er wollte Rosemary in seine Arme reißen und sie küssen, bis sie beide bewusstlos waren. Aber er konnte sie nicht berühren. Nicht in allen Ehren. Sie stand hier unter seinem Schutz. Ihrem Benehmen nach zu schließen war sie noch Jungfrau. Und was wichtiger war, er konnte ihr nichts bieten als einige Augenblicke unbekümmerten Vergnügens.
Eine so seltene und wunderbare Frau wie Rosemary verdiente etwas Besseres. Einen Ehemann, der für sie sorgte und sie liebte, so lange sie lebten. Er konnte sie nicht lieben. Sie nicht noch sonst irgendeine Frau. Sein Herz lag zusammen mit Ella begraben.
„Wer auch immer diese Waren stahl, wissen wir jetzt wenigstens, dass er ein erfahrener Apotheker sein muss. Denn kein gewöhnlicher Mensch – kein Kunde – hätte im Rohzustand Verwendung dafür.“
William unterdrückte sein lustvolles Verlangen. „Kennt Ihr irgendeinen in diesem Geschäft, der sich für Raub und Mord hergeben würde?“
Conte Baldassare .
Aber nein. Es war nicht fair, den Mann zu verdächtigen, nur weil er ihr Avancen machte. Das war auch der Grund gewesen, warum sie William nichts von dem Zwischenfall erzählt hatte. „Es gibt einige, die ich nennen könnte. Sie betrügen ihre Kunden, indem sie ihre Gewürze mit Sand oder ihre zerstoßenen Kräuter mit getrocknetem Gras
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