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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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Augen voll zur Geltung brachte.
    »Als Kind hatte ich auch eine Schaukel.«
    Carol zuckte völlig unbeeindruckt die Achseln. »Ach ja?«
    »Ja. Damals in Ballydehob. Weißt du, wo das liegt?«
    »Essex?«
    »Fast.« Wieder lächelte Delaney sie an. »Einmal hatte ich so viel Schwung, dass es mich sogar oben über die Stange geschleudert hat; anschließend bin ich vom Sitz geflogen und mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen.«
    Jetzt hatte er ihre Aufmerksamkeit, die Falten auf ihrer Stirn glätteten sich ein wenig. »Ehrlich?«
    »Ja wirklich. Direkt auf die Birne. Hab richtig Sternchen gesehen. Ich nehme mal an, dass ich deshalb bei der Polizei gelandet bin.«
    Ein zartes Lächeln.
    »Hast du hier mit Jenny geschaukelt?«
    »Nur manchmal. Wir sind ja keine kleinen Kinder mehr.«
    »Natürlich nicht. Wahrscheinlich geht’s eher um Jungs und Bands, was?«
    »Nein.«
    Delaney nickte. »Keine Bands?«
    »Keine Jungs.«
    Wieder lächelte Delaney, bemüht, seinen Charme spielen zu lassen; ohne Erfolg.
    »Na komm, du und Jenny, ihr hattet in der Schule doch garantiert ein ganzes Regiment von Jungs am Hals. Zwei so hübsche Mädchen wie ihr.«
    »Jenny interessiert sich nicht für Jungs.«
    Delaney schaute sie einen Moment lang an. »Du machst dir anscheinend keine allzu großen Sorgen um sie.«
    Darauf zuckte sie erneut die Achseln: Wozu auch?
    »Die halbe Metropolitan Police ist auf den Beinen, um sie zu suchen. Ihr Vater ist am Boden zerstört. Aber du scheinst gar nicht sonderlich beunruhigt zu sein. Dabei ist sie doch deine beste Freundin.«
    »Ihr wird’s schon gut gehen.«
    Carol begann wieder, die Beine zu beugen und zu strecken, was die Schaukel erneut in quietschende Bewegung versetzte.
    Sally trat vor und legte dem Mädchen die Hand auf die Schulter, um es anzuhalten. »Du weißt etwas, hab ich recht?«
    »Ich weiß nichts.«
    Delaney schüttelte den Kopf. »Weißt du, ich schätze, dieser Aufprall auf den Schädel hat mir auch psychische Kräfte verliehen, und ich glaube, dass du uns nicht alles erzählst.«
    Carol schaute weg. Delaneys Blick ging zur Mutter des Mädchens, die nickte und sich vor ihre Tochter hinkniete.
    »Sag es ihnen, Carol; wenn du irgendwas weißt, musst du es ihnen sagen.«
    Sally lächelte wieder beruhigend. »Du wirst keine Schwierigkeiten bekommen. Aber wenn du irgendetwas weißt, musst du es uns sagen. Wir müssen wissen, dass es ihr gut geht.«
    »Das tut es.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe versprochen, nichts zu sagen. Sie wollte, dass ich es verspreche.«
    Delaney machte sich klein, um auf Augenhöhe mit Carol zu kommen, die Stimme sanft und beschwichtigend. »Ich weiß, du hast ein Versprechen gegeben, aber jetzt ist das alles etwas aus dem Ruder gelaufen, findest du nicht?«
    Carol sah ihn einen Moment lang an, während sie sich auf die Unterlippe biss.
    »Sie ist mit zu ihrer Tante gegangen.«
    Delaneys erstaunter Blick ging zu Sally hinüber, dann zurück zu Carol.
    »Sie hat keine Tante.«
    »Doch, hat sie.«
    Sally ging neben ihr in die Hocke. »Sie hat keine. Wenn sie eine hätte, hätten wir schon mit ihr gesprochen. Vielleicht nannte sie sich nur Tante, so wie Freundinnen der Familie es manchmal tun?«
    Carol schüttelte den Kopf. »Nein. Sie hat eine richtige Tante. Das hat sie mir gesagt. Sie dachte selbst immer, sie hätte keine, bis sie ihre Tante dann kennen gelernt hat.«
    »Wo denn, Carol?«
    »Übers Internet. In der Schule.«
    »Weißt du, wie sie heißt? Hat sie dir das gesagt?«
    Carol nickte.
    »Wie denn? Du musst es uns sagen.«
    Und das tat sie.
     

14
     
    »Wissen Sie, was ich an den Leuten hasse?«, fragte Delaney Sally, während er in einen niedrigeren Gang schaltete und hupend eine ältere Frau überholte, die seiner Meinung nach nicht einmal ein Fahrrad, geschweige denn einen Mercedes mit wer weiß wie viel PS unter der Haube fahren dürfte. Sally war nicht glücklich über die Art, wie er ihr Auto behandelte, aber er war der Chef, und so behielt sie ihre Meinung für sich.
    »Nein, Sir.« »Alles.« Delaney trat aufs Gaspedal. »Weil die Leute lügen, Sally. Sie tun sich gegenseitig schlimme Dinge an und schauen einem in die Augen und erzählen einem Lügen darüber.«
    »Vielleicht liegt das an Ihrer Erziehung, Sir.«
    »Das heißt?«
    »Dieser ganze Katholizismus samt Beichte und allem.«
    »Ich bin nicht zwischen Priestern und Nonnen großgeworden, Sally.«
    »Nein?«
    »Ich wurde von Wölfen erzogen.«
    Er bedachte sie mit einem

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