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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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gab es niemanden, der sich darüber wunderte. Die Tasse war sehr außergewöhnlich, grasgrün mit einem oszillierenden Echsenmuster auf der Seite, das je nach Lichteinfall die Farbe wechselte wie ein Chamäleon  – zweifellos ein Beweis dafür, dass auch die sogenannten blinden Hühner hin und wieder mal ein Körnchen Wahrheit fanden, ganz gleich, wie wahllos sie auch durch die Gegend pickten.
    Damians Augen streiften nacheinander die Tafel mit den Tagesangeboten, die leere Theke und die Gesichter der anderen Tierpfleger, wobei sein Blick unvermittelt an einer fettschwarzen Schlagzeile hängenblieb.
    Erster Todesfall in mysteriöser Vergewaltigungsserie … 
    Fred, einer von den Affenpflegern, hielt die Zeitung so, dass jeder, der zur Tür hereinkam, die Überschrift lesen konnte, nein: lesen musste .
    Damian blieb abrupt stehen, und die plötzliche Bewegung ließ seine Kollegen aufblicken. Er konnte zusehen, wie Freds
braune Augen seine unerwartete Reaktion analysierten, seinen Gesichtsausdruck, sein Erstaunen. Dann brummte der Kollege: »Tja, was soll man dazu sagen, was?«
    »Das ist doch ganz einfach«, erklärte Micha Gottschalk, ein forscher Azubi, der derzeit bei den Tigern Dienst tat. »Schere her, und ab das Ding.«
    »Tja, dazu müsstest du ihn leider erst mal haben«, wandte Anita Meyer in ihrem üblichen Ich-bin-heut-wieder-schlechtgelaunt-Ton ein.
    »Stimmt«, pflichtete Fred ihr bei und hielt Damian die Zeitung hin.
    Damian nahm sie und überflog stumm den Bericht. Desinteresse würden ihm die anderen jetzt ohnehin nicht mehr abgenommen haben. Außerdem musste er unbedingt wissen, was da schiefgelaufen war.
    »Furchtbar«, murmelte er, obwohl er mit jedem Wort, das er las, mehr Mühe hatte, ruhig zu bleiben.
    Wiesbaden. Die 32-jährige Deutschrussin Irina P. wurde gestern Nacht das fünfte Opfer eines brutalen Serienvergewaltigers, der in den vergangenen Wochen immer wieder Frauen aus dem Großraum Wiesbaden überfallen, sexuell missbraucht und dabei zum Teil erheblich verletzt hat. Der Unbekannte, der immer am späten Abend zuschlägt, überwältigt seine Opfer stets in deren Privatwohnungen, wo er die Frauen zunächst betäubt und anschließend vergewaltigt. Ersten Berichten zufolge hat der Ehemann des jüngsten Opfers, der bekannte Gastronom Jan P., den Täter gestern Abend auf frischer Tat ertappt, woraufhin dieser den Unternehmer mit zwei gezielten Schüssen in Kopf und Oberkörper tötete und anschließend flüchtete. Die Polizei bittet alle Personen, die in der vergangenen Nacht Zeuge von Vorkommnissen waren,
die mit dem genannten Fall in Verbindung stehen könnten, sich in einer der zahlreichen Dienststellen oder online unter nachstehender Adresse zu melden.
    Damian wischte sich flüchtig über Stirn und Nacken. Darum war es also gegangen! Sein Gefühl, missbraucht zu werden, hatte ihn nicht getrogen.
    Dieser gottverdammte, elende Wichser! Seine Haut fühlte sich von jetzt auf gleich glühend heiß an. Wie kann er es wagen,  mich als Sündenbock für einen Mord zu missbrauchen?  Wer glaubt dieser Scheißkerl eigentlich, dass er ist?!
    »Krass, oder?«, fragte Anita Meyer, die seine Irritation bemerkte, jedoch den Grund dafür missdeutete.
    Er nickte eilig.
    »Vor allem frage ich mich, wohin das alles noch führen soll«, echauffierte sich Fred. »Wenn der Kerl jetzt auch noch um sich schießt …«
    »Oh, keine Sorge, dich sucht er bestimmt nicht heim«, bemerkte der unbedachte Micha mit einem schelmischen Augenzwinkern. »Du selbst bist nicht sein Typ. Und deine Frau müsstest du erst mal finden, um dich bei dem Versuch, sie zu beschützen, erschießen lassen zu können.«
    Fred holte aus und verpasste dem jungen Kollegen eine angedeutete Ohrfeige. »Pass auf, was du sagst«, scherzte er, »sonst schrubbst du Gehege, bis dir die Scheiße aus den Ohren kommt, glaub’s mir, mein Junge.« Er griff wieder nach seiner Zeitung und sah Damian an. »Hey, alles klar mit dir?«
    Damian fuhr zusammen. »Sicher.«
    »Du siehst irgendwie krank aus, heut früh.«
    »Ach was, ich habe nur Kopfschmerzen.«
    Fred verzog das Gesicht. »Kopfschmerzen?«
    »Migräne.«
    »Und ich dachte, so was kriegen nur Frauen.« Er lachte. Unter seinem durchgeschwitzten T-Shirt spannte das Fett.
    »Das ist das Wetter«, konstatierte Anita Meyer mit einem teilnahmsvollen Blick in Damians Richtung. »Ich hab auch schon seit Tagen nicht richtig geschlafen.«
    »Außer bei der Arbeit«, frotzelte

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