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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Trotz. »Was erwartest du?«, fuhr sie auf. »Ich kann das, was geschehen ist, nicht einfach verdrängen.«
    »Natürlich nicht«, entgegnete Kira hastig. »Aber sich immer und immer wieder damit zu beschäftigen kann doch auch nicht gut sein.«
    »Gut für wen?«
    Kira stutzte. War das eine leise Aggression in ihrer Stimme? »Für dich«, antwortete sie betont ruhig.
    Merle schien zu überlegen. Dann wurden ihre Züge plötzlich wieder weich. »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie, indem sie nach dem Ordner griff und ihn auf einen Stuhl in ihrem Rücken legte. Dorthin, wo ihre Freundin ihn nicht sehen konnte. »Ich schätze, das hier ist ganz einfach meine Art, mit der Sache fertigzuwerden.«
    »Mir wäre es lieber, wenn du dir endlich professionelle Hilfe suchst.«
    »Herrgott noch mal, Kira, das haben wir doch alles schon tausendmal durchgekaut. Und du weißt so gut wie ich, wie
schwer es ist, auf diesem Gebiet jemanden zu finden, der seinen Job versteht.«
    »Ja, ich weiß. Aber ich habe gestern Nachmittag mit Gert gesprochen«, nutzte Kira die Gelegenheit, ihrer Freundin von einem Telefonat zu berichten, das sie am Tag zuvor mit einem ehemaligen Kommilitonen geführt hatte. »Er kennt da einen wirklich erstklassigen Spezialisten für solche Fälle und …«
    »Solche Fälle?« Merle lachte höhnisch auf. »Was für ein Fall bin ich denn?«
    »Du bist ein Opfer.«
    »Ach, wirklich?«
    Die beißende Ironie in ihrer Stimme jagte Kira einen Schauer über den Rücken. Aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Jedenfalls ist dieser Kollege eine absolute Koryphäe bei posttraumatischen Belastungsreaktionen …«
    »Vergiss es«, unterbrach Merle sie barsch. »Was ich brauche, ist kein Seelenklempner, sondern Antworten.«
    »Diese Antworten zu finden ist Sache der Polizei«, versetzte Kira.
    Ihre Freundin wandte den Blick ab. »Nicht unbedingt.«
    »Was du da machst, ist gefährlich«, stellte Kira wütend fest. »Gefährlich und unverantwortlich obendrein.«
    Doch Merle ging mit keiner Silbe auf den Vorwurf ein. »Weißt du, ich kann einfach nicht aufhören, mich zu fragen, womit ich seine Aufmerksamkeit erregt habe«, murmelte sie stattdessen vor sich hin.
    Kira reagierte nicht, sondern begann mit energischen, fast wütenden Bewegungen, ihr Brötchen zu schmieren.
    »Irgendwo muss ich ihm doch aufgefallen sein, genau wie die anderen auch, und etwas an mir muss …«
    Das Läuten der Türglocke unterbrach ihren trotzigen Monolog, und sie zog fragend die Augenbrauen hoch. »Erwartest du jemanden?«
    Kira verneinte. »Möchtest du, dass ich gehe?«
    »Lass nur«, versetzte Merle knapp. »Bloß, weil dieser Arsch mir das angetan hat, kann ich mich nicht für den Rest meines Lebens in irgendeinem Mauseloch verkriechen. Das wäre denn doch ein zu großer Sieg für ihn.«
    Sie warf ihrer Partnerin einen letzten, undefinierbaren Blick zu. Dann stand sie auf und verschwand durch die Balkontür ins Innere der Wohnung.

7
    Merle Olsen und ihre Lebensgefährtin wohnten im Hochparterre eines alten Patrizierhauses. Über viel hellen Putz und Backstein breitete sich ein verschachteltes Walmdach. Der Garten war gepflegt und überschattet von alten Bäumen. Winnie Heller hörte Vogelgezwitscher, während sie darauf wartete, dass die Haustür geöffnet wurde.
    Nach einer Weile knackte die altertümlich anmutende Gegensprechanlage, und eine angenehme Frauenstimme sagte: »Ja, bitte?«
    »Kriminalpolizei«, antwortete Winnie, die ihren Dienstausweis bereits in der Hand hielt. »Ich möchte zu Merle Olsen.«
    Anstelle einer Entgegnung summte der Türöffner. Winnie Heller durchquerte ein großzügiges Entree, dessen Boden aufwendige Mosaike zierten, und stieg fünf Stufen zu einer weißlackierten Kassettentür hinauf.
    »Verzeihen Sie, dass Sie warten mussten«, begrüßte Merle Olsen sie mit einem Lächeln, das alles andere als entschuldigend wirkte. »Ich musste mir erst mal was Vernünftiges anziehen. «
    »Kein Problem.« Winnie Heller musterte sie interessiert. Die Tierärztin gehörte zweifellos zu den Frauen, die man nicht so schnell wieder vergaß, wenn man sie einmal gesehen hatte. Groß und alles in allem recht schlank, trug Merle Olsen
ihre dunklen Haare zu einer schlichten Banane aufgesteckt, was ihre ausdrucksvollen Züge betonte. In ihrem Blick erkannte Winnie Heller Spuren zurückliegender Qualen, aber auch eine höchst bemerkenswerte Entschlossenheit.
    »Ich weiß nicht, ob Sie schon gehört haben, was

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