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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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niemand.«
    »Haben Sie sie denn gefunden?«
    »Noch nicht. Anscheinend ist sie bei Ihrer jüngeren Schwester.«
    Jake blinzelte. Seine normalerweise schon nicht vor Begriffsvermögen strotzende Miene wirkte jetzt noch verwirrter.
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Candy.«
    Jake wich zurück. »Sie kommt nicht hierher. Ich will sie hier nicht haben.«
    Sally breitete die Hände aus. »Wir wissen nicht, wo sie ist. Wir müssen mit ihr reden.«
    »Ich will nicht, dass sie herkommt. Sie verletzt Menschen.«
    »Haben Sie in letzter Zeit mit ihr gesprochen?«
    Jake schüttelte entsetzt den Kopf.
    »Hat sie Ihnen in der Vergangenheit eine Verletzung zugefügt? «
    »Sie hat Susie in Brand gesteckt.«
    »Wer ist Susie?«
    »Das war unsere Hündin. Sie hat ihr den Schwanz angezündet, und dann hat sie meinen Bruder mit dem Dampfstrahler verbrüht. Es macht ihr Spaß, Dinge kaputt zu machen. Menschen zu verletzen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo sie sein könnte?«
    »Seit sie Howard mit dem Dampfstrahler verbrüht hat, habe ich sie nicht mehr gesehen.«
    »Auch nicht mit ihr telefoniert?«
    »Ich telefoniere nicht.«
    »Es ist wichtig, dass Sie uns erzählen, was Sie wissen.«
    Jake nickte, sein besorgter Blick huschte ständig von links nach rechts und zurück. »Ich weiß doch was.«
    »Und das wäre, Jake?« Delaney schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
    »Ich weiß, dass sie böse ist, ich weiß, dass sie gerne Leute schreien hört. Sie müssen Jenny retten.«
    Delaney nickte. »Wir werden tun, was wir können.«
    Jake packte ihn am Arm, und Delaney spürte nur zu deutlich die Kraft in seinem Griff. »Lassen Sie nicht zu, dass sie ihr wehtut.«
    Wieder nickte Delaney, und Jake ließ ihn los. Delaney gab Sally ein Zeichen, und als sie zum Auto zurückgingen, musste er sich bewusst bemühen, sich nicht den Arm zu reiben.
    »Glauben Sie, sie wird dem Mädchen wehtun?«, fragte Sally, als sie außer Hörweite waren.
    Ohne zu antworten, öffnete Delaney die Autotür.
    »Was machen wir jetzt, Sir?«
    Delaney konnte die Enttäuschung und Sorge in ihrer Stimme hören und verstand das nur zu gut. »Wir fahren zum Gefängnis. «
    »Wie bitte?«
    »Holloway. Die Universität für Gewaltanwendung. Rauskriegen, warum sie da eine Auszeichnung bekommen hat.«
     
Das Holloway-Gefängnis liegt nördlich von King’s Cross. Wenn man als Nutte in der Bahnhofsgegend arbeitete, konnte man vermutlich zu Fuß hingehen. Natürlich nur, wenn man vom Crack nicht laufunfähig geworden war. Die einzige Art, wie eine Cracknutte diesen Weg zurücklegen könnte, dachte Delaney, während er die Gänge reinwürgte, wäre hinten in einem Gefangenentransporter. Pinne panne, Bullenwanne, Knochen für den Hund.
    Sally plauderte neben ihm drauflos, doch Delaney hörte nur mit einem Ohr zu. Er hatte den Fehler gemacht, sie zu fragen, was sie über Holloway wisse, nicht ahnend, dass ihre Abschlussarbeit in Kriminologie sich mit der Rolle des Gefängnisses als Mittel der sozialen Kontrolle über Frauen, insbesondere in Anbetracht seiner vorrangigen Verwendung zur Unterbringung der Suffragetten, beschäftigt hatte. Das alles wiederholte sie jetzt wortwörtlich.
    Sally war bis 1903 gekommen und erzählte gerade, wie das Gefängnis ausschließlich für die Unterbringung weiblicher Straftäter ausgewiesen worden war, als Delaney dankbar vor dem beeindruckend aussehenden modernen Gebäude anhielt und das Auto abstellte.
    Nachdem sie sich von neuem in die glühende Hitze hinausbegeben hatten, blickte Delaney an den nichtssagenden Mauern empor, die weit von der gotischen Schönheit des ursprünglichen Gebäudes entfernt waren. Das hätte überall stehen können, Los Angeles, Sydney, Bradford. Doch hinter der modernen Fassade konnte man die Vergangenheit immer noch erspüren. Es war nicht schwer sich vorzustellen, wie hier des Nachts Geister umgingen, und die Schreie in der Dunkelheit, da war er sich sicher, würden durchaus real klingen.
    Sally betrachtete die Gedenktafel, die man 1852 in den Boden des ursprünglichen Holloway-Gefängnisses eingelassen hatte. Darauf stand: »Gott schütze die Stadt London und mache diesen Ort zum Schrecken aller Übeltäter.« Delaney folgte ihrem Blick. »Manchmal ist der Schrecken hier drin besser als das, was draußen auf sie wartet.«
    Die Türen wurden geöffnet und hinter ihnen wieder geschlossen. In dieser Hinsicht hatte sich im Laufe der Jahre kaum etwas geändert. Die Türen waren vielleicht nicht mehr aus dicker

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