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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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dass Tiffany auch ein Remake von I think we’re alone now aufgenommen hat.«
    »Hm, dieser Song!«, stöhnte Portman. »Den sang Tara praktisch Tag und Nacht. Sie hatte eine wunderbare Stimme, traf jeden Ton. Aber wie oft kann man sich immer denselben Song anhören? Es machte uns glatt verrückt! Aber wissen Sie was?« Seine Stimme klang gepresst. »Ich würde alles in der Welt darum geben – sogar mein Leben –, diesen Song noch einmal von ihr zu hören. Nur ein einziges Mal.«
    Falls Gia irgendwelche Zweifel gehabt hatte, dass das Wesen im Menelaus Manor Tara Portman gewesen war, so zerstoben sie jetzt.
    Sie tauchte tiefer in den Koffer ein und holte eine Stoffpuppe hervor, die sie auf Anhieb erkannte.
    »Roger Rabbit!«
    Portman fasste an ihr vorbei und ergriff die Puppe. Er drehte sie hin und her und starrte sie mit feuchten Augen an.
    »Roger«, flüsterte er. »Dich hätte ich fast vergessen.« Er sah kurz zu Gia. »Ich bin lange nicht mehr hier gewesen.« Er seufzte. »Der Film mit Roger Rabbit kam in dem Sommer heraus, in dem sie verschwand. Ich musste ihn mir dreimal mit ihr ansehen, und jedes Mal lachte sie noch heftiger als vorher. Wahrscheinlich wären wir auch noch ein viertes Mal hingegangen, wenn sie nicht …«
    Er gab ihr die Puppe zurück.
    Gia blickte in ihre großen blauen Augen und spürte, wie Tränen über ihre Wangen rannen. Sie wischte sie schnell ab, aber nicht schnell genug.
    »Ich glaub, ich spinne«, sagte Portman.
    »Wie bitte?«
    »Eine Reporterin mit Gefühlen. Ich kann Ihnen gar nicht aufzählen, mit wie vielen Reportern ich seit 1988 gesprochen habe, und Sie sind die Erste, die echte Anteilnahme zeigt.«
    »Vielleicht waren meine Vorgänger einfach erfahrener. Und vielleicht geht mir diese Sache aus persönlichen Gründen so nahe.«
    »Haben Sie eine Tochter?«
    Gia nickte. »Sie ist acht … und sie hat gerade ein Video von Roger Rabbit entdeckt. Sie liebt ihn geradezu.«
    Erneut kamen ihr die Tränen. Gia wehrte sich dagegen, aber sie brachte sie nicht zum Versiegen. Was mit Tara Portman geschehen war – herausgerissen aus einem glücklichen Leben und ermordet oder noch Schlimmeres. Es war zu grausam, einfach … zu grausam.
    »Lassen Sie sie niemals aus den Augen«, sagte Portman gerade. »Bleiben Sie jede Minute in ihrer Nähe, denn man kann nie wissen …, man kann nie wissen.«
    Sie bekam Angst. Vicky war weit weg, in einem Ferienlager. Warum um alles in der Welt hatte sie sie weggelassen?
    Aber sie konnte Vicky nicht einsperren. Sicher, am liebsten hätte sie sie in einer rundum geschlossenen Blase aufgezogen, aber das wäre nicht fair gewesen.
    Gia legte Roger Rabbit in den Koffer zurück und richtete sich auf. Sie fühlte sich etwas benommen. »Ich … ich glaube, ich weiß jetzt genug.«
    »Schicken Sie mir ein Exemplar Ihres Artikels?«, fragte Portman.
    »Natürlich, wenn ich ihn verkaufen kann.«
    »Das werden Sie. Sie haben viel Herz. Das erkenne ich. Ich will, dass er veröffentlicht wird. Ich möchte, dass Taras Name wieder bekannt wird. Ich weiß, dass sie tot ist. Ich weiß, dass sie nie mehr zurückkommen wird. Aber ich will nicht, dass man sie vergisst. Im Augenblick ist sie nur ein Posten in einer Statistik. Ich will, dass sie wieder ein Name ist.«
    »Ich tu mein Bestes«, sagte Gia.
    Sie fühlte sich schrecklich, weil sie ihn anlog. Es würde niemals einen solchen Artikel geben. Ihr schlechtes Gewissen trieb sie zur Tür, um so schnell wie möglich diesem heißen, übel riechenden Gefängnis zu entfliehen, dessen Wände sie zu zerquetschen drohten.
    Portman folgte ihr. »Haben Sie eine Ahnung, was aus Tara hätte werden können, was sie hätte erreichen können? Sie konnte singen, sie konnte Klavier spielen, sie konnte reiten, sie war intelligent, und sie liebte das Leben, jede einzelne Sekunde. Sie hatte Eltern, die sie liebten, und vor ihr lag ein wundervolles Leben. Aber all das wurde ausgelöscht.« Er schnippte mit den Fingern. »Einfach so. Und nicht durch irgendeinen tragischen Unfall, sondern mit Absicht. Mit kalter, eindeutiger Absicht! Und was ist mit Jimmy? Wer weiß, was aus ihm hätte werden können? Ganz gewiss etwas Besseres als der Junkie, der er jetzt ist. Und was ist mit mir und Dot? Wir hätten zusammen alt werden, hätten Enkelkinder haben können. Aber das wird nie geschehen.« Seine Stimme brach. »Machen Sie den Leuten klar, dass derjenige, der sich meine Tara geholt hat, nicht nur ein kleines Mädchen ermordete. Er hat eine ganze

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