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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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sogar sagen können, was für Schuhe sie vor drei oder vier Jahren besessen hatte. Aber das mochte daran liegen, dass die Menge stets überschaubar gewesen war.
    »Außer einer Reihe von Tennisschuhen und einem Paar
Joggingtreter haben die Kollegen nichts gefunden«, erklärte sie, an ihren Vorgesetzten gewandt. »Und die waren durch die Bank von Lacoste.«
    Irina Portners Miene signalisierte Zustimmung. »Jan war ziemlich anspruchsvoll, was den Tragekomfort angeht. Und mit dieser Marke kam er gut klar.«
    Winnie Heller sah sie an. »Sind Sie jemals zum Bergsteigen oder Klettern gegangen?«
    »Ich?« Verständnislosigkeit. »Bergsteigen? Warum sollte ich?«
    Verhoeven ignorierte die Rückfragen. »Was Ihre Beobachtung betrifft, geben wir den Kollegen von der Spurensicherung Bescheid«, erklärte er, indem er seiner Partnerin bedeutete aufzustehen. »Gut möglich, dass die Sie bitten werden, das Ganze noch einmal vor Ort nachzustellen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, entgegnete Irina Portner. »Immerhin war ich mir schon an dem Abend nicht sicher und …«
    »Kein Problem«, sagte Verhoeven. »Versuchen Sie’s einfach. «

4
    »Wer immer Jan Portner erschossen hat, wollte wahrscheinlich verhindern, dass wir uns allzu genau mit ihm beschäftigen«, sagte Verhoeven, als sie wieder im Auto saßen.
    »Nicht dumm«, nickte Winnie Heller. »Wenn seine Ermordung wie die Notwehr eines auf frischer Tat ertappten Geiselnehmers aussieht, bedeutet das zugleich, dass wir zu wissen glauben, wie die Sache gelaufen ist. Und das Ergebnis ist, dass wir nicht an ein persönliches Motiv glauben.«
    Verhoeven nestelte am Regler der Klimaanlage. »Also werden
wir Jan Portner durchleuchten. Mit wem er zu tun hatte. Wem er auf die Füße getreten ist. Wer einen Grund hatte, ihn aus dem Weg zu räumen.«
    »Nach allem, was wir bislang wissen, seine Frau«, versetzte Winnie trocken.
    »Aber so weit zu gehen, sich vergewaltigen zu lassen, um alibitechnisch aus dem Schneider zu sein …« Verhoeven schüttelte nachdenklich den Kopf. »Das wäre doch wohl eins zu viel, oder?«
    »Vielleicht wollte sie nicht, dass das passiert«, schlug Winnie Heller vor. »Vielleicht ist die Sache irgendwie aus dem Ruder gelaufen, und sie hat die Kontrolle verloren.«
    Verhoeven warf ihr einen raschen Seitenblick zu. »Sie trauen ihr nicht, oder?«
    »Ich weiß nicht«, gab sie zu. »Bis jetzt kann ich sie noch nicht wirklich einschätzen.«
    »Geht mir genauso.« Er lockerte seinen Gurt. »Was denken Sie, wie weit wir zurückgehen sollten?«
    »Wegen eines möglichen Motivs?«
    Er nickte.
    »Keine Ahnung«, entgegnete sie. »Am besten so weit wie möglich, oder?«
    »Tja«, sagte er. »Manche Dinge haben einen langen Atem. Hass zum Beispiel. Oder Rachsucht …«
    Winnie Heller dachte an Merle Olsen. Und wenn es hundert Jahre dauert, überlegte sie, wenn sie dem Mann, der sie vergewaltigt hat, irgendwann gegenübersteht, wird sie ihn töten. Sie blinzelte in den wolkenlosen Himmel zwischen den Häuserzeilen und fragte sich, wann es endlich wieder einmal regnen würde. Doch noch war kein Ende der Hitze in Sicht. Im Gegenteil: Die Meteorologen übertrafen sich Tag für Tag mit immer neuen Superlativen: »Jahrhundertsommer«, »Mittelmeerfeeling am Mittelrhein«, »Tropen ganz nah« und so weiter und so fort.
    Winnie Heller nestelte die Cola aus ihrer Handtasche, die sie sich am Morgen besorgt hatte. »Wollen Sie auch ’nen Schluck?« Sie hielt ihrem Vorgesetzten die geöffnete Dose unter die Nase. »Ist zwar ziemlich warm inzwischen, aber ich schätze, der Durst treibt’s rein.«
    Verhoeven sah kurz zu ihr herüber. Dann lächelte er. »Nein, danke.«
    Tja, wahrscheinlich hatte er irgendwo eine Flasche Mineralwasser versteckt  – das extra stille mit dem Extra-Gesundheitsmineralgemisch selbstverständlich! Winnie verdrehte die Augen. Dann leerte sie die Dose, ohne sie auch nur ein einziges Mal abzusetzen. Ihre Mutter hatte sie als Kind oft gerügt und behauptet, sie »trinke wie ein Mann«, doch das hatte Winnie eigentlich eher als Kompliment aufgefasst …
    Sie grinste.
    Warst du früher auch mal ein Mädchen?
    Im Präsidium hingegen wartete neuer Ärger auf sie. Genauer gesagt in Form einer Meute von Journalisten. Sie lauerten vor der Einfahrt und forderten nachdrücklich eine Stellungnahme zur jüngsten Entwicklung des Falls. Verhoeven wollte einfach an ihnen vorbeigehen, doch eine der Reporterinnen verstellte ihm kurzerhand den Weg. Sie

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