Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
Vom Netzwerk:
Sache«, entgegnete Hinnrichs ruhig.
    »Wieso?«, schnappte sie zurück. »Sie haben gesagt, dass ich hingehen und mit ihr reden soll, sobald ich Zeit habe. Bislang hatte ich noch keine Zeit. Wo ist das Problem?«
    Er schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht.«
    »Richtig«, fuhr Winnie Heller auf. »So einfach ist das nicht. Aber glauben Sie im Ernst, es ginge mir besser, wenn ich brav meine zehn oder fünfzehn Sitzungen absolviere, damit Sie die Sache als angemessen aufgearbeitet ad acta legen können? Glauben Sie wirklich, dass es mir irgendwie hilft, wenn ich Woche für Woche in diese Praxis renne, um dort mit einer fremden Frau fünfundvierzig Minuten lang über Gefühle zu reden, die ich haben sollte oder nicht haben sollte, und anschließend wieder ins Büro komme und einfach weiterarbeite? Glauben Sie das im Ernst?«
    »Nein.« In seinem Blick lag etwas, das sie nicht deuten konnte. Etwas, das sie nur noch nervöser machte. »Das glaube ich nicht, aber …«
    »Was erwarten Sie dann von mir?«, fiel sie ihm ins Wort.
    Doch der Leiter des K K 11 ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Aber es wäre ein Anfang«, setzte er seine Rede ungerührt fort.
    »Ein Anfang von was?«
    »Von Verarbeitung.«
    »Ich komme schon klar.«
    »Das sehe ich anders.«
    So, das reichte jetzt!  »Okay«, fuhr sie ihn an. »Dann nennen Sie mir eine Situation, in der ich nicht funktioniere.«
    Hinnrichs hob beschwichtigend die Hände. »Es geht hier nicht ums Funktionieren.«
    »Worum denn sonst? Sie wollen mir doch wohl nicht erzählen, dass Ihnen mein Seelenfrieden schlaflose Nächte bereitet, oder?«
    Er sah sie einfach nur an. Stumm. Und ohne dass sie hätte sagen können, was er fühlte. Oder dachte.
    »Ich mache das auf meine Weise«, erklärte sie eine Spur versöhnlicher.
    »Nein, das werden Sie nicht.« Und von einer Sekunde zur anderen war er wieder scharf. Kategorisch. Ganz so, wie sie ihn kannte. »Nicht dieses Mal.«
    Scheiße! Winnie Heller spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Was, zum Teufel, meinte der Kerl mit dieses Mal ? Sie blinzelte. Aber Hinnrichs konnte unmöglich von dem Überfall wissen, dem sie zum Opfer gefallen war, letzten Herbst. Und er wusste auch nichts von ihrer Vergangenheit. Oder? Sie warf ihm einen raschen Seitenblick zu. Sie traute ihm nicht. Hatte ihm nie getraut.
    Hinnrichs hielt ihren Blick fest. »Sie nehmen die Hilfe in Anspruch, die diese Abteilung Ihnen bieten kann«, sagte er, und sein Ton duldete keinerlei Widerspruch.
    »Und wenn nicht?« Winnie Heller funkelte ihn an. Er sollte ruhig sehen, dass er sie nicht so leicht beeindrucken konnte. Dass sie keine Angst hatte. Nicht vor ihm.
    »Wenn nicht, schieben Sie ab sofort Innendienst«, antwortete er. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging davon.
    »Dieses Haus ist vollklimatisiert«, rief sie ihm nach. »Glauben
Sie wirklich, dass es eine Strafe wäre, bei dieser gottverdammten Hitze in einem angenehm temperierten Büro sitzen zu dürfen?« Sie konnte ihn nur von hinten sehen, aber sie hatte den Eindruck, dass er lachte. »Und außerdem habe ich einen neuen ergonomischen Schreibtischstuhl bekommen, wie Sie wissen.«
    Jetzt drehte er sich doch noch einmal um. Auf seinem Asketengesicht lag Amüsement. »Ich habe Ihnen einen Termin gemacht.«
    Was für eine himmelschreiende Unverschämtheit! 
    »Ich habe keine Zeit für solchen Blödsinn«, protestierte sie. »Nicht, solange wir diesen Fall am Hals haben und …«
    »Was Blödsinn ist und was nicht, entscheide ich.«
    »Aber …«
    Hinnrichs’ Lächeln vertiefte sich. »Morgen Mittag um dreizehn Uhr, Heller«, sagte er. »Und lassen Sie sich bloß nicht einfallen, irgendwas anderes vorzuhaben!«

6
    Am anderen Ende der Stadt saß Merle Olsen auf dem Balkon ihrer Viereinhalb-Zimmer-Altbauwohnung und blickte in den hitzemüden Garten. Sie hatte die halbe Nacht wachgelegen und war schließlich aufgestanden, um die Küche zu putzen. Kühlschrank, Arbeitsplatten, Gewürzregal, das ganze Programm. Irgendwann gegen Morgen hatte sie sich wieder hingelegt und war zu ihrer eigenen Überraschung auch tatsächlich eingeschlafen. Doch der Schlaf hatte ihr keine Erholung gebracht. Im Gegenteil: Sie fühlte sich matt und zerschlagen und war froh über den neuen Tag und die Aufgaben, die er mit sich bringen würde.
    Als sie eine Bewegung in ihrem Rücken wahrnahm, zuckte sie unwillkürlich zusammen.
    »Habe ich dich erschreckt?« Kira Schönenberg, ihre Lebensgefährtin

Weitere Kostenlose Bücher