Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)
hinter ihm allmählich ungeduldig wurde,
und wenn er weiter so schlich, würde er vermutlich gleich eine ganze Schlange von Fahrzeugen hinter sich herziehen. Da konnte er sich eigentlich auch gleich ein Schild ans Auto kleben: »Hey, aufgepasst, da draußen! Hier kommt jemand, der etwas zu verbergen hat!«
Wütend setzte er den Blinker und blieb am rechten Fahrbahnrand stehen. Zwar waren es nur noch ein paar hundert Meter bis zu Irina Portners Haus, aber ihm fiel in der Not nichts Besseres ein. Und dieser Kerl da hinter ihm wirkte tatsächlich ziemlich genervt.
Aber was tat er jetzt?
Mein Gott, dann fahr doch vorbei, du Arsch! Worauf wartest du denn?
Damian biss sich auf die Lippen. Irrsinnigerweise fiel ihm in dieser Situation schon wieder der dunkle Golf ein. Und das, obwohl das da hinter ihm eindeutig ein Volvo war. Dunkelblau und so bieder, dass es einem glatt die Schuhe auszog. Passend zum Wagen war der Fahrer ein blasser Beamtentyp, nicht hässlich, aber auch nichts Besonderes. Er hatte eine Frau neben sich sitzen. Und gerade sagte er irgendwas zu ihr.
Worauf wartest du, du Armleuchter? Auf besseres Wetter oder was?
Damian zog den Kopf zwischen die Schultern und funkelte wütend in den Rückspiegel.
Na, das sind mir die Liebsten! Erst drängeln wie blöde und dann mit dem Arsch nicht rumkommen. … Ja, genau, ich halte hier, du Blödmann! Hast du irgendwas dagegen? Vielleicht besuche ich heute zum ersten Mal meine Flamme aus dem Internet und bin auf der Suche nach dem richtigen Haus. Vielleicht spinnt mein Navi. Vielleicht … Ah, na endlich hat er’s kapiert, der Arsch, ich schicke Blumen! … Ja, Mann, hinter dir ist alles frei, also fahr einfach, okay? … Na, phantastisch! … Und tschüss, du Idiot!
Er sah dem Wagen nach, während er versuchte, seine Wut
unter Kontrolle zu bringen. Wieso, verdammt noch mal, lief in den letzten Tagen alles schief? Hatte sich denn die ganze Welt verabredet, ihm das Leben so schwer wie irgend möglich zu machen?!
Das Steuer vor ihm verschwamm zu einem matten schwarzen Klumpen, der im Takt des Blinkers zu pulsieren schien. Damian hörte das Surren des Motors, fühlte das Bremspedal unter seinem Fuß und dachte gerade, dass er sich nicht zu lange aufhalten durfte, als ein plötzliches Rot ihn aufmerken ließ. Bremslichter, die in einiger Entfernung aufleuchteten. Aber … Hey, Augenblick, was war das? Was, in aller Welt, hatte dieser Kerl denn jetzt vor? Wieso fuhr er auf einmal so gottverdammt langsam?
Damian kniff die Augen zusammen und beobachtete, wie der Volvo unmittelbar neben einem anderen, am rechten Fahrbahnrand geparkten Auto zum Stehen kam. Ein Renault, kaffeebraun mit verdunkelter Heckscheibe. Das Fenster auf der Beifahrerseite des Volvos surrte herunter, und Damian erstarrte, als sich kurz darauf auch das Seitenfenster des Renaults öffnete und ein Mann mit akkuratem Kurzhaarschnitt den Kopf herausstreckte. Er wechselte ein paar Worte mit der Beifahrerin des Ungeduldigen, von der Damian nur hin und wieder ein Stück Profil erkennen konnte.
Scheiße, Scheiße, Scheiße! Wenn das keine Bullen sind!
Aber warum, um Himmels willen, sollten sie …?
Damians Gedanken flatterten hin und her wie ein Schwarm aufgeschreckter Vögel, während der Kurzhaarschnitt den Kopf zurückwarf und lauthals loslachte. Offenbar ein Scherz unter Kollegen. Die Frage war nur, was diese Armleuchter hier wollten. Ob Irina Portner Polizeischutz angefordert hatte? Aber der Touran stand doch viel zu weit entfernt von ihrem Haus, als dass die Insassen alles, was dort vor sich ging, sicher im Blick haben konnten …
Nein, verdammt! Das ist es nicht! Es ist etwas anderes!
Sie rechnen mit mir …
Das hier ist eine Falle!
Aus irgendeinem Grund rechnen sie damit, dass ich genau das tue, was ich tue. Dass ich hierher zurückkehre. Damian starrte seine rechte Hand an, die sich schweißnass um den Schaltknüppel schloss. Dabei schwitzte er eigentlich nie.
Eigentlich …
Sein Herz schlug Purzelbäume, während er überlegte, was er jetzt tun konnte. Wahrscheinlich hatten sie Kameras aufgestellt, die jedes Fahrzeug registrierten, das an Irina Portners Haus vorbeifuhr. Jeden Passanten. Jeden Spaziergänger. Jeden Kerl, der einfach nur seinen Hund Gassi führte. Einfach alles …
Auch wenn er sich nie explizit darum gekümmert hatte, konnte er
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