Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
Vom Netzwerk:
keinen Hehl machte.
    »Und?«, fragte er, nachdem er Winnie Heller wie üblich mit einem routinierten Nicken begrüßt hatte. »Alles klar?«
    »Sicher«, entgegnete sie, möglicherweise einen Hauch zu fröhlich, während vor ihren Augen die Türen des Aufzugs wieder zusammenschnurrten. »Viel Arbeit natürlich, aber wir kämpfen uns durch. Ich bin gerade auf dem Weg zu einem der früheren Opfer.«
    Das sollte ihm ja wohl klarmachen, dass er besser daran tat,  sie nicht länger aufzuhalten  …
    Hinnrichs nickte. »Wo ist Verhoeven?«
    »Wenn Sie Glück haben, erwischen Sie ihn noch in 034«, antwortete Winnie, heilfroh, dass es nicht länger um sie ging. »Allerdings wollte er dann auch los.« Sie lächelte und wartete darauf, dass Hinnrichs weiterging. Doch zu ihrem größten Bedauern dachte der Leiter des K K 11 überhaupt nicht daran.
    »Und sonst?«, fragte er in jovialem Ton. »Wie läuft’s mit Ihren Sitzungen?«
    »Phantastisch.«
    »Ach, wirklich?«
    »Doch, ja, alles bestens.«
    Ihre Mutter hatte früher immer behauptet, dass ihre Nase rot werde, wenn sie log. Aber daran glaubte Winnie Heller nicht.
    »Haben Sie denn das Gefühl, dass Ihnen das Ganze etwas bringt?«, fragte unterdessen ihr Boss mit diesem Gesichtsausdruck, der bei ihm brandgefährlich war.
    Winnie überlegte einen Augenblick und entschied sich dann für die Wahrheit. »Nein«, sagte sie geradeheraus. »Ich meine, es gibt bestimmt Fälle, in denen solche Gespräche hilfreich sind. Aber ich habe Ihnen von Anfang an gesagt, dass ich eine solche Maßnahme in meinem speziellen Fall für absolut überflüssig halte.«
    Hinnrichs sah sie an. Ruhig. Souverän. Ganz wie immer. »Sie haben einen Menschen erschossen.«
    »Ich habe einen Mord verhindert«, versetzte Winnie. Viel zu scharf natürlich, immerhin war klar, dass er es ganz gezielt darauf anlegte, sie zu provozieren. Aber sie konnte es nun mal auf den Tod nicht ausstehen, wenn irgendwelche übereifrigen Vorgesetzten meinten, sich in ihre Privatangelegenheiten einmischen zu müssen. Der Job war der Job, okay. Doch die Frage, wie sie damit fertigwurde, dass sie in Ausübung ihres Dienstes gezwungen gewesen war, einen Menschen zu erschießen, gehörte ihrer Ansicht nach sehr wohl in
den Bereich der Privatangelegenheiten. Sie war im Zuge einer Geiselnahme in die Hand von brutalen Entführern geraten. Zwei Tage hatte sie gemeinsam mit anderen in einer stillgelegten Fabrik gesessen und um ihr Leben gefürchtet. Achtundvierzig Stunden, was ihr rückblickend nicht besonders lang vorkam, auch wenn es immer hieß, dass nicht die Dauer, sondern die Intensität einer Erfahrung das Entscheidende war. Aber wie auch immer: Sie hatte abgewartet, sich um ihre Mitgefangenen gekümmert, und als die Sache schließlich eskaliert war, hatte sie einen der Geiselnehmer erschossen, nachdem sie ihn wiederholt dazu aufgefordert hatte, seine Waffe fallen zu lassen. Es hatte eine Untersuchung gegeben, wie immer in solchen Fällen, und das Ergebnis dieser Untersuchung war gewesen, dass sie keine Wahl gehabt hatte. Wo also, bitte schön, lag das Problem?
    »Sie haben völlig recht.« Der Leiter des K K 11 schenkte ihr ein hintergründiges Lächeln, das ihr augenblicklich das Gefühl gab, dass ein Pferdefuß folgen würde. »Sie haben einen Mord verhindert.«
    »Genau.«
    »Den Mord an einem absolut skrupellosen Verbrecher obendrein.«
    Winnie Heller hielt seinem Blick stand, auch wenn ihr das unter den gegebenen Umständen alles andere als leichtfiel. »Ich habe es damals gesagt, und ich kann’s auch gern noch mal wiederholen«, stöhnte sie, und ihre Worte klangen, als habe sie sie vor langer Zeit auswendig gelernt. »Es ist mein Job, das Leben zu verteidigen. Nicht zu beurteilen, was dieses Leben im Einzelfall wert ist.«
    Hinnrichs schien vor ihren Augen ein paar Zentimeter größer zu werden. »Es geht hier nicht um die Frage nach Angemessenheit oder Nichtangemessenheit«, sagte er.
    »Sondern?« Das, was da gerade zwischen ihnen ablief, war ein Kräftemessen, ganz klar. Und Winnie Heller hätte sich
eher die Hände abgehackt, als dass sie auch nur einen Millimeter zurückgewichen wäre.
    »Dr. Kerr hat mich vor ein paar Wochen angerufen.«
    Gottverdammter Mist! 
    »So?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Sie sagt, dass Sie noch gar nicht bei ihr gewesen sind.«
    Winnie Heller straffte die Schultern und ging ohne Zögern zum Angriff über. »Hab ich irgendwas anderes behauptet?«
    »Das war nicht der Sinn der

Weitere Kostenlose Bücher