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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Bursche weiß über den Zirkel Bescheid und darüber, wie eng die Verbindung zwischen uns ist. Ich würde uns alle nicht zu Gegnern haben wollen.«
    Richtig. Die zwölf Männer – Eli betrachtete sie viel lieber als seine zwölf Jünger –, die den Zirkel bildeten, waren eine ziemlich bunte Vereinigung, die alle möglichen Fäden in den Händen hielt. Diese reichten bis in die höchsten Kreise, sei es bei den Medien, in der Justiz, der Regierung, sogar bei der Polizei. Nur Eli hatte keinerlei öffentlichen Einfluss. Doch er hatte den Zirkel gegründet, und er überwachte die Zeremonie.
    »Aber was ist mit dem Lamm?«, fragte Eli. »Wird der Junge ein Problem sein?«
    Strauss schüttelte den Kopf. »Er erinnert sich daran, dass er gekidnappt wurde, dass man ihm einen stinkenden Lappen aufs Gesicht gedrückt hat, und das ist auch schon alles.« Er blickte zur Tür und flüsterte fast. »Da wir gerade vom Lamm reden, haben wir einen Ersatz?«
    »Gregson hat etwas Entsprechendes im Auge, aber er meinte, es wäre noch nicht so weit, um eingefangen zu werden.«
    »Vielleicht kann er die Dinge ein wenig beschleunigen. Wenn wir das Zeitfenster verfehlen …«
    »Ich weiß. Nur noch ein Neumond bis zur Tagundnachtgleiche.« Die Zeremonie musste jedes Jahr während der Neumondphase zwischen der Sommersonnenwende und der herbstlichen Tagundnachtgleiche stattfinden. »Aber wir haben noch Zeit.«
    Was für eine schlimme Katastrophe, das kleine vietnamesische Lamm verloren zu haben. Der Junge war reif gewesen, mitgenommen zu werden, und der Zirkel hatte sich bereitgehalten. Die Zeremonie hätte in der vergangenen Nacht stattfinden können, und sie alle hätten für ein weiteres Jahr Ruhe gehabt.
    »Aber wissen Sie, was mich am meisten stört?«, sagte Strauss. »Dass Sie hier in einem Krankenhausbett liegen. Denn aufgrund der Zeremonie hätten Sie geschützt sein sollen, Sie hätten keinerlei Schaden nehmen dürfen. Zumindest haben Sie uns das immer erzählt.« Er deutete unbestimmt in die Richtung von Elis intravenösem Tropf. »Wie erklären Sie sich all das?«
    Dieselbe Frage quälte Eli, seit sich die Klinge seines eigenen Stiletts in seinen Leib gebohrt hatte.
    »Das kann ich nicht«, sagte Eli. »In den zweihundertundsechs Jahren, die ich die Zeremonie durchführe, ist so etwas wie dies noch nie passiert. Ich habe Kriege, Sintfluten und Erdbeben unversehrt überstanden. Vergangene Nacht jedoch …«
    »Ja. Vergangene Nacht waren Sie alles andere als geschützt. Wollen Sie das vielleicht erklären?«
    Eli gefiel Strauss’ Tonfall nicht. Gab es da einen Anflug von Feindseligkeit? Oder von Angst?
    »Ich glaube, das Problem liegt nicht bei mir, sondern bei dem Mann, der mich überfallen hat. Nachdem ich seine überlegene Kraft am eigenen Leibe habe spüren müssen, und nach dem, was Sie mir von seiner Fähigkeit, sich in Luft aufzulösen, erzählt haben, glaube ich, dass wir nicht von einem gewöhnlichen Menschen attackiert wurden. Ich …«
    Eli verstummte, als käme ihm eine Erleuchtung. Plötzlich war alles klar.
    »Was ist los?« Strauss beugte sich vor. Seine Miene war angespannt.
    »Die einzige Möglichkeit, die Ereignisse der vergangenen Nacht schlüssig zu erklären, ist die, dass wir davon ausgehen sollten, dass wir mit jemandem zu tun haben, der sich selbst der Zeremonie bedient.«
    Ja, natürlich. Das musste es sein. Das erklärte auch, weshalb der Angreifer das Kind mitgenommen und Eli und Adrian nicht der Polizei übergeben hatte. Vielleicht erklärte es sogar, weshalb er das Messer mitgenommen hatte. Er wollte den Zirkel nicht auffliegen lassen – er wollte die Kontrolle darüber an sich reißen. Er wollte Eli seine Position streitig machen, und wahrscheinlich nahm er an, dass eine Blutprobe des Führers ihm dabei helfen würde, dieses Ziel zu erreichen.
    »Oh, das ist ja großartig!«, sagte Strauss, wobei seine Stimme lauter wurde. »Absolut verdammt spitzenmäßig! Wie sollen wir mit so etwas fertig werden?«
    Eli gab sich Mühe, ruhig und gelassen zu bleiben. Dies war nicht der geeignete Zeitpunkt, um in Panik zu geraten. »So, wie Sie alle anderen Dinge regeln. Ihnen stehen die Möglichkeiten eines der leistungsfähigsten Polizeiorgane der Welt zur Verfügung. Benutzen Sie Ihre Truppe, um diesen Mann zu suchen und zu finden. Und wenn Sie ihn haben, dann bringen Sie ihn zu mir.«
    »Aber ich dachte, Sie seien der Einzige, der die Zeremonie kennt.«
    »Was ich entdecken kann, das können auch andere.

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