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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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Delaney, den Kopf zu schütteln. »Ich wollte nur, dass Sie es wissen.«
    Die Frau hinterm Tresen gab Delaney den Wodka, und er hielt Kate das Glas hin. »Dann machen Sie also für heute Feierabend?«
    Kate schaute erst den Drink und dann, als sie das Glas entgegennahm, mit strahlenden Augen Delaney an. »Heißt das, wir sind jetzt Freunde, Jack?«
    »Ich habe keine Freunde. Die Leute mögen mich nicht.«
    »Die Leute ändern sich.«
    »Den Teufel tun sie.«
    Wieder ein Lachen von Kate, und Delaney wurde plötzlich klar, dass er sich in Acht nehmen musste.
    Kate sah ihn an, ihr Lächeln wich einer ernsten Miene, und sie biss sich auf die Unterlippe. »Mit meinem Onkel habe ich seit meinem neunten Lebensjahr kein persönliches Wort mehr gesprochen.«
    Delaney blickte in ihre großen Augen und spürte, wie das Blut in seinem Herzen pulsierte. Vielleicht war das die Wirkung des Adrenalins, Kampf oder Flucht. Er traf eine Entscheidung. Und stieß mit ihr an.
    »Ich glaube, ich wäre gerne Ihr Freund, Kate.«
    Jetzt hatte ihr Lächeln bestimmt tausend Watt.
     

25
     
    Delaney merkte, dass er sich in Kate Walkers Gegenwart wohlfühlte. Es war das erste Mal seit Sineads Tod, dass er die Gesellschaft einer Frau so genoss. Als Kate auf die Uhr sah, bekam Delaney Schuldgefühle wegen der Enttäuschung, die er empfand.
    »Sie verlassen mich schon wieder?«
    »Die Zeit ist um, leider.«
    »Ach?«
    »Muss an meiner alten Universität einen Vortrag halten. Danach gehe ich mit jemandem essen.«
    »Einem Freund?«
    Kate musterte ihn neugierig. »Einer Freundin. Sie ist Ärztin und versucht mich dazu zu überreden, für sie zu arbeiten.«
    »Denken Sie darüber nach?«
    Kate zuckte die Schultern. »Irgendwie mag ich meine Arbeit. «
    »Als Königin der Toten?«
    »So ungefähr. Nicht ganz so glanzvoll.«
    Delaney sah sie an. »Wie wer?«
    »Das war eine literarische Anspielung.«
    Delaney lächelte. »Ich habe als Kind nur Comics gelesen.«
    Kate lachte. »Auf Ihre Dummer-Bulle-Nummer falle ich aber nicht rein.«
    »Glauben Sie, ich hätte verborgene Tiefen?«
    »Ich vermute ein wandelndes Atlantis!«
    Wieder lachte Delaney. »Und Sie sind ganz bestimmt keine Psychiaterin?«
    Kate schüttelte den Kopf und sah ihn prüfend an. »Dafür arbeite ich zu gerne mit den Händen.«
    »Und Sie machen Ihre Sache gut.«
    Kate beugte sich zu ihm, die Stimme leicht belegt: »Das sagt man jedenfalls.«
    Delaney betrachtete sie und verlor sich allmählich in ihren Augen. Er malte sich aus, was passieren würde, wenn er sich einfach hinüberbeugte und sie küsste, fragte sich, ob ihre Lippen so gut schmeckten, wie sie aussahen, wie sie klangen. Dann fing er sich wieder, lehnte sich zurück und warf einen Blick auf die Uhr.
    »Sie fahren jetzt besser zu Ihrem Abendessen.«
    Kate reagierte auf die Veränderung in seinem Ton. »Ich könnte es absagen. Sie sehen aus, als wäre Gesellschaft jetzt das Richtige für Sie.«
    »Nein. Sie machen sich auf den Weg, Kate. Ich komme schon zurecht.«
    Kate stand auf, und als sie sich über ihn beugte, wusste er, dass sie ihn gleich auf die Wange küssen würde, bloß ein Abschiedskuss, aber Delaney erkannte, dass es mehr sein würde als das. Er konnte es spüren, und seine Wange brannte; er wollte es, wollte mehr als das und hasste sich gleichzeitig dafür. Mit einem tiefen Atemzug richtete Kate sich auf und zeigte ein etwas bemühtes Lächeln, während Delaney betont beiläufig sein Glas hob und daraus trank.
    »Bis später, Jack.«
    Delaney nickte. »Ja.«
    »Danke für den Drink.«
    Er sah ihr nach, als sie auf den Ausgang zusteuerte. Hätte sie am liebsten zurückgerufen, blieb jedoch stumm. Er glaubte, eine kaum wahrnehmbare Verstärkung ihres Hüftschwungs zu bemerken, und als ihm klar wurde, dass das, falls er recht hatte, ihm galt, wurde er noch verwirrter. Wieder pochte ihm das Blut in den Ohren und er musste seine Krawatte lockern, bevor er einen weiteren Schluck Whisky nahm. Er trank aus und verscheuchte mit einem Kopfschütteln seine Gedanken; in seinem Leben gab es schon genug, was ihm Schuldgefühle bereitete. Er gab der Frau hinter dem Tresen einen Wink, und kurz darauf war wenigstens sein Glas voll.
    Mit Dienstende bei der Polizei füllte der Pub sich noch mehr, und Jack Delaney beteiligte sich für die Dauer von zwei Gläsern Bier an dem üblichen inhaltlosen Geplänkel; genaugenommen ließ er es, in Gedanken ganz woanders, über sich ergehen. Ungefähr eine halbe Stunde später verabschiedete

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