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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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sie so durchdringend, als habe ein Jäger ein Stück Wild ins Visier genommen. »Das haben Sie sehr wohl so gemeint!«
    Winnie machte wütend ihren Arm los. »Ich lasse mir nichts in den Mund legen.«
    »Quatschen Sie nicht«, unterbrach Jo Ternes sie. »Was war das mit Portner?«
    Winnie Heller warf ihr einen finsteren Blick zu. Zugleich hätte sie sich selbst am liebsten gevierteilt dafür, dass sie so unvorsichtig gewesen war. »Kein Kommentar«, sagte sie. Dann schob sie sich entschlossen durch die Menge und folgte ihrem Vorgesetzten ins Innere des Gebäudes.
    »Alles klar?«, fragte Verhoeven, als sie im Aufzug standen.
    »Nein, nicht so richtig.« Sie seufzte. »Ich fürchte, ich hab Mist gebaut.«
    »Inwiefern?«
    Kleinlaut berichtete sie ihrem Vorgesetzten von dem kurzen Wortwechsel mit der Reporterin. Und von dem Fauxpas, den sie begangen hatte.
    »So was kann jedem passieren«, sagte Verhoeven. »Machen Sie sich keinen Kopf.«
    Winnie Heller rupfte wütend ihre Tasche zurecht, deren Tragegurt sich verdreht hatte. »Aber wir haben doch noch gar nicht entschieden, wie viel wir davon öffentlich machen, und wenn wir jetzt …«
    »Dieser ganze verdammte Fall ist öffentlich«, gab Verhoeven achselzuckend zurück. Und zu ihrer Überraschung hatte sie tatsächlich das Gefühl, dass er ihr den Patzer nachsah. »Und meiner Ansicht nach ist das durchaus nicht nur von Nachteil.«
    »Wieso?«
    »Na ja«, antwortete er. »Diese ganze Panikmache bedeutet natürlich, dass wir einen Haufen falscher Hinweise und hysterischer Überreaktionen bekommen, die uns unter Umständen von dem ablenken, was wirklich wichtig ist. Andererseits brauchen wir auch endlich die Aufmerksamkeit der Leute.«
    »Damit endlich mal jemand merkt, dass der Kerl da ist?«
    Verhoeven nickte. »Fakt ist, dass der Artist die Frauen im Vorfeld der Tat beobachtet oder doch zumindest auf andere Weise durchleuchtet. Und Fakt ist auch, dass das bislang noch niemandem aufgefallen ist.«
    Da hat er, verdammt noch mal, recht, dachte Winnie Heller, während sie sich Kolmars Einschätzung ins Gedächtnis rief: Das ist einer der Punkte, die diesen Fall so überaus bemerkenswert machen …
    »Trinken wir noch einen Kaffee, bevor wir die anderen informieren? «, riss Verhoevens Stimme sie aus ihren Gedanken.
    Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Tut mir leid, aber das werden Sie allein übernehmen müssen.« Sie zögerte. »Ich habe doch diesen Termin heute Nachmittag.«
    Offenbar wusste er von nichts, denn er hob nur fragend die Augenbrauen.
    »Hinnrichs«, knurrte sie. »Er besteht darauf, dass ich ausgerechnet jetzt mein angebliches Geiselnahmen-Trauma aufarbeite und mit der zuständigen Psychologin spreche. Ansonsten droht mir ab sofort Innendienst.«
    »Oje.« Ihr Vorgesetzter zog mitfühlend die Stirn in Falten. »Das ist ja mal wieder ein klasse Timing.«
    »Allerdings«, nickte sie. »Und leider sah Hinnrichs ganz und gar nicht so aus, als ob er in diesem Punkt mit sich reden ließe.« Sie warf ihm einen flehentlichen Blick zu. »Aber vielleicht könnten Sie ja versuchen, ob Sie da nicht …«
    Verhoeven lächelte. »Sie machen das schon.«
    Na toll! Vielen Dank auch, du Arsch! 
    Winnie merkte, wie sich ihre Wangen mit Blut füllten, und das lag ausnahmsweise mal nicht an der Hitze. Wahrscheinlich hatten sich die beiden längst abgestimmt. Schließlich hielten diese Kerle doch immer zusammen, ganz egal, worum es ging!
    »Sicher«, entgegnete sie kühl. »Dann also bis morgen.«
    »Ja«, sagte Verhoeven. »Bis dann.«

5
    Dr. Amanda Kerr war eine zurückhaltend attraktive Frau von Mitte vierzig mit einem glatten, ebenmäßigen Teint und interessanten gelbgrünen Augen hinter einer randlosen Brille.
    »Wie geht es Ihnen?«, eröffnete sie das Gespräch, kaum dass Winnie Heller auf dem Stuhl (kein Sofa, immerhin!) ihr gegenüber Platz genommen hatte.
    »Ganz gut, danke.«
    »Was macht Ihr Job?«
    Dass sie die Frage so leger formulierte, machte Winnie Heller automatisch misstrauisch. Sie kannte die Tricks dieser Leute nur zu gut. Vertrauen aufbauen. Das Opfer in Sicherheit wiegen. Und sich dabei klammheimlich irgendwelche Notizen machen, die sich anschließend gegen den Betreffenden verwenden ließen. Aber leider sah sie noch immer nicht die geringste Möglichkeit, um dieses Gespräch herumzukommen.
    Also die Job-Frage …
    »Viel zu tun im Moment.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    Heuchlerin! Bestimmt notierte sie in Gedanken bereits, dass ihre Patientin

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